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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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So kamen die Überraschten gar nicht auf die Idee, sich zu wehren. Der Fan prügelte mit seiner schlagringbewehrten rechten Faust hart und erbarmungslos in die Gesichter der hilflosen Anderen , bis diese zu Boden gingen. Einige heftige Fußtritte gegen den Kopf ließen im Allgemeinen deren ohnehin geschwächte Widerstandsbereitschaft völlig erlahmen. Seine Opfer waren dann meist nur noch damit beschäftigt, sich vor weiteren Schlägen und Tritten zu schützen oder sich auf allen vieren kriechend in Sicherheit zu bringen.
    Der Fan entriss seinen Gegnernüblicherweise Schal oder Fahne und entfernte sich ohne Hast. Dann zog er das Trikot aus und packte es mit der Beute in seinen Rucksack.
    Es war ihm egal, welche Verletzungen seine Opfer davontrugen. Er spürte kein Bedauern, aber auch keinen Triumph. Er konnte nicht anders handeln, er hatte keine Alternative. Die Arbeit musste erledigt werden. Sorgfältig und gründlich. Und das konnte nur der Fan tun.
    34
    Rüdiger Brischinsky hatte es sich gerade mit der aktuellen Ausgabe des Feinschmeckers und einer Currywurst auf seinem Bürostuhl bequem gemacht, als das Telefon schellte.
    »Gehst du bitte dran?«, fragte er mit vollem Mund und widmete sich weiter mit Genuss der Wurst und einem Artikel über die Gefahr der Ernährung durch Fastfood-Produkte. Er musste so über das Geschreibsel lachen, dass er sich beinahe mit der köstlichen Sauce bekleckert hätte.
    Baumann meldete sich. »... kann gerade nicht. Was ist los?«, fragte er mit einem Blick auf seinen Vorgesetzten, der ihm wohlwollend zunickte und weiterkaute.
    »Was?« Baumann machte ein erschrockenes Gesicht. Dann, nach einer kurzen Pause, sagte er: »In Ordnung. Ich habe verstanden. Wir kommen sofort.« Er knallte den Hörer auf das Telefon. »Schmeiß dein Essen in den Müll. Wir müssen los. Sofort.«
    Brischinsky machte ein erstauntes und vor allem ungehaltenes Gesicht. »Warum? Ich esse gerne, wie du weißt.«
    »Es gibt eine weitere Leiche. Wieder ein Fußballfan.«
    Brischinsky sprang auf. Dabei tropfte Currysauce auf seine Hose.
    »Scheiße, verdammt«, fluchte er, stopfte sich noch einige Pommes frites in den Mund und warf die Essensschälchen in Richtung Papierkorb, traf aber nicht. Die restlichen Bestandteile seiner Mahlzeit tropften und fielen auf den zwar nicht mehr ganz neuen, aber dennoch ansehnlichen Teppichboden.
    »Echte Scheiße«, schimpfte Brischinsky wieder und beeilte sich, seinem Mitarbeiterim Laufschritt über den Flur zu folgen.
    Als sie ihr Fahrzeug auf dem Hof des Polizeipräsidiums erreicht hatten, war Brischinsky völlig außer Atem und knallrot im Gesicht. »Wer verlangt eigentlich von einem Polizeibeamten, der kurz vor der Pensionierung steht, dass er den Europarekord im Fünftausendmeterlauf unterbietet?«, keuchte der Hauptkommissar.
    »Wessen Pensionierung? Du bist noch keine fünfzig.«
    Mit quietschenden Reifen schoss ihr Passat vom Hof.
    »Leider. Sonst gäbe es in meinem Leben etwas, auf das ich mich freuen könnte. Also, was ist los?«
    »Ich weiß auch nichts Genaues. Nur, dass am Ewaldsee ein Toter gefunden wurde. Und da der ein Fußballtrikot anhat, haben die Kollegen uns sofort verständigt.« Baumann stellte das Blaulicht auf das Fahrzeugdach und schaltete das Martinshorn ein.
    »Schlaue Jungs.«
    Der Kommissar lenkte den Wagen mit schleuderndem Heck über dieWälle, Richtung Autobahnauffahrt Recklinghausen/Herten.
    »Langsam!«, schrie Brischinsky erschrocken auf. »Willst du uns umbringen? Ich sprach eben von meiner Pensionierung, die ich noch unversehrt erleben möchte.«
    Baumann erwiderte nichts. Seine Aufmerksamkeit wurde vom Nachmittagsverkehr in Anspruch genommen. Er überholte einen LKW unmittelbar vor der stark befahrenen Kreuzung Westring, die er bei roter Ampel passierte. Der Fahrer eines mit vier Personen besetzten Audis sah das Polizeifahrzeug erst spät und konnte im letzten Moment bremsen. Dennoch war Baumann zu einem waghalsigen Ausweichmanöver gezwungen.
    »Puh, das war knapp«, kommentierte der Kommissar sein fahrerisches Kunststück, das jedem Formel-Eins-Piloten zur Ehre gereicht hätte.
    Brischinskys Gesichtsfarbe war von rot zu weiß gewechselt. »Man könnte fast den Eindruck gewinnen, dass du nur zur Polizei gegangen bist, um deine animalischen Triebe auf innerstädtischen Straßen ungeahndet auszuleben. Pass auf!«, schrie er, als Baumann zwischen zwei Fahrzeugen hindurch auf die Auffahrt zur Autobahn schoss. »Nicht so schnell, verdammt noch

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