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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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Der Hauptkommissar parkte das Auto unmittelbar hinter Baumanns Fahrzeug und stieg aus.
    »Wo ist die Leiche?«, fragte er einen der Beamten, die anscheinend nichts Besseres zu tun hatten, als die Funkgeräte ihrer Streifenwagen zu bewachen.
    Der Angesprochene zeigte in den Wald. »Diese Richtung, etwa zweihundert Meter. Sie sehen es schon.«
    Brischinsky nickte stumm und machte Anstalten, über den Graben zu springen.
    »Sie sollten es besser dahinten versuchen, Herr Hauptkommissar«, meinte einer der wartenden Polizisten. »Da geht es besser.«
    »Ach was.« Brischinsky machte eine abwehrende Handbewegung und nahm Anlauf. Dann sprang er.
    Die gegenüberliegende Seite des Grabens war steil und durch den Regen der vergangenen Tage aufgeweicht. Der Hauptkommissar landete zuerst auf seinem linken Fuß, rutschte ab, geriet ins Straucheln und musste, um nicht rückwärts in den Graben zu fallen, mit seinem rechten Bein einen Ausfallschritt nach hinten machen. Mit einem Klatschen versank sein Fuß bis zu den Waden im Wasser.
    »Verdammte Scheiße!«, brüllte Brischinsky. »Warum muss das immer mir passieren?!« Als er das verstohlene Gegriene seiner Kollegen bemerkte, brüllte er noch lauter: »Habt ihr eigentlich nichts anderes zu tun, als hier Maulaffen feilzuhalten?«Er kroch die Böschung des Grabens hoch, schüttelte den Schlamm von seinem rechten Lederschuh, wischte sich seine verschmutzten Hände mit einem Taschentusch sauber und stapfte vor sich hinschimpfend ins Unterholz.
    Schon von weitem leuchteten Brischinsky die weiß-roten Bänder entgegen, mit denen der Fundort der Leiche markiert war. Beamte der Spurensicherung hantierten mit dem Inhalt ihrer Untersuchungskoffer. Andere Polizisten suchten systematisch die Gegend ab.
    Heiner Baumann ging dem Hauptkommissar entgegen, als er ihn bemerkte.
    »Na, alles gut überstanden?«, erkundigte sich der Assistent mitleidig.
    »Wie man’s nimmt. Als dein Anruf kam, hatte der Zahnarzt gerade den Bohrer angesetzt und sich dann durch das Piepen des Handys so erschreckt, dass er mir auf dem Nerv rumgebohrt hat. Ich habe das Halleluja rückwärts gesungen.«
    »Oh, tut mir Leid. Aber das konnte ich ja nicht wissen, dass ich dich schon auf dem Behandlungsstuhl erwische.«
    »Leider konntest du das wirklich nicht.«
    »Und wie geht’s dir jetzt?« Kommissar Baumann blickte interessiert auf das rechte Bein seines Chefs. »War das auch beim Zahnarzt?«
    »Spinnst du? Die verdammte Scheiße da drüben ...« Der Hauptkommissar stockte. »Lassen wir das. Mir geht es gut. Was ist passiert?«, erkundigte er sich und ging näher an den Reisighaufen heran. »Liegt da die Leiche?«, fragte er interessiert.
    »Ja. Sieht aber nicht so besonders gut aus«, erwiderte Baumann.
    »Warum?«
    »Na ja, die Verwesung hat schon eingesetzt. Kein besonders schöner Anblick.«
    »Hm.« Dem Hauptkommissar schlug ein fauliger, süßer Geruch entgegen. »Tag, Kollegen«, grüßte er die Beamten der Spurensicherung, die gerade ihre Arbeit beendeten. Nur der Polizeifotograf machte noch einige Aufnahmen.
    Brischinsky streifte seine Plastikhandschuhe über. »Lasst ihr mich mal durch?«
    Er schob sich an den Beamten vorbei zu dem Reisighaufen. Dabei stieß er mit seinem Fuß gegen einen Ast. Durch die Erschütterung aufgeschreckt, flogen Tausende kleine Insekten hoch und umkreisten seinen Kopf. Mit der Hand versuchte er, die Viecher zu verscheuchen. Erfolglos. Insekten saßen in seinen Haaren, in seinen Ohren und auch in seiner Nase. Brischinsky schüttelte sich angeekelt.
    »Fruchtfliegen«, bemerkte einer der abseits stehenden Beamten trocken. »Nehmen Sie einen Mundschutz.«
    Er warf dem Hauptkommissar eine Schutzmaske zu, die dieser dankbar aufsetzte. Dann beugte er sich endlich hinunter zu der Leiche. Eine Wolke üblen Geruchs schlug ihm entgegen. Brischinsky hielt den Atem an. So etwas sah auch ein altgedienter Hauptkommissar nicht jeden Tag.
    Vor ihm lag eine anscheinend männliche, von Fäulnisgasen bereits aufgequollene Leiche, bekleidet mit einem Trikot in Blau-Rot mit der Aufschrift 1. FC Bayern München , darüber eine braune Lederjacke, blaue Jeans und Turnschuhe. Der Tote lag auf dem Rücken, so dass Brischinsky das Gesicht sehen konnte. Wahrlich kein schöner Anblick.
    Das Opfer hatte schwarze Haare. Ein blaugraues Etwas, das der Hauptkommissar nach kurzem Nachdenken als unnatürlich dick angeschwollene Zunge identifizierte, hing aus dem rechten Mundwinkel. An einigen Stellen des Gesichtes

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