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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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als wir hineinkamen.
    »Verzieht euch mal ‘ne Weile und
kümmert euch um die Gäste«, sagte Johnny zu ihnen.
    Verwundert gingen sie nach vorn ins
Restaurant.
    Johnny erklärte, »der Mittagsbetrieb
flaut schon ab. Also, heraus mit der Sprache, Fräulein Detektiv.«
    Ich riß die Augen auf. »Woher wissen
Sie das?«
    »Ich bin zwar nur ‘n Nigger,
Verehrteste, aber ich gehör zu denen, die lesen können. Ihr Name steht in der
Zeitung.«
    »Ach so. Na, dann wissen Sie ja, warum
ich das alles gefragt habe.«
    »Aber ich verstehe nicht, warum das so
hintenrum passieren mußte. Angenommen, Sie wären vorbeigekommen, hätten gesagt,
— hören Sie, ich bin Detektivin, und da ist ein Mann umgelegt worden — , na,
vielleicht hätte ich Ihnen geholfen, vielleicht auch nicht. Aber ich bin nicht
bereit, auch nur einen Finger zu rühren, wenn Sie versuchen, mich auszuhorchen,
indem Sie so tun, als wären Sie die Freundin von einem pflaumenweichen
liberalen Anwalt.«
    Ich lachte.
    »Was zum Teufel gibt’s da zu lachen?«
    »Sie haben Hank Zahn soeben gleich
zweimal beleidigt. Erstens, indem Sie ihn einen pflaumenweichen Liberalen nannten,
und zweitens, indem Sie unterstellten, er könnte an meinen weiblichen Reizen
interessiert sein.«
    Hart bemühte sich, ein mürrisches
Gesicht zu machen, aber es gelang ihm nicht so recht.
    Ich sah mich in der Küche um und
schnupperte. »Riecht ja köstlich.«
    »Ach, und jetzt soll ich Ihnen auch
noch was zu essen geben.«
    »Ich hab heute außer einer Tasse Kaffee
noch nichts gehabt.«
    »Verflixt, Mädchen, ich möchte Sie nicht
mögen und ich möchte Sie nicht verköstigen, aber ich merke schon, daß ich am
Ende beides tun werde. Spare Ribs?«
    »Mit Pommes frites.«
    »Bier?«
    »Cola.«
    Hart ging zum blitzenden Herd, warf ein
paar Spare Ribs auf einen Teller und dazu einen Haufen fettige Pommes frites
aus einem Topf mit blubberndem Öl. Während er mein Cola zapfte, sagte er: »Eine
Erklärung haben Sie mir immer noch nicht gegeben.«
    »Ganz einfach: Gestern abend hatte ich
noch keinen Auftrag. Ich konnte nicht vorgeben, Ermittlungen anzustellen, wo
ich doch keinen Auftraggeber hatte.«
    »Anstatt zu ermitteln, schnüffelten Sie
deshalb.«
    »Ich bin eben ein neugieriger Typ.«
    Er stellte mir das Essen hin, und ich
machte mich gierig darüber her.
    »Und was wollen Sie heute hier?« fragte
Johnny. »Sie sind doch bestimmt nicht hergekommen, um sich bei mir zu
entschuldigen, daß Sie mich auf den Leim geführt haben.«
    »In gewisser Weise doch«, antwortete
ich mit vollem Mund. »Ich habe jetzt einen Auftrag in diesem Fall, und ich
brauche einen Verbündeten in der Gemeinde hier.«
    »Ach, Sie haben einen Auftrag? Und wer
hat Sie beauftragt?«
    »David Wintringham.«
    »Dieser Schwule!«
    »So übel ist er nicht.«
    Hart zuckte mürrisch die Achseln.
    »Ist er wirklich nicht«, versicherte
ich. »Kannten Sie seinen Vater?«
    »Da — jetzt fangen Sie schon wieder an,
mich auszuhorchen.«
    »Das ist doch meine Aufgabe.«
    »Und ich soll Ihnen helfen, meinen
Sie.«
    »Genau.«
    »Was springt dabei für mich heraus?«
    Ich trank einen Schluck Cola. »Ein
angenehmes Gefühl rechtschaffener Befriedigung.«
    Diesmal lachte Johnny. »Sie sind mir
eine! Also, was wollen Sie wissen?«
    »Was war Richard Wintringham für ein
Mensch?«
    »Verrückter alter Knacker.« Er rührte
in dem großen Topf mit der Bratensoße. »Lebte ganz allein da oben in dem
Riesenhaus. Komischer Vogel, aber die Leute hier hatten Respekt vor ihm. Er hat
den Jugendlichen immer Arbeit gegeben und sie gut bezahlt. Und zum
Erntedankfest und zu Weihnachten hat er jedesmal Riesenladungen Lebensmittel
ins Gemeindehaus geschickt. Es war sein Viertel, und er spielte so ‘n bißchen
den weißen Herrn auf dem Hügel.«
    »Und David Wintringham, wie ist der?«
    »Aha, jetzt wird der Auftraggeber unter
die Lupe genommen.«
    »Richtig.«
    Johnny überlegte. »Tja, das ist ‘ne
ganz andere Sache. Wie ich schon sagte, er ist schwul, und dem Alten paßte das
überhaupt nicht.«
    »Hat er versucht, ihn davon
abzubringen?«
    »Das wäre doch sinnlos gewesen.
Natürlich hat’s Krach gegeben, aber dann kam der Alte um, und David erbte
alles. Er zog praktisch noch am selben Tag in das Haus am Ende der Reihe. Mit seinem
sogenannten Freund, dem pummeligen Paul.«
    »Die Polizei war der Meinung, daß
Richard Wintringham von einem Einbrecher getötet worden war.«
    Johnnys Blick verhüllte sich. »Das
hörte ich.«
    Ich aß den

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