Tödliches Begehren - Mortal Desire: Soft-SM-Roman (German Edition)
Wetter. Dicke Tropfen klatschten gegen das Glas und ließen zahlreiche Rinnsale darauf zurück. Sie erinnerten Ethan an die Tränen, die er vergossen hatte, an den Schmerz und die unendliche Leere ins seinem Inneren. Einen Monat war Gabriel nun tot. Ethan wusste nicht mal, wo man ihn begraben hatte. Die Polizei wollte ihm keine Auskunft darüber geben.
Als er durch seine geschlossene Zimmertür hörte, dass es an der Haustür klingelte, zuckte Ethan nicht einmal mit der Wimper. Er hatte Elena gesagt, dass er keinen mehr von der Presse hier haben wollte. Ethan hatte ihnen alles erzählt. Fast alles. Keiner, nicht mal seine Schwester, würde je erfahren, was wirklich zwischen Gabriel und ihm gewesen war. Dieses Geheimnis und die süßen Erinnerungen daran würde er mit ins Grab nehmen. Ethan hatte ernsthaft überlegt, Gabriel nachzufolgen, aber das konnte er Elena nicht antun. Sie war seine Zwillingsschwester. Ihr Herz würde genauso brechen wie seines.
Gedämpft hörte er Elenas Stimme, aber durch das heftige Prasseln des Regens auf das alte Dach, verstand Ethan nur die Hälfte: »Wer sind Sie? Winter? ... Woher haben Sie diese Adresse? ... Von der Polizei? ... Es geht ihm nicht gut. Seit der Entführung ist er ein anderer Mensch ... Sind Sie ein Freund von Ethan? Es ist gut, wenn er mal auf andere Gedanken kommt ...«
Ein Freund war vorbeigekommen? Welcher Freund? Ethan hatte keine richtigen Freunde, aber plötzlich interessierten sich alle für ihn, doch er wollte niemanden sehen. Ethan konnte nicht begreifen, dass Gabriel tot war. Zudem kannte er keinen, der Winter hieß. Wahrscheinlich war es doch jemand von der Presse, der sich nur an seiner Schwester vorbeimogeln wollte. Ethan kannte die Tricks, schließlich war er selbst einer von ihnen.
Das erinnerte ihn wieder an seine Zeit mit Gabriel. Während der gemeinsamen Wochen hatte Ethan heimlich Daten gesammelt, Gabriel ausspioniert und an seiner Story geschrieben. Nach Gabriels Tod hatte er die Daten der Polizei übergeben, die sie an die Presse weiterreichten. Ethans Story war DIE Sensation, weil er live dabei gewesen war. Über Nacht wurde Ethan berühmt. Ein Privatsender hatte ihm viel Geld für die Exklusivrechte an der Story gegeben, aber Ethan hatte keinen einzigen Cent davon angenommen, sondern es auf Elenas Konto überwiesen. Ethan fühlte sich für Gabriels Tod verantwortlich.
Sie haben ihn erschossen, weil sie dachten, er wollte fliehen, dabei ist er doch nur vor mir zurückgewichen. Weil er mich nicht in Gefahr bringen wollte ... Da war sich Ethan absolut sicher. Ich bin schuld an seinem Tod. Ich allein ...
Ein Krampf erfasste seine Brust, aber es kamen keine Tränen mehr. Ethan hatte sie alle schon geweint. Ihm war nichts von Gabriel geblieben bis auf den Ring und ein T-Shirt. Das weiße Hemd, das er damals von Gabriel bekam, weil der seins zerschnitten hatte, lag immer unter Ethans Kopfkissen. Es war eine Erinnerung an eine wundervolle Zeit mit einem wundervollen Menschen.
Die Polizei hatte Ethan natürlich verhört. Sie hatten ihm erklärt, dass er von Glück sprechen konnte, noch am Leben zu sein. Gabriel Norton wäre ein sehr gefährlicher Mann gewesen, hatten sie ihm mehrmals gesagt. Aber Ethan wusste es besser ... Gabriel war ein guter Mensch gewesen. Er h atte bestimmt noch niemanden umgebracht. Das redete sich Ethan immerzu ein. Er wollte nicht begreifen, dass Gabriel ein Verbrecher war.
Der dumpfe Schmerz in seiner Brust brachte ihn noch um ...
»Ethan, hier ist ein Mr Winter für dich!«, rief seine Schwester durch die Tür. Dann hörte er sie gedämpft durch das Holz sagen: »Gehen Sie nur hinein, aber wundern Sie sich nicht, seit der Entführung ist er ein anderer Mensch. Er verkriecht sich nur noch in seinem Bett.«
Ethan seufzte. Es wurde Zeit, dass er mit Elena endlich von hier wegzog, wo ihn niemand in Ruhe ließ und ihn auch so viel an Gabriel erinnerte. Ganz Manhattan, der Central Park, Long Island ... Irgendwie fand er immer einen Bezug zu Gabriel. Elena hatte es in Kanada sehr gut gefallen – also, warum sollten sie in Zukunft nicht dort leben?
Er hörte, wie jemand die Tür öffnete und sofort wieder schloss. »Hey«, sagte plötzlich eine ihm sehr bekannte Stimme ...
Nein, das konnte nicht sein!
Abrupt setzte sich Ethan im Bett a uf und hielt die Luft an, vor seinen Augen drehte sich alles. In seinem Zimmer stand ein großer Mann in Jeans und T-Shirt, der fast wie Gabriel aussah, nur dass er grüne Augen und blondes
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