Tödliches Abseits (German Edition)
fahren. Woche für Woche. Und auch am 28. Februar hat er die Nummern aufgeschrieben. Ich habe sie hier!« Triumphierend legte sie die Liste auf Brischinskys Schreibtisch. »Und wenn wir Glück haben, ist die Autonummer des Täters auch dabei.«
Der Hauptkommissar griff nach der Unterlage und warf einen flüchtigen Blick darauf. »Wie viele Nummern sind das?«, fragte er vorsichtig.
»Ich habe sie eben gezählt«, versicherte Sonja Kostalis stolz. »711.«
»Wiederholen Sie das noch einmal.«
»Nur 711.«
»Ach, sagten Sie ›nur‹ ...? Frau Kostalis, haben Sie auch nur die geringste Vorstellung davon, was es bedeutet, eine solche Anzahl von Halterfeststellungen vorzunehmen, anschließend jeden einzelnen Fahrzeughalter aufzusuchen und zu befragen und gegebenenfalls die Fahrzeuge und auch deren Fahrer auf Spuren zu untersuchen? Und da sagen Sie: nur 711. Nur! Mir wäre fast lieber, Sie hätten keine solche Liste.« Brischinsky warf die Blätter wieder auf den Schreibtisch.
Sonja Kostalis wirkte enttäuscht, gab aber nicht so schnell auf. »Aber es ist doch nur eine Münchener Nummer darunter. Nur eine«, bekräftigte sie.
»Eine Münchner Nummer?« Das Interesse des Soko-Leiters war wieder geweckt. »Zeigen Sie mal her.« Brischinsky schnappte sich die Liste und begann zu suchen.
»Weiter hinten. Unter M«, klärte ihn die junge Frau auf.
»Klar. Unter M. Wo sonst.« Brischinsky begann zu blättern und wurde schließlich fündig. »Tatsächlich. M XT 213.« Der Hauptkommissar griff zum Telefonhörer. »Wenn das der Wagen von Stadder oder Bröhler ist, dann haben wir sie.«
»Herr Hauptkommissar ...«, unterbrach ihn Sonja Kos-
talis aufgeregt. »Ich habe schon ...«
»Was haben Sie schon?«
»Eine Halterfeststellung vorgenommen.«
»Das sagen Sie erst jetzt? Ja, und?«
»Der Wagen gehört nicht Stadder oder Bröhler. Es ist ein Mietwagen. Von Sixt .«
»Mist. Dann müssen wir feststellen, wer den Wagen ausgeliehen hat.«
»Das habe ich auch schon gemacht. Das Fahrzeug, ein blauer BMW der Dreierreihe, wurde am 27. Februar um zehn Uhr abends in der Sixt- Filiale in der Münchner Innenstadt ausgeliehen und am übernächsten Tag, sonntagmorgens um elf, am Flughafen München wieder abgegeben.«
Brischinsky sah seine junge Mitarbeiterin erstaunt an. »Gute Arbeit, das muss ich sagen. Wirklich gute Arbeit, Frau Kollegin.«
Sonja Kostalis strahlte. »Noch etwas. Der Entleiher des Fahrzeuges musste sich durch die Vorlage seines Personalausweises legitimieren. Der Ausweis war auf den Namen Werner Müller, Schreberstraße 33 in München ausgestellt.«
»Großartig.«
Die Beamtin zur Anstellung strahlte noch mehr. »Leider nicht so ganz. Der Ausweis war gefälscht. Es gibt keinen Werner Müller unter dieser Anschrift. Und die Ausweisnummer stimmt nach Auskunft des Einwohnermeldeamtes auch nicht.«
Brischinsky dachte einen Moment laut nach: »Da leiht jemand mit falschem Personalausweis in München ein Fahrzeug aus und fährt damit an dem Tag, an dem der Münchener Hubert Hasenberg in der Brandheide ermordet wird, in eben diesem Waldgebiet spazieren und gibt dann den Wagen am nächsten Tag wieder in München ab. Seltsamer Zufall. Wirklich seltsam ... Baumann, hat eigentlich unser Kollege Husenau schon auf unser Fax reagiert?«
»Keine Ahnung. Da müsste ich Krawatzki fragen, ob der ...«
»Was? Ich hör wohl nicht richtig? Vor vier Tagen jagen wir eine dringende Bitte an unsere bayerischen Kollegen los und dann kümmert sich keiner mehr darum? Häng dich sofort an die Strippe und frag nach. Und bitte Husenau, mit einem Foto von Stadder und Bröhler die Mitarbeiter der Sixt- Agenturzu befragen. Vielleicht kommen wir ja so weiter.«
Baumann griff zum Hörer.
Brischinsky begann wieder seinen Gedanken nachzuhängen. Nun schien es wieder, als gäbe es dochkeinen Serientäter. Wenn der Wagen tatsächlich etwas mit dem Mord an Hasenberg zu tun hatte. Oder aber – der Serientäter war nach München gefahren, hatte dort den Wagen geliehen und war dann wieder ... Aber weshalb sollte ein Täter so vorgehen? Wenn sich allerdings herausstellen würde, dass der tote Martin Pleiße sich nicht selbst umgebracht hatte, dann ... Brischinsky seufzte. Zu viele Wenns.
»Chef«, begann Baumann vorsichtig. »Unser Fax ist verloren gegangen.«
»Was sagst du da?«
»Ich schicke es sofort noch mal.«
Brischinsky holte tief Luft, schluckte dann aber die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, wieder herunter. »Mach das
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