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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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beeinflussen zu lassen. Als sie seinen An-trag las, wurde ihr klar, daß sie als Gutachterin nicht in Frage kam, sie glaubte aber, jemanden zu kennen, der dafür geeignet war. Das hieß: einen Brief an diese Person, einen an den jungen Mann und einen an die Stiftung nebst großzügiger Verteilung von Durchschlä-
    gen an alle.
    In elf Briefen baten Studenten und Ehemalige um Empfehlungs-schreiben. Schuldbewußt legte Kate sie zur Seite und schwor sich, eine halbe Stunde früher aufzustehen und alles zu erledigen, wenn sie ausgeruht war. Verleger baten um ihre Meinung zu bestimmten Büchern (»Selbstverständlich werden wir Ihnen ein kleines Honorar zukommen lassen«). Ankündigungen von Versammlungen zu jedem erdenklichen Thema (entweder war sie so begehrt, oder die vielen anderen Dekane hatten zuviel zu tun, fast immer letzteres) erforderten keine schriftliche Antwort. Sie zerriß ein paar Verlagsankündigungen über Englisch-Handbücher für Erstsemester (es hatte eben auch seinen Vorteil, zu den Älteren zu gehören) und legte die Ver-lagskataloge mit Neuerscheinungen beiseite für später. Dann stieß sie auf einen Brief aus England. Wer, um alles in der Welt…. wunderte sich Kate, aber nur kurz. »Liebe Kate«, begann der Brief, »was Du hier bekommst, ist ein Lebenszeichen von Deiner alten Freundin Phyllis. Eigentlich gibt es mich nicht mehr, denn Oxford hat keinen Platz für Frauen, weder als Studentin noch als Lehrerin. Wenn ich daran denke, daß ich mal über zuviel Arbeit geklagt habe… Sollte ich das je wieder tun, darfst Du mir mit meiner Erlaubnis drei kräftige Ohrfeigen versetzen. Hugh ist natürlich rundum zufrieden. Um 63

    die Frauen macht sich in Oxford niemand Gedanken. Man erwartet von ihnen, daß sie guten Tee kochen, die Kinder im Griff haben und sich um die Wäsche kümmern. Was für ein Leben, sogar ohne Kinder. Worauf ich hinaus will: Wenn in Deiner Seele noch ein kleiner Rest Nächstenliebe ist, dann komm nach Semesterende ein paar Wochen nach Oxford und rede mit mir. Ich sehne mich nach Gesprä-
    chen mit einem vernünftigen menschlichen Wesen, vor allem mit einem, das eine kritische Haltung zu Amerika hat – Du weißt, Nixon, die Ölkrise, Bürgerrechte. Ich will Dir gern die Kosten ersetzen, solltest Du nicht mehr so wohlhabend sein und es Dir nicht leisten können. Du kannst auch gern bei mir wohnen, aber das würde ich Dir, offen gesagt, nicht raten. Wenn Du kommst (Du siehst, ich sage
    ›wenn‹ und nicht ›falls‹, rechne also bereits mit Dir) und das Haus siehst, wirst Du meinen scheinbaren Mangel an Gastfreundschaft verstehen. Ich lasse Dir im besten Hotel am Ort ein Zimmer reservieren, sobald Du mir sagst, daß Du kommst und wann. Wärst Du ein Mann, könnte ich Dir irgendeine Einladung besorgen, vielleicht sogar ins All Souls, aber als Frau mußt Du in einem Hotel hausen.
    Schreib gleich, daß Du kommst. Das wird mir Hoffnung für die nächsten Wochen schenken und einen Grund weiterzuleben. Ich kann Hugh nicht einfach verlassen und nach Hause fahren oder auf Reisen gehen, weil das aller Welt beweisen würde, daß ich nichts weiter bin als eine unter Zwangsvorstellungen leidende Verrückte und unfähig, ein Jahr lang wie eine ordentliche Ehefrau an der Seite meines Mannes auszuhalten. Das haben alle übrigens schon seit langem vermutet. Und zu Recht, verdammt noch mal.«
    Reed erschien in der Tür und störte Kate aus ihrem Tagtraum von Oxford auf und ihren Gedanken, die sich um die Wiederentdeckung von Cecily Hutchins und Dorothy Whitmore drehten. Sie hatte sich in dem, was von dem Oxford ihrer Jugend noch übriggeblieben war, zumindest ihren Geistern nachjagen sehen.
    »Einen Drink? Oder brütest du gerade über einem Redeschluß und magst nicht gedrängt werden?«
    »Ein Drink wäre mir sehr recht und dazu ein kleines Gespräch.
    Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Tag. Ich will dich nämlich nicht danach fragen, sondern dir von meinem erzählen.«
    »War gewiß interessanter als meiner, selbst wenn du nur Leo beim Baseball zugeschaut hast. Aber ich vermute, es kommt noch mehr.«
    »Viel mehr«, sagte Kate, als Reed das Tablett mit den Gläsern 64

    und Flaschen ins Wohnzimmer getragen und sie sich gesetzt hatten.
    »Zunächst einmal habe ich einen Brief bekommen. Von Phyllis, die vor Langeweile verrückt wird und das Leben als Ehefrau in Oxford nicht aushält. Sie möchte, daß ich sie besuche, wenn mein Semester im Mai vorüber ist. Hast du etwas dagegen?«
    »Ich

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