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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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deutliche Fußspuren. Da hat eindeutig jemand gestanden und sich nervös eine Zigarette nach der anderen reingezogen und sie am Stamm, nämlich hier«, er zeigte auf eine mit Asche verschmutzte Stelle, »ausgedrückt und auf den Boden geworfen. Das ist im Moment alles. Wenn der Medizinmann fertig ist, sehen wir uns die Leiche auch noch einmal an.«
    »In Ordnung.« Brischinsky sprach wieder den Gerichtsmediziner an. »Wie sieht’s aus?«
    »Für ihn ziemlich duster.« Der Arzt zeigte auf den Toten und grinste. »Ansonsten geht’s. Was wollen Sie wissen?«
    »Wie lange hängt der schon hier?«
    »Nicht sehr lange. Zwei bis drei Tage. Kein Anzeichen für Fremdverschulden, wenn Sie mich fragen. Aber Genaueres ...«
    »... kann natürlich erst die Obduktion ergeben.«
    »Todesursache vermutlich Genickbruch. Die Handgelenke waren nicht gefesselt, als er starb. Es sind keine Druckstellen oder Ähnliches zu finden. Ob er allerdings betäubt war ... Informieren durch Obduzieren ... Aber das kennen Sie ja wahrscheinlich auch schon.«
    »Also drei Tage?«
    »Höchstens.«
    »Das wäre dann Samstag gewesen, oder?«
    »Überaus scharfsinnig.« Der Arzt zog die Einweg-Kunststoffhandschuhe aus und packte seine Untersuchungsinstrumente in seinen Koffer. »Mitte der Woche haben Sie meinen Bericht.«
    »Danke.« Brischinsky drehte sich von dem Mediziner weg und rief den Polizeibeamten zu: »Weiß von euch vielleicht jemand, gegen wen Schalke am Samstag gespielt hat?«
    Einer der Beamten sah auf. »HSV.«
    »Und wo?«
    »Zu Hause. Schalke hat gewonnen. Vier zu zwei.«
    »Rüdiger, wir haben hier noch was.« Der Leiter der Spurensicherung näherte sich Brischinsky. »Eine angebrochene Schachtel West. Schlüssel. Waren in der Jackentasche. Und seine Brieftasche.« Er hielt sie dem Hauptkommissar hin.
    »Nein«, wehrte Brischinsky ab. »Nicht ohne Handschuhe. Sieh du nach.«
    Der Ermittler begann, den Inhalt der Brieftasche zu begutachten. »Zwei Blaue und ein Fünfziger. Sein Personalausweis. Ja, das ist er. Martin Pleiße aus Hamburg. Geboren am 3. Juli 1975. Wohnt in der Holsteiner Straße 8.«
    »Einen Moment, das muss ich mir notieren.« Bri-
schinsky schrieb sich die Adresse auf. »Okay. Weiter.«
    »Ein Blutspendeausweis, eine Euroscheckkarte und Plastikgeld, Amex. Was es auch immer war, ein Raubmord war es jedenfalls nicht. Was haben wir denn hier?« Der Spurensicherer faltete einen Zettel auseinander und begann zu lesen: » This is the end, my only friend , the end ... so geht das weiter. Was ist das?«
    »Wie alt bist du eigentlich?«, fragte sein Gegenüber zurück.
    »Zweiunddreißig, warum?«
    »Wenn du mein gesegnetes Alter von siebenundvierzig erreicht hättest, wüsstest du, dass es sich bei dem, was du da eben vorgelesen hast, um eine Textzeile aus einem Song des größten Mystikers der Rockmusik handelt.«
    »Muss man den kennen?«, fragte der Kollege, bemüht, sein Desinteresse zu verbergen.
    »Muss man nicht. Aber man sollte. Jim Morrison. Leadsänger der Doors .«
    »Aha.«
    »Morrisons Lieder waren alle sehr schwermütig, viele voller Todessehnsucht. Er hat sich auf der Höhe seines Ruhmes mit Heroin umgebracht. Wenn jemand diesen Text mit sich in seiner Brieftasche herumträgt, kann das dafür sprechen, dass er sich als Bruder im Geiste mit Jim Morrison verbunden fühlte.«
    »Und sich deshalb auch um die Ecke gebracht hat?«
    »Wie gesagt, das kann dafür sprechen. Muss aber nicht. Sonst noch was?«
    »Nein.«
    »Gut. Pack die Sachen in die Tüte und nimm sie mit ins Labor. Morgen möchte ich deinen Abschlussbericht. Ihr könnt die Leiche jetzt abtransportieren.«
    Auf dem Weg zurück zu ihrem Fahrzeug ließ sich Brischinsky von Baumann Bericht erstatten: »Der Mann, der die Leiche entdeckt hat, heißt Kurt-Georg Uhliger. Er wohnt in der Ewaldstraße 213 in Herten, das ist nicht weit von hier. Der arme Kerl hat gezittert wie Espenlaub.«
    »Warum?«
    »Er ist Postbeamter, steht kurz vor der Pensionierung.«
    »Der hat’s gut. Und?«
    »Er hat Angst, dass er mit diziplinarrechtlichen Konsequenzen rechnen muss.«
    »Warum? Weil er eine Leiche gefunden hat?«
    Baumann bewahrte mühsam die Fassung und sah seinen Chef mit verkrampftem Gesicht an.
    »Nein, warte, jetzt weiß ich’s«, sagte Brischinsky. »Er ist unser Fußballmörder.«
    Baumann lachte. »Du wirst es nicht glauben, aber dieser Beamte hat illegal im Ewaldsee gefischt.«
    »Ist nicht wahr! Ein Wilderer. Das hat er dir gestanden?« Brischinsky

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