Tödliches Farbenspiel
vermutet
hatte, für Wintringham senior gearbeitet.
»Und wer streicht jetzt die Häuser?«
»Vielleicht übernehmen Jakes
Mitarbeiter den Auftrag. Es hängt ganz davon ab, so sie ähnlich aufregende
Entwürfe zustande bringen. Und natürlich davon, ob Jakes Witwe den Betrieb
weiterführen will.«
»Hatte Jake hier auch einen Stand?«
»Aber ja, gleich da drüben, am Ende des
Piers.« Collins machte eine vage Handbewegung. »Seine Mitarbeiter kümmern sich
darum. Das hätte Jake sicher so gewollt.«
»Ich werde mir den Stand mal ansehen.«
»Tun Sie das. Ich sage David, daß Sie
hier waren. Und wenn Sie Larry sehen sollten, dann sagen Sie ihm doch bitte, er
möchte herkommen und mir helfen.«
Ich nickte ihm kurz zu und ging weiter.
Jakes Stand war einer der originellsten und auffallendsten, aufgemacht wie die
Fassade eines Hauses im Stick-Stil, in Wedgwood-Blau gehalten, mit Weiß, Gold
und tieferen Blautönen abgesetzt. Zwei Männer mit fast schulterlangem Haar
unterhielten sich mit einer Gruppe Besucher. Ich wartete, bis das kleine Knäuel
sich aufgelöst hatte, bis ich hinging und mich vorstellte. »Ach ja, ich
erinnere mich«, rief der Mann mit dem Fu-Manchu-Schnurrbart. »Sie haben doch
damals die Nachforschungen für Jake gemacht. Ich bin Bob, und das ist Ron.« Er
wies auf seinen glattrasierten Mitarbeiter.
»Was wird jetzt aus dem Betrieb?«
fragte ich.
Bob zuckte die Achseln. »Wir machen
weiter. Wir haben beide eine Menge von Jake gelernt und wollen auf jeden Fall
einen Versuch machen. Mrs. Kauffmann hat uns schon gesagt, daß das auch ihr
Wunsch ist. Sie ist eine verdammt tapfere Frau. Hat ‘nen Haufen Mut.«
»Das freut mich für sie. Sagen Sie, ist
Ihnen gestern an Jakes Verhalten irgend etwas aufgefallen?«
Die beiden tauschten fragende Blicke,
und Bob, der der Sprecher zu sein schien, fragte: »Wie meinen Sie das?«
»Nun, wirkte er vielleicht beunruhigt?
Oder ängstlich? Oder beklommen?«
Bob befeuchtete seine Lippen.
»Beunruhigt vielleicht. Er kam zu einer Baustelle in der Haigh Street, wo wir
arbeiteten, aber er hat nicht so gründlich nachgesehen, wie er das sonst immer
tat, und er war ziemlich barsch mit uns beiden.«
»Um welche Zeit war das?«
»Vielleicht so um drei.«
»Das an sich ist schon sonderbar«, warf
Ron ein. »Normalerweise kam Jake immer morgens, keinesfalls später als ein Uhr
mittags. Ich weiß noch, daß ich mich fragte, wo er so lange blieb.«
»Und wie war’s am Tag vorher?« fragte
ich. »Ist Ihnen da auch schon etwas aufgefallen?«
Wieder sahen sie einander an, und Ron
schüttelte den Kopf. »Alles war wie immer«, erklärte Bob.
Was immer also der Grund für Jakes
Beunruhigung gewesen war, es mußte etwas Neues gewesen sein. Ich sagte den
beiden Malern, ich würde mich wieder melden, und ging weiter zu Prinz Alberts
Stand. Doch ehe ich ihn erreichte, fiel mir der Name Salvation Incorporated über einem Stand auf, und ich machte halt. Eleanor van Dyne saß an einem
Klapptisch und verteilte Prospekte. Die Ringe an ihren Fingern blitzten bei
jeder Bewegung. Ich stellte mich in die kurze Schlange der Interessenten und
wartete, bis ich an der Reihe war.
»Mrs. van Dyne?«
»Ja?« Sie sah auf und betastete
automatisch ihre makellose graublonde Frisur.
»Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht
an mich. Ich bin Sharon McCone. Ich war damals für Jake Kauffmann tätig, als
Sie ihn verklagt hatten.«
»Aber natürlich erinnere ich mich.«
Ihre Augen verengten sich. »Sie sind doch die junge Frau, die meine Nachbarn
belästigte, nachdem Jake dieses wunderschöne Queen-Anne-Haus in unserer Straße
so entsetzlich verhunzt hatte.«
»Ich habe nur meine Arbeit getan.«
»Selbstverständlich. Das ist mir völlig
klar. Die alten Spießer in unserer Straße waren im übrigen richtig aufgeregt
darüber, daß ihnen ein Privatdetektiv auf den Leib rückte. Noch dazu eine so
hübsche junge Frau. Ich denke, das hat ihnen allen sehr gut getan. Ich nehme
an, Sie haben schon von Jakes Tod gehört?«
»Ich habe Jake gefunden.«
»O Gott!« Sie preßte die beringte Hand
an die Kehle. »Wie grauenvoll! Aber warum sucht sich eine junge Frau, die so
hübsch und so gescheit ist wie Sie, einen so unerfreulichen Beruf aus!«
»Die Tätigkeit ist immerhin
interessanter als acht Stunden Schreibtischarbeit pro Tag.«
Sie musterte mich einen Moment lang.
»Ja, da haben Sie wahrscheinlich recht.«
Eleanor van Dyne hatte sicher nie wie
ich zwischen den eintönigen Tätigkeiten
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