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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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letzten Bissen Fleisch und
wischte mir die Finger an einer Papierserviette ab. »Aber Sie glaubten nicht
daran. Und Sie glauben es auch heute noch nicht.«
    »He, Sind Sie vielleicht
Gedankenleserin?«
    »Ich hab recht, nicht?«
    Er seufzte. »Kann schon sein. Die Leute
hier in der Gegend wußten, daß Wintringham viele Wertsachen im Haus hatte. Aber
wie gesagt, sie haben ihn respektiert. Wenn er wirklich von einem Einbrecher
getötet worden ist, dann war das bestimmt keiner aus dem Viertel, sondern
meiner Meinung nach einer von draußen.«
    So ganz konnte ich dem nicht zustimmen;
Fixer und Diebe kennen kaum Loyalität.
    »Okay, Mr. Hart«, sagte ich und stand
auf, »das ist so ziemlich alles, was ich für heute wissen wollte. Ich kann doch
wiederkommen, wenn ich weitere Fragen habe?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Was bin ich fürs Essen schuldig?«
    »Schon gut, das geht aufs Haus.«
    »Oh — vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Ich unterhalt mich
irgendwie gern mit Ihnen. Da muß man scharf aufpassen. Nur eines.«
    »Ja?«
    »Wenn Sie das nächstemal kommen, würde
es Ihnen was ausmachen, hinten reinzukommen? Ich möchte meine Gäste nicht noch
mehr schockieren.«
    »Geht in Ordnung«, sagte ich und ging
auch gleich durch die Hintertür hinaus, um schnurstracks zu der Telefonzelle zu
laufen, von wo ich am Abend zuvor Greg und Hank angerufen hatte. Diesmal war
Greg in seinem Büro und meldete sich sofort. Er schien mir sehr abgehetzt.
    »Ich wollte fragen, ob du den
Obduktionsbefund über Jake Kauffmann schon hast«, sagte ich.
    »Noch nicht, aber wir müßten ihn bis
zum späten Nachmittag bekommen. Wir haben hier noch zwei Mordfälle, und drüben
liegen die Leichen wie die Holzscheite gestapelt. Da machen sie bestimmt
schnell, um sie loszuwerden.«
    Kein Wunder, daß er so abgehetzt
wirkte. Ich wagte eine zweite Frage.
    »Greg, vor beinahe genau drei Jahren
wurde in demselben Haus schon einmal jemand ermordet.«
    »Richtig. Richard Wintringham.«
    »Hast du dir die Akte schon angesehen?«
    Zunächst blieb es still. Dann fragte
er: »Für wen arbeitest du?«
    »David Wintringham, den Sohn.«
    »Herrgott nochmal, du kannst es nicht
lassen, wie?«
    »Nein.«
    Wieder Schweigen. Ich sah ihn vor mir,
wie er mit den Fingern auf den Schreibtisch trommelte. »Und jetzt soll ich also
die alte Akte über den Mord an Wintringham durchsehen und dir die Einzelheiten
weiterleiten.«
    »Ja.«
    »Mensch, Sharon — na gut. Ich muß sie mir
sowieso ansehen. Aber eins laß dir gesagt sein: Heute abend beim Essen werden
wir uns mal ernst unterhalten.«
    »Greg, es kann sein, daß ich mich zum
Essen verspäte. Ich wollte vorher noch einiges erledigen.«
    »Um wieviel?«
    »Äh...«
    »Schon gut. Komm doch einfach zu mir,
sobald du kannst. Dann kann ich die Situation vielleicht dazu nutzen, dich in
mein Bett zu locken.«
    »Gut.«
    »Ich kann’s nicht fassen. Du bist
einverstanden.«
    »Mit dem ersten Vorschlag, nicht mit
dem zweiten.«
    »Das werden wir ja sehen.«
    Vielleicht. Es war eine verlockende
Aussicht, die schon seit Wochen in der Luft hing. Ich sagte: »Bis später« und
legte auf. Als ich aus der Zelle trat, erschrak ich beinahe, als ich Johnny
Hart in seiner weißen Schürze vor mir stehen sah. Er war außer Atem. »Ich hab
eine Nachricht für Sie«, erklärte er. »Nick Dettman möchte mit Ihnen reden.«
    »Wer ist Nick Dettman?«
    Johnny war entrüstet. »Sie kennen Nick
Dettman nicht! Ehemaliger Kreisverwaltungsrat, hier im Viertel der große Macher
—«
    »Jetzt erinnere ich mich.«
    »Der möchte mit Ihnen reden.«
    »Wann und wo?«
    »Heute abend. Er erwartet Sie in seiner
Kanzlei in der Haight Street. Punkt sieben.« Er gab mir die Adresse an. »Wissen
Sie, wo das ist? Sieht aus wie ein Laden mit einer orangefarbenen Tür.«
    Ich schrieb es mir auf. »Das find ich
schon.«
    »Gut. Ich sag ihm, daß Sie kommen.«
Johnny machte kehrt und lief zum Restaurant zurück.
    Ich sah ihm nach. Ich mochte Johnny
Hart, aber es bestand dennoch eine Spannung zwischen uns, eine Spannung, die
auf den Rassenunterschied zurückzuführen war und wahrscheinlich immer bleiben
würde. Konnte ich ihm trauen? Ich wußte es nicht. Auf jeden Fall versprach dies
ein in jeder Hinsicht interessanter Abend zu werden.
     
     
     

7
     
    Der Parkplatz in Fort Mason war
überfüllt. Ich mußte meinen Wagen weit vom Pier 3 entfernt abstellen. An
cremefarbenen Häusern mit roten Dächern entlang eilte ich zu den Docks. Das
riesige Maul des Piers war

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