Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
legte es wieder weg und griff in
ein höheres Fach. »Und jetzt sehen Sie sich das hier an.«
    Wieder war es rotes Glas, aber es
leuchtete wie von einem inneren Licht. Ich hielt den Atem an. »Wunderschön.«
    Charmaine nickte. »Das zweite Stück
Glas ist alt - ich habe es aus einem der Häuser, die David renoviert hat. Das
erste Stück ist neuere amerikanische Herstellung. Das Glas wird zusehends
schlechter.«
    »Ja, wenn sogar ich den Unterschied
sehen kann!« Und ich konnte ihn wirklich sehen. Das zweite Muster schien mir
mehr Ähnlichkeit mit dem Glas zu haben, das ich am vergangenen Abend im Schein
meiner Taschenlampe gesehen hatte. Oder war da nur der Wunsch der Vater des
Gedankens?
    Charmaine legte das Glas weg und griff
wieder zum Pinsel. »Warum interessieren Sie sich für Tiffany-Lampen? Gehört das
zu Ihrer Arbeit für David? Was ist das übrigens für eine Arbeit?«
    Es wunderte mich, daß er es ihr nicht
gesagt hatte.
    »Ich stelle Nachforschungen über den
Mord an Jake Kauffmann an — und als Konsequenz daraus zusätzlich über die Ermordung
von Davids Vater.«
    Diesmal stockte der Pinsel ganz.
»Warum?«
    »Zwischen den beiden Fällen scheint mir
ein Zusammenhang zu bestehen. Darf ich Ihnen mal einen Lampenschirm
beschreiben? Vielleicht können Sie mir etwas über ihn sagen.« Ein Verdacht, der
immer drängender wurde, trieb mich weiter.
    Charmaine nickte, den Blick auf den
Tisch gerichtet.
    Ich beschrieb ihr das Auge der
Tigerkatze; die Blätter, die Zähne, das leuchtende gelb-grüne Auge.
    »Wo haben Sie diese Lampe gesehen?«
fragte sie.
    »Das kann ich im Moment nicht sagen.
Könnte es eine Tiffany sein?«
    Sie befeuchtete ihre Lippen. »Hat sie
etwas mit Jakes Ermordung zu tun?«
    Ich ging nicht auf die Frage ein. »Sie
haben schon einmal eine solche Lampe gesehen, nicht wahr?«
    Sie senkte den Kopf. Der Pinsel schrieb
komplizierte Muster in das weiße Pulver. »Es könnte eine Tiffany sein. Das
Motiv des Herbstlaubs war bei Tiffany-Stücken sehr beliebt. Lampen mit
Ständern, die wie Baumstämme geformt waren, und Schirmen aus Blättern waren
typisch. Sie sagen, dieser Schirm hatte eine unregelmäßig geformte obere und
untere Kante?«
    Ich nickte. »Ja.«
    »Hm, das gehört zu den komplexeren
Designs.« Sie hielt den Kopf immer noch gesenkt.
    »Und das Auge?«
    Als fühlte sie meinen Blick, hob sie
den Kopf. »Was soll mit dem Auge sein?«
    »Ist das typisch für Tiffany?«
    Sie überlegte. »Er hat viel mit
Pfauenaugen gemacht. Ja, ich denke, man könnte es als etwas Typisches
bezeichnen.«
    »Und die Zähne?« hakte ich nach.
    »Nun, Tiffany hat das irisierende Glas
zur Vollendung gebracht. Aber einen Baum mit Zähnen habe ich nie von ihm
gesehen.« Sie versuchte zu lächeln, aber es gelang nicht recht. »Wenn es eine
Tiffany-Lampe ist, dann muß es sich um ein Auftragswerk handeln.«
    Ich hätte wetten können, daß sie wußte,
wer den Auftrag gegeben hatte. »Und aus was könnte das Auge gemacht sein?«
    »Aus Glas, das so bearbeitet wurde, daß
es einem Edelstein gleicht.« Sie antwortete zu prompt.
    »Hat Tiffany je mit Edelsteinen oder
Halbedelsteinen gearbeitet?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Aber wäre es möglich?«
    Mit einer erregten Geste legte
Charmaine den Pinsel weg und begann, die Arme auf der Brust verschränkt, in
ihrer Werkstatt hin und her zu laufen.
    »Sicher, möglich wäre es. Sie würden
genauso passen wie die Glassteine. Aber ich verstehe das alles nicht, Sharon.«
    »Ich auch nicht.«
    Direkt vor mir blieb sie stehen. »Was?«
    »Auch ich verstehe einiges nicht. Wieso
macht Ihnen meine Beschreibung dieser Lampe solche Angst?«
    Sie wich einen Schritt zurück.
    »Was hat es mit dieser Lampe auf sich,
Charmaine?«
    Sie verschränkte die Arme fester.
    »Haben Sie Angst, weil Sie den Schirm
für Prinz Albert nachgebildet haben?«
    Sie schwieg.
    »Waren die Schirme der anderen Projekte
der Grund, daß Sie für die Arbeit an dem Fenster hier so lange Zeit brauchten?«
    Alle Kraft schien sie plötzlich zu
verlassen. Schlaff lehnte sie sich an die Tischkante. »Sie wußten das von
Anfang an, nicht wahr?«
    Ich hatte es nicht gewußt, aber...
»Bestellte Prinz Albert die Schirme?«
    Sie kaute an der Unterlippe. »Ja«,
antwortete sie endlich, »drei. Er hatte das Original, so daß ich danach
arbeiten konnte. Er behauptete, er hätte es in einem Trödelladen
gefunden.«
    »Aber Sie glaubten ihm nicht?« sagte
ich, auf das betonte Wort reagierend.
    »Kein Mensch würde eine

Weitere Kostenlose Bücher