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Toedliches Eis

Toedliches Eis

Titel: Toedliches Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Erlhoff
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von Francis auf der Anhöhe vor ihnen auf.
    »Da ist etwas nicht in Ordnung!, schoss es Peter durch den Kopf, noch ehe er einordnen konnte, was nicht stimmte.
    Die Hunde liefen ungebremst und in unkontrollierten Schlangenlinien den Hang hinab. Sie waren führerlos! Die Musherin hing unbeweglich über dem Schlittenbügel.
    »Francis!«, brüllte Peter. Keine Reaktion. Der Schlitten beschleunigte und wankte gefährlich. In der vordersten Reihe legte sich der Leithund mit aller Kraft ins Geschirr. Die anderen Tiere folgten und zogen das Gefährt unerbittlich vorwärts – geradewegs auf die Eisfläche zu.
    Peter gab Gas. Der Motor des Schneemobils heulte auf. Schnee stob nach allen Seiten. Carol krallte sich an ihm fest.
    Die Hunde vor ihnen hatten das Ufer fast erreicht, doch der Schlitten wurde nicht langsamer.
    »Nicht aufs Eis!«, kreischte Carol. »Wir sind zu schwer!«
    Peter bremste ab und sprang vom Schneemobil. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass Carol die Kamera wieder auf die Schulter hob, aber er hatte keine Zeit sich aufzuregen. Aus den Rissen im Eis quoll bereits das schwarze Wasser des Flusses hervor. Peter war ein geübter Sprinter. Auf einer Tartanbahn in Kalifornien wäre die Distanz kein Problem gewesen, aber jetzt musste er es bei minus vierzig Grad mit fünfzehn trainierten Hunden aufnehmen, die mit Höchstgeschwindigkeit auf die Mitte des Flusses zurasten. Peter setzte zum Endspurt an. Unter ihm krachte das Eis. Er trat in knöcheltiefen Eismatsch. Wasser spritzte auf. Noch sieben Meter! Peter beschleunigte, bis er glaubte, seine Lungen würden in Flammen aufgehen. Er schlitterte, verlor fast den Halt und konnte sich gerade noch fangen. Noch fünf Meter! Die Hunde wurden langsamer. Peter sah seine Chance kommen. Nur noch vier Meter! Wieder unebener Boden mit tückischen Überschwemmungen! Zwei Meter! Das Eis schwankte. Links von Peter brach ein weiterer schwarzer Riss durch die weiße Oberfläche. Nur noch ein einziger Meter! Peters Hände griffen nach dem Schlitten. Die Bremse! Mit voller Kraft trat er den Bügel. Dann warf er die Anker aus. Peter wurde vom Schlitten geschleudert und landete unsanft auf dem Eis. Die Hunde fielen im vollen Sprung gegen ihre Geschirre und winselten. Der Schlitten brach zur Seite aus und kam, nach endlos scheinenden Sekunden, endlich zum Stehen – keine zwei Meter vor der Stelle, wo sich die Eismassen knarrend auseinanderschoben.
    »Francis!«, keuchte Peter und rappelte sich wieder hoch. Jetzt erst spürte er wieder die Kälte, die durch seine durchnässten Hosenbeine hochkroch. Doch darüber konnte er sich später Gedanken machen. Mit vorsichtigen Schritten ging er hinüber zu der Musherin, die hinter dem Schlitten zusammengesackt war. Langsam, ganz langsam sah sie zu ihm auf. »Einmal das Burger-Spezial-Menü und eine kleine Cola ohne Eis, Miss!«, murmelte sie.
     
    »Trink etwas!«, sagte Carol in ihrem besten Befehlston.
    Nachdem sie den Schlitten mit aller gebotenen Vorsicht wieder ans Ufer gebracht hatten, hatte auch Carol von ihrer Kamera abgelassen und sich um Peter und Francis gekümmert. Beide saßen nun in Thermodecken vor dem Schlitten und sahen zu, wie Carol Wasser auf dem kleinen Kocher von Francis aufsetzte.
    »Danke!« Francis war blass und immer noch etwas verstört. »Ich habe einen blöden Anfängerfehler gemacht und meine Kräfte überschätzt. Unglaublich! Ich bin wirklich auf dem Schlitten eingeschlafen! Das hätte …«, sie zögerte kurz, »… mein Tod sein können. Und der meiner Hunde. Bei einer solchen Eisüberquerung muss ein Musher hellwach sein, um die Hunde langsam durch das Gefahrengebiet zu führen.«
    »Ich fürchte, über diesen Teil des Flusses kommt man auch wach nicht mehr rüber!«, sagte Peter. Er versuchte ein Zähneklappern zu unterdrücken. Seine Beine fühlten sich immer noch an wie Eisklumpen, von den Füßen ganz zu schweigen. Die nassen Schuhe, die zwei Paar Socken und die Hose lagen auf dem Schlitten und waren bereits steif gefroren.
    »Aber wieso sind die Hunde überhaupt weitergerannt? Sag mir nicht, dass sie auch ohne Führer den Trailmarkierungen folgen können!«
    »Beinahe« Francis warf einen Blick auf ihre Hunde, die sich im Schnee zu Fellknäueln zusammengerollt hatten. »Der Leithund folgt den Spuren der vorhergehenden Schlitten. Er kann riechen, wo vor Kurzem ein anderer Hund langgelaufen ist, und so auch dann den Weg finden, wenn ich nicht aufpasse.«
    Peter sah besorgt zu Carol hinüber. »Baxter

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