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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Zweyer
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gegnerischen Fanblocks lo-
ckerten das harmlose Gekicke auf dem Rasen etwas auf.
    »S 04, die Scheiße vom Revier«, grölten die Bochumer.
    »Absteiger, Absteiger«, vermuteten die Schalker.
    Kurt Schacklowski jedenfalls war trotz allem begeis-
tert. Er bejubelte jeden Ballverlust der Bochumer mit frenetischem Gebrüll und jedes Mal, wenn ein ballführender Schalker Spieler die Mittellinie überquerte, schwen- kte er begeistert seine überdimensionale Fahne. In der Halbzeitpause war Kurt trotz spärlicher Kleidung und knappen dreizehn Grad Lufttemperatur schweißgebadet.
    »Ich geh getz auf’n Bier. Soll ich euch wat mitbringen?«, wollte Frankenstein wissen.
    »Warte. Ich gehe mit«, unterstützte ihn Rainer.
    Cengiz sah seinen Freund fragend und skeptisch an. »Ich dachte, du wolltest fahren?«
    »Mach ich doch. Willst du auch ein Wasser? Wein gibt’s hier ohnehin nicht«, grinste Rainer.
    Cengiz nickte. »Beeilt euch bitte. Hier sehen nicht alle so Vertrauen erweckend aus wie du, Kurt.« Dem Angesprochenen entging die Ironie.
    Das Spiel lief schon zehn Minuten wieder, als Rainer und Kurt zurückkehrten.
    »Mann, wo bleibt ihr denn?«, empörte sich Cengiz. »Ich dachte, ihr wolltet nur was zu trinken holen?« Er sah auf die leeren Hände seines Freundes. Kein Mineralwasser. »Bist wohl wieder über ein Bierfass gestolpert, was?«
    »Ach was. Hör lieber zu, was uns passiert ist. Du fasst es nicht, glaub mir. Am Bierstand eine Ebene unter uns hat Kurt einen Kumpel aus Herne getroffen.«
    »Na und? So was soll ja vorkommen.«
    »Halt doch mal die Klappe. Und dieser Kumpel hat Kurt erzählt, dass er gegen Ende der ersten Halbzeit pinkeln wollte. Auf der Toilette ...«
    »Rainer!«
    »Nee, das ist wirklich wichtig. Der Kumpel ist also zur Toilette gegangen und hat da gesehen, wie ein Kerl im Bochumer Trikot einen anderen Bochumer Fan zusammengetreten hat.«
    »Na und? War der Zusammengeschlagene vielleicht Türke? Wenn ich mich hier so umsehe ...«
    »Cengiz, bitte! Der Kumpel von Kurt meint, den Schläger zu kennen. Der war bei ihm im Fanklub Buer. Das ist ein Fanklub von Schalke. Dämmert es jetzt?«
    »Wenn ich ehrlich bin, nein.«
    »Ein Schalke-Fan schlägt im Bochumer Trikot einen Bochumer Fan zusammen. Du hast mir doch gesagt, dass einer aus dem Zug erzählt hat, ein Dortmunder hätte die Dortmunder zusammengehauen, oder? Dann dieser Italiener, der mit Droppe in dem Wagon war. Der hat mir gesagt, dass es ein Dortmunder gewesen sei, der mit dem Messer hantiert hat. Und jetzt ein Bochumer einen Bochumer. Na?«
    »Schaaalke!«, schrie Kurt plötzlich mit weiteren fünftausend Menschen. »Schaaalke!«
    »Und jetzt meinst du, die beiden könnten identisch sein?«, fragte Cengiz, als sie ihr eigenes Wort wieder halbwegs verstehen konnten.
    »Wäre doch möglich.«
    »Wäre möglich, stimmt. Oder auch nicht. Selbst wenn der Kumpel deines Kumpels Recht hat. Was heißt das denn schon? Wenn ein Schalker, der aussieht wie ein Bochumer, einen Bochumer verprügelt und derselbe oder ein anderer Schalker, der aussieht wie ein Dortmunder, einen Dortmunder zusammenschlägt, warum kann dann nicht ein Dortmunder, der auch aussieht wie ein Dortmunder, einen Dortmunder im Suff erstechen, hä?«
    Rainer schwieg betreten.
    »Und? Wart ihr auf dem Klo? Habt ihr diesen seltsamen Bochum-Schalke-Mischling gesehen?«
    »Wir waren da. Aber wir haben keinen mehr gesehen. Und trotzdem: Es wäre möglich.«
    »Hast du wenigstens den Namen des Schlägers?«
    »Nee, den wusste der Kumpel von Kurt auch nicht.«
    »Und wie sah der aus?«
    »Groß, schwarzhaarig, etwas ausgemergelt. So beschreibt ihn Kurts Freund.«
    »Die Beschreibung dürften hier im Stadion auf Tausende passen.«
    Rainer wirkte plötzlich wie elektrisiert. »Du meinst, der ist noch im Stadion?«
    »Warum denn nicht?«
    »Komm, wir suchen den Typ.«
    »Rainer, hier sind Zehntausende von Zuschauern. Wie willst du mit dieser Beschreibung ...?«
    »Das weiß ich auch. Ich habe seinen Kumpel kennen gelernt«, er zeigte auf den fahnenschwenkenden und brüllenden Schacklowski, »und der hat den Schläger gesehen. Und jetzt los.«
    Rainer bat die Milka-Kuh um Unterstützung und bereitwillig betätigte sich Kurt als Eisbrecher. Er schob sich durch die wogende Menschenmasse, Rainer und Cengiz im Schlepptau. Aufkommender Unmut der gewaltsam beiseite Gedrückten wurde mit einem knappen »Halt’s Maul, du Arsch« im Keim erstickt und tatsächlich hatte Kurt Schacklowski nach

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