Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
Tiffany-Lampe
an einen Trödler verkaufen. Und kein Trödler würde sie für den Preis hergeben,
den Al sich leisten könnte.«
    Doch ich hatte einige Erfahrung mit
Trödelläden. Es war durchaus möglich, daß sich unter dem wertlosen alten
Gerümpel unentdeckt ein wahrer Schatz verbarg. Vielleicht hatte Prinz Albert
doch mehr für die Lampe bezahlt, als Charmaine wußte, daß er sich leisten
konnte. Ich betrachtete sie nachdenklich.
    »Jedenfalls«, fügte sie hinzu, »kam ich
später dahinter, daß Larry —«
    »Was war mit Larry?«
    Sie riß sich den schicken Turban vom
Kopf und schüttelte ihr schwarzes Haar aus. »Vergessen Sie’s.«
    »Charmaine, Sie haben davon
angefangen.«
    »Nein, vergessen Sie’s.«
    »Das kann ich nicht.«
    »O Gott.« Sie wischte sich mit dem
Turban die Stirn. »Das hat nun wirklich mit Jakes Ermordung zu tun, und Larry
wird Schwierigkeiten bekommen.«
    Ich erwiderte nichts.
    »Er bringt mich um, wenn ich’s Ihnen
erzähle.« Überrascht durch ihre eigenen Worte, hielt sie inne.
    »Was ist mit Larry, Charmaine?«
    Sie holte tief Atem. »Okay, okay. Als
ich mit der Arbeit an den Schirmen begann, zeigte ich Larry die Lampe. Ich
konnte es einfach nicht fassen, daß Al bei einem Trödler eine echte Tiffany
entdeckt hatte.«
    »Wie reagierte Larry?«
    »Anfangs war er gelassen. Er fragte,
was sie wert sei. Aber als ich es ihm sagte, wurde er wild. Er rief, wenn er
das gewußt hätte, hätte er sie niemals hergegeben.«
    Ich wurde von Erregung gepackt. »Wann
hatte er sie denn?« Sie schüttelte den Kopf. »Das wollte er mir nicht sagen. Er
sagte, ich solle die ganze Geschichte vergessen. Und jetzt hätte ich es Ihnen
nicht erzählen sollen.«
    Meine Erregung war so groß, daß ich
nicht einmal angesichts ihrer ängstlichen Miene Mitgefühl aufbringen konnte.
Larry French hatte also das Auge der Tigerkatze in seinem Besitz gehabt. Das
konnte heißen, daß er ein Mörder war — oder zumindest wußte, wer der Mörder
war. »Charmaine, was ist zwischen Ihnen und Larry? Was läuft da?«
    »Was da läuft?«
    »Er behandelt Sie gemein. Warum lassen
Sie sich das gefallen?«
    Ihre Augen wichen meinem fragenden
Blick aus. »Ach, Larry ist schon in Ordnung. Vor anderen spielt er den bösen
Mann, aber er ist im Grunde ein netter Kerl. Und er hat Kontakte. Er hat mir
lukrative Aufträge von wichtigen Leuten in Hollywood versprochen. Wenn ich da
reinkomme, hab ich’s geschafft. Und ich werde es schaffen. Ich hab alles, was
man dazu braucht.« Es klang wie eine auswendig gelernte Lektion, die sie jetzt
mit schwächer werdender Überzeugung wiederholte.
    »Stimmt«, meinte ich. »Larry war ja
früher im Showgeschäft.«
    Charmaine nickte. »Er hat die ganzen
großen Konzerte auf die Beine gestellt. Er kannte sämtliche Stars. Wenn ich nur
bei einem berühmten Schauspieler das Haus einrichten kann, bin ich im
Geschäft.«
    »Warum ist Larry eigentlich da
ausgestiegen?«
    »Das wissen Sie nicht?« Charmaine sah
mich wieder an. »Nein.«
    »Ach! Ich dachte, das wüßte jeder. Bei
einem der Konzerte, die er arrangierte — beim letzten — , gab es Unruhen. So
schlimm wie in Altamont war es nicht, aber die Leute fingen an, sich zu
prügeln. Larry geriet ins Handgemenge und — na ja...«
    »Und was?«
    »Also, er tötete einen Mann. Das
Gericht entschied, daß es Notwehr war, aber er hatte eben einen Menschen
getötet, und danach wollte von Larry-French-Produktionen niemand mehr was
wissen.«
     
     
     

16
     
    Das Auge der Tigerkatze. Larry French
hatte die Lampe einmal in seinem Besitz gehabt. Mit Charmaines Hilfe hat Prinz
Albert sie kopieren lassen. Und in der vergangenen Nacht hatte sich mein
unbekannter Angreifer einer solchen Lampe bemächtigt. Verband diese Leute nur
ihr Interesse an einer Tiffany-Lampe? Oder gab es ein viel festeres Band? Das
festzustellen, war riskant, aber ich war entschlossen, es zu wagen.
    Das regnerische Wetter kam mir zu
Hilfe. Ich holte hinten aus dem MG einen Regenhut mit breiter Krempe und
steckte mein Haar auf, ehe ich mir den Hut über den Kopf stülpte. Wenn der
nächtliche Angreifer nach einer Frau mit langem schwarzen Haar Ausschau hielt,
würde er lange suchen müssen.
    Ich parkte in der Steiner Street,
gegenüber von Wintringhams Häusern, aber ich stieg nicht gleich aus.
Nachdenklich betrachtete ich das abgeschlossene Handschuhfach und nahm
schließlich die .38er Chief’s Special heraus, um sie sicherheitshalber ins
äußere Fach meiner Schultertasche zu

Weitere Kostenlose Bücher