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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Was nicht bedeutet, daß ich es niemandem erlauben würde, einen Blick in die Papiere zu werfen – wenn zum Beispiel Sie mich persönlich darum bitten würden. Aber es ist besser, am Anfang den Ruf absoluter Kompromißlo-sigkeit zu haben. Sie denken auch – das ist ja ganz natürlich – an das unglückliche Kind, das zwischen den Felsen ums Leben kam. Sie können sich nicht von dem schrecklichen Gedanken losmachen, daß ich vielleicht irgendwie ihren Tod gewünscht haben könnte, um ihr keine Papiere zeigen zu müssen, die mit Dorothy Whitmore zu tun haben. Sie ist für Sie, liebe Kate, ohne Zweifel zu einer Märtyrerin der Wissenschaft geworden, genau die Sorte, der ich mit allen Mit-teln das Wasser abzugraben versuche. Aber ich würde Sie gern höflich daran erinnern, daß meine Leidenschaft für Zivilisation und Kultur im eigentlichen Sinne des Wortes mich jede Art von gewalt-samer Lösung eines Problems verabscheuen läßt. Ich kann mir nicht vorstellen, wessen Sie mich verdächtigen, aber sollten wir Ihre gräß-
    lichen Gedanken nicht mal offen aufs Tapet bringen?«
    57

    »Es tut mir leid, Max. Selbstverständlich hege ich keinen Verdacht, aber ein gewisses Unbehagen. Irgendwie hat Ihre Einstellung zu den Unterlagen für mich indirekt mit dem Tod des Mädchens zu tun.«
    »Das überrascht mich nicht. Es wäre vielmehr überraschend, wenn es anders wäre. Aber erlauben Sie mir die Bemerkung, Sie anbetungswürdig weibliches und deshalb zwar brillantes, aber zu-tiefst irrationales Wesen, daß sie weder von meiner Rolle als literarischer Testamentsvollstrecker wußte noch davon, daß ich irgend etwas mit den Papieren zu tun hatte. Zwischen uns gab es keinerlei Verbindung. Während sie dort was auch immer unternahm, war ich an Ihrer und meiner Universität fleißig, wie das meine Art ist.«
    »Sie beschämen mich, Max. Aber ich bin froh, daß es jetzt heraus ist. Es war kein wirklicher Verdacht, das müssen Sie mir glauben.
    Eher ein unbehagliches Gefühl. Übrigens, waren Cecilys Kinder in England in der Woche, in der Gerry starb?«
    »Ja, das waren sie, wenn Sie schon darauf bestehen, alle möglichen Verdächtigen aufs Korn zu nehmen. Liebe Kate, ich hoffe, Sie haben nicht noch mehr ermüdende Nachforschungsmethoden von Ihrem Mann übernommen. Ich hatte gehofft, er würde Sie in dieser Beziehung nicht noch bestärken. Die Kinder sind mit Cecily geblieben, um alte Freunde zu besuchen.«
    »Wir reden immer von den Kindern. Sie müssen so alt sein wie ich.«
    »Das sind sie, meine Liebe. Kein Platz für Galanterien. Lassen Sie mich die Daten in meinem Kopf ordnen.«
    »Trinken wir in der Lounge einen Kaffee?«
    »Ein blendender Vorschlag.« Während sie sich erhoben und Max Kate den Stuhl zurückzog, gingen ihm offensichtlich Zahlen durch den Kopf. »Vielleicht war ich doch zu galant«, sagte er, als Kate den Kaffee bestellt hatte, »aber ich weiß nicht, wann Sie geboren sind, und habe auch nicht vor, Sie danach zu fragen. Cecilys Kinder sind Anfang der dreißiger Jahre geboren. Roger ist der älteste, dann kommen Thad und Claudia. Sie haben alle ebenfalls Kinder, aber vielleicht ersparen Sie mir die Statistik.«
    »Genau das kann ich leider nicht«, sagte Kate. »Ich bin gerade einem dieser Kinder begegnet. Ein Junge aus der Klasse meines Neffen in St. Anthony’s macht zur Zeit seinen Abschluß und wird nach Harvard gehen.«
    »Tatsächlich? Na ja, Harvard hatte früher ein höheres Niveau.
    58

    Die Jugend verändert sich, und es ist eine Weile her, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Er ist Rogers Sohn. Ich kann nicht behaupten, daß mir jemals viel an Roger gelegen hätte. Er hat eine reiche Frau aus einer Bankiersfamilie geheiratet und in der Bank gearbeitet.
    Offenbar war seine Reaktion auf das Leben in einem Künstlerhaus-halt, so bürgerlich wie möglich zu werden. Nicht schwer zu verstehen, wage ich zu sagen. Er hat seine Kinder allzu sehr verwöhnt. Sie treten, wie er auch, ein wenig zu großspurig auf.«
    »Ich mache mich jetzt auf den Weg, um ihm bei einem Baseballspiel im Central Park zuzuschauen. Haben Sie Lust mitzukommen?«
    »Kate, ich mache mir Sorgen um Ihre unsterbliche Seele, von Ihrer geistigen Gesundheit ganz zu schweigen.«
    »Ich weiß, aber Leo möchte, daß ich komme, der Himmel weiß, warum. Warum sind Sie so erstaunt, daß Rogers Sohn nach Harvard geht?«
    »Schlicht gesagt, ich dachte, man hätte dort einen besseren Geschmack. Er gehört ja nicht gerade zu denen, die vor den

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