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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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weit geöffnet; Menschenmassen strömten heraus und
hinein.
    Ich war vor einigen Jahren zu einem
Weihnachtsmarkt das letztemal hier gewesen. Damals hatte man sich in einen
Schauplatz aus Dickens’ Weihnachtsmärchen versetzt gefühlt; heute war
die Kulisse nüchterner. Die hohe gewölbte Decke, die damals mit Fichtenzweigen
und Lichtem dekoriert gewesen war, zeigte nackt ihre Balken und Rohrleitungen.
Die Stände, damals kunstvolle Nachbildungen altmodischer Londoner Läden, waren
nur auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet. Ich schlenderte durch den ersten Gang und
sah mir die Stände an.
    Beim Stand der Stiftung zur Erhaltung
des architektonischen Erbes von San Francisco nahm ich mir eine Zeitung über
Restaurierungs- und Instandhaltungsbemühungen im Stadtbereich mit. Die
historische Gesellschaft Kaliforniens versah mich mit Literatur über ihre
Aktivitäten. Am Stand der Denkmalschützer waren große farbige Plakate aus
renovierten Geschäftsgebäuden ausgehängt. Die Leuchter und Lüster von
Victoriana blitzten vertraut.
    Auf halbem Weg ungefähr entdeckte ich
ein bekanntes Gesicht. Charmaine. Die zierliche Japanerin hatte sich mit ihrem
Stand offensichtlich große Mühe gemacht. Schwere kardinalrote Vorhänge waren
vor einer stilisierten Blumentapete drapiert, blaue Kacheln mit einem
Fleur-de-lis-Muster hoben sich schimmernd von Farbmustern in kontrastierenden
Tönen ab. Auf kleinen Tischen mit spindeldünnen Beinen standen feine
Porzellanfigürchen. Die Wirkung war zumindest interessant.
    Charmaine lächelte mir entgegen, als
sie mich bemerkte. »Ah, Sie wollen sich wohl ein bißchen umsehen? Konnten die
Leute von Victoriana Ihnen mit Ihrer Wohnungsbeleuchtung behilflich sein?«
    Ich schluckte erst einmal. Ich hatte
die Geschichte, die ich ihr aufgetischt hatte, beinahe vergessen. »Direkt
nicht«, antwortete ich dann. »Sie haben mich an eine andere Stelle verwiesen,
einen gewissen Prinz Albert.«
    »Ach, Al. Das war nett von ihnen. Er
kann Aufträge gebrauchen.«
    »Ist er auch hier?«
    »Ja.« Sie wies mich zur anderen Seite
des Piers.
    »Dann werde ich gleich mal mit ihm
sprechen.«
    »Tun Sie das. Und viel Spaß noch.«
    Ich setzte meinen gemächlichen Rundgang
fort und blieb erst vor dem Stand von Wintringham und Partner wieder stehen.
Wie bei den Denkmalschützern waren hier Literatur und Buntfotos verschiedener
Renovierungsprojekte ausgelegt. Ein junger Mann stürzte sich förmlich auf mich.
Das Gesicht unter dem aschblonden Haar war rund wie der Vollmond, der Körper
rund und schwabbelig. Johnny Harts Bemerkung über den ›pummeligen Paul‹ fiel
mir ein. Das mußte David Wintringhams Freund sein.
    »Hallo, ich bin Paul Collins«, sagte
der junge Mann, meine Vermutung bestätigend. »Haben Sie vor, ein
viktorianisches Haus zu kaufen?«
    »Das erlauben mir leider meine Finanzen
nicht. Ist David zufällig hier?«
    »Nein, leider nicht. Aber vielleicht
kann ich Ihnen behilflich
    sein.«
    »Ich bin Sharon McCone,
Privatdetektivin. David hat mich beauftragt, Nachforschungen über die Ermordung
Jake Kauffmanns anzustellen.«
    »Oh.« Collins wurde blaß und drückte
eine Hand an die Stirn. »Das war ja eine furchtbare Geschichte. Ich bin immer
noch ganz durcheinander und — , daß Jake ausgerechnet in einem unserer Häuser
umkommen mußte! Aber was tun Sie hier? Sie erwarten doch sicher nicht, auf
einer Ausstellung über stilvolles Wohnen einen Mörder aufzuspüren?«
    So absurd, wie er es darstellte, war
das gar nicht. »Ich will nur mal das Terrain ein bißchen sondieren«, erwiderte ich
mit einem verschwörerischen Zwinkern.
    Überraschenderweise erwiderte er es.
»Tja also, wenn Sie David sprechen wollen, der wird in etwa einer Stunde hier
sein. Im Augenblick bin ich ganz allein am Stand. Larry French sollte mir
eigentlich helfen, aber der läßt wieder mal irgendwo seine
Public-Relations-Talente spielen.« Collins sah sich verärgert um. »Er ist nie
da. wo er sein soll, und dabei bin ich von dieser Geschichte mit Jake immer
noch ganz fertig.«
    Ich spürte eine Neigung zu Klatsch und
heizte sie an.
    »Kannten Sie Jake gut?«
    »Ja, ganz gut, wenn auch noch nicht
sehr lang. Er hatte einige unserer früheren Häuser gestrichen, wissen Sie, und
wir hatten gerade einen Vertrag über die ganze Steiner Street mit ihm gemacht.
Vorher hatte er für Davids Vater gearbeitet und aus eigener Initiative ein paar
tolle Häuser hingestellt. Wir waren echt froh, daß wir ihn kriegen konnten.«
    Jake hatte also, wie ich

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