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Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Tödliches Experiment: Thriller (German Edition)

Titel: Tödliches Experiment: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Osborn
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fast nur Nebel. Eine weiche Decke, die alles in samtiges Grau hüllte.
    Ein stiller Dorffriedhof in Pennsylvania, Rhododendronsträucher unter Ulmen mit breiten Ästen. Verwitterte Inschriften auf alten Grabsteinen und der angenehme Geruch von frisch gemähtem Gras.
    Das Grab, weit offen, zwei Meter lang und einen Meter breit, darin dunkle, feuchte Erde. Der mit Blumen bedeckte Bronzesarg, bereit, hinabgesenkt zu werden. Stille Trauernde mit ernsten Gesichtern, dunkel gekleidet.
    „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub …“
    Und danach trockene Sandwiches, Tee, Kaffee und Sherry im Haus von Johns Mutter, zur Stärkung der durch die unmittelbare Gegenwart des Todes Geschwächten – eines unzeitgemäßen Todes, der ihren eigenen in bedrohliche Nähe zu rücken schien.
    Keinen Augenblick lang war irgendeinem der Trauergäste der Gedanke gekommen, dass der Leichnam in dem Sarg nicht der von John Flemming sein könnte oder dass sich vielleicht in dem auf ewig verschlossenen und versiegelten kalten Bronzesarg überhaupt kein Toter befand.
    Für die Welt war John Flemming tot und begraben.
    „Miss?“ Immer wieder fragte die Stimme.
    „Miss?“ Susan blickte schließlich von ihrem Computerterminal auf. Es war der Nachtwächter aus der Halle. „Wenn Sie gehen wollen und ich bin nicht an meinem Platz, dann werfen Sie bitte einen Blick in die Cafeteria. Ich gehe einen Kaffee trinken.“ Er zwinkerte.
    Susan erinnerte sich, dass das eine schnelle Pokerrundemit den anderen bedeutete. Samstagnachts war es meistens recht ruhig. „Klar“, sagte sie und zwinkerte zurück.
    Er verschwand. Sie war wieder allein.
    Und doch nicht allein. Denn irgendwo in dem Gebäude, sicher im zweiten Stock, dort wo sie nie Zutritt gehabt hatte, war John.
    Bevor der Wächter gekommen war, hatte ihr Gehirn einige Augenblicke lang scheinbar ausgesetzt. John war tot. Dann hatten grüne Buchstaben auf dem matten Bildschirm ihres Terminals aufgeleuchtet und John war am Leben. Sie verspürte zuerst Schmerz, dann war sie wie betäubt, als hätte ihr jemand einen schweren Schlag versetzt, der sich über ihren ganzen Körper ausbreitete. Sie konnte sich nicht bewegen, ihr Atem stockte, das Herz hämmerte.
    Sie wusste jetzt, dass sie beinahe ohnmächtig geworden wäre. Das Zimmer war plötzlich weit, weit weg gewesen, sie hatte es wie durch ein verkehrt herum gehaltenes Fernrohr gesehen, die Betäubung hatte sich verstärkt, ihre Glieder waren wie Blei, sie fühlte nichts mehr. Bis dann der Nachtwächter erschienen war.
    Als er gegangen war, schwand das dumpfe Gefühl langsam. Stattdessen empfand sie Angst, eine schreckliche instinktive Vorahnung von etwas Entsetzlichem, etwas Unerträglichem. Sie wollte weglaufen. Konnte es nicht. Es war jene Angst, die sie beim Anblick von Johns grässlich verbranntem Körper gefühlt hatte, eine Angst, die von ihrer Hilflosigkeit herrührte, ihrer Unfähigkeit, dem Unvermeidlichen Einhalt zu gebieten. Warum hatte man ihr nichts von John gesagt? Wozu das Versteckspiel? Warum verbargen sie ihn vor ihr?
    Warum? Warum?
    Und wie konnte er am Leben sein, wenn er dem Todeschon so nahe gewesen war? Michael hatte ihr doch gesagt, dass er sterben würde. Wenn sie selbst John gesehen und gewusst hatte, dass er nicht überleben konnte. Wie denn, wenn nicht irgendein Wunder geschehen war? Aber was für ein Wunder war das dann?
    Die grünen Worte starrten sie unverwandt an, gaben keine Antwort. Schließlich stand Susan auf. Sie musste mit Michael sprechen. Er musste ihr die Wahrheit sagen. Oder Katherine. Oder sonst jemand. Sie mussten es ihr sagen.
    Sie trat in den Vorraum und bemühte sich, die Kontrolle über ihren Körper zu bewahren. Sie zitterte am ganzen Leib. Niemand war zu sehen. Sie fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter und öffnete die Tür zu Michaels Arbeitszimmer. Es war dunkel. Ebenso wie Katherines Büro. Über Gladys’ Schreibmaschine war die Hülle gebreitet. Nur die Leuchtziffern der Digitaluhr waren zu sehen. Es war 19 Uhr 45. Das war doch unmöglich. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Es stimmte. Hatte sie dreißig Minuten lang dagesessen und auf den Computer Bildschirm gestarrt?
    Sie griff zum Telefon. Michael war schon früh gegangen, aber vielleicht war er noch zu Hause, noch nicht ausgegangen, um den Abend anderswo zu verbringen. Dann erinnerte sie sich daran, dass er doch nicht daheim sein würde. Als sie sein Angebot abgelehnt hatte, mit ihm segeln zu gehen, hatte er gesagt, dass er mit seinem Boot den

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