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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Zulas-sungsausschüssen ihre zweimal siebenhundert Punkte machen oder sonst irgendein Talent aufzuweisen haben. Und ein so guter Sportler ist er wohl auch nicht. Könnte er ihr Vorzeige - ›Wasp‹ sein?«
    »Soviel ich weiß, ist Harvard so männerbestimmt, protestantisch und elitebewußt wie eh und je. Daran kann es also nicht liegen. Wer war der Neffe, zu dessen Hochzeit Cecily und die Kinder gefahren sind und Sie nicht?«
    »Ach, das ist Familiengeschichte und einfacher und genauer zu erklären. Meine Mutter und Cecily waren immer eng befreundet, das habe ich Ihnen ja schon erzählt. Seit Oxford schon. Natürlich hielten sie immer Kontakt, wie später auch ihre Kinder. Meine Schwester Muriel hat einen Engländer geheiratet, und der ist wiederum Leiter eines College in Cambridge. Es war ihr Sohn, zu dessen Hochzeit man aus der Ferne anreiste.«
    »Und Sie, der einzige lebende Onkel, haben gefehlt.«
    »Ich bin nicht der einzige lebende Onkel. Ich habe einen Bruder namens Herbert. Er ist wie ich nach Amerika gegangen und ebenfalls Wissenschaftler geworden, aber dieses Jahr verbringt er zum Teil in Oxford. Also war unser Neffe nicht vollkommen onkellos.«
    »Verzeihen Sie mir meine hitzigen und unausgegorenen Gedanken, Max.«
    »Da gibt es nichts zu verzeihen, meine Liebe. Mehr noch, ich la-de Sie ein, jederzeit nach Wallingford zu kommen und sich alles 59

    anzusehen. Kann ich Ihnen noch mehr entgegenkommen? Ich werde dem Bibliothekar, einem entzückenden jungen Mann namens Sparrow, mitteilen, daß man Sie unter keinen Umständen wegen Ihres Geschlechts oder anderer Gründe aussperren darf. Vielleicht können ein Blick in die Papiere und die Kisten, in denen sie lagern, allzu hitzige Vorstellungen ein wenig beruhigen.«
    »Gut«, sagte Kate. »Ich werde das Angebot annehmen. Aber mich beschäftigt noch eine andere Frage, Max. Warum waren Sie so ängstlich, allein nach Maine zu fahren, als dieser Landstreicher oder was auch immer gesichtet worden war?«
    »Geister, meine Liebe. Ich habe nie an der Existenz von Geistern gezweifelt, an ihrem allzu dramatischen physischen Auftreten allerdings schon. Irgendwie wollte ich nicht in dieses Haus zurückkehren, ohne gleichzeitig mit jemandem über meine Eindrücke reden zu können. Ich wollte über Cecily sprechen, mich auf den Gutachter vorbereiten. Er kam dann auch, was ich Ihnen nicht erzählt habe, und war sichtlich beeindruckt. Er brauchte drei Tage für die Schätzung und übertraf alle unsere Erwartungen. Aber am ersten Tag braucht auch der eingefleischteste Junggeselle, wie das Klischee es nennt, jemanden, der ihn ein wenig an der Hand nimmt. Normalerweise sind dann immer Frauen in der Nähe, die regelrecht darauf brennen, einem zu helfen. Ich machte mich durch Wiesen und Weiden auf die Suche nach Ihnen, weil ich glaubte, Sie seien diejenige, mit der ich über Cecily reden konnte. Das hört sich alles sehr verschwommen an, fürchte ich, und nicht gerade beruhigend. Wäre das mit diesem verflixten Mädchen nicht passiert – verzeihen Sie mir, meine Liebe, aber ich kannte sie nicht und kann mich kaum für ihr Ableben an Cecilys Felsenküste begeistern –, dann wäre unsere ganze Reise wohl eine menschliche und erhellende Erfahrung gewesen.«
    »Also«, sagte Kate, »wenn ich jetzt ein Glas hätte, würde ich es erheben und einen Toast auf Sie und die Biographie ausbringen.«
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Sechs

    A ls Kate ein wenig später im Central Park in der heißen Sonne saß, wünschte sie sich ein Glas, aber nur gegen den Durst, und nicht weil es etwas zu feiern gegeben hätte. Es gab zwar einen Verkaufs-wagen, der das junge Volk mit Coca-Cola oder einer Imitation dessen versorgte, aber Kate hatte schon vor langer Zeit beschlossen, daß selbst drei wasserlose Wochen in der Wüste Cola kaum zu einer Verlockung machen könnten. St. Anthony’s spielte gegen eine ka-tholische Privatschule. Es war offensichtlich, daß Baseball ihnen nicht lag. St. Anthony’s spielte mit einer Art finsterer Überlegenheit, fand Kate. Daß man mit den Spikes an den Schuhen auf den Base-man zurutschen durfte, hatte sie schon gehört, und es war ihr ein Greuel. Daß man den Werfer verhöhnen durfte, um ihn aus dem Konzept zu bringen, und Gegenspieler anrempelte, nur um sie zu verletzen, stieß sie noch mehr ab. Das sagte sie dann auch Leo, als er sich zu ihr auf die Zuschauerbank setzte. Seine Mannschaft war gerade am Schlag, und man hatte Leo ausgewechselt, weil St. Anthony’s schon haushoch

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