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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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funkelte erst sie an, dann mich.
    »Warum?« wiederholte ich.
    »Herrgott noch mal!« Es klang beinahe
wie ein Schluchzen. »Also gut. Ich ging zu ihr, weil ich Angst hatte.«
    »Wovor?«
    Wir gingen die Natoma Street hinunter.
»Ja, Himmel, ich hatte diese verdammten Dinger doch reproduziert, sie in der
Öffentlichkeit ausgestellt. Ich hatte sie sogar mit auf der Ausstellung.
Glauben Sie denn, ich wollte in so eine Mordsache hineingezogen werden?«
    »Wenn Sie das nicht wollten, warum
haben Sie dann die Lampe überhaupt nachgemacht?«
    »Weil ich keine Ahnung hatte...« Er
blieb unter dem Überdach vor seiner Werkstatt stehen. »Ich fange am besten von
vom an. Ich habe Ihnen ja erzählt, daß Jake an dem Tag, an dem er getötet
wurde, hier war. Es war das erstemal seit langem wieder, und ich zeigte ihm die
original Tiffany-Lampe. Ich dachte, ich könnte ihm damit imponieren, daß ich
sie so billig bekommen hatte; statt dessen geriet er in helle Aufregung. Aber
den Grund wollte er mir nicht sagen. Er fragte nur, ob er eine der
Nachbildungen ausleihen könnte. Ich gab sie nicht gern aus der Hand, aber Jake
war ein guter Freund von mir. Kurz und gut, als ich dann von dem Mord hörte und
Sie mit der Fassung hier aufkreuzten, bekam ich es mit der Angst. Ich räumte
die Nachbildung auf der Ausstellung sofort weg und fuhr am nächsten Tag zu
Eleanor, um sie nach der Lampe zu fragen. Ich hatte inzwischen so eine Ahnung,
daß das Ding was mit den Wintringhams zu tun haben mußte. Jake war in der alten
Villa der Familie gefunden worden. Und die Lampe war so ausgefallen, daß ich
wußte, Eleanor würde sie nach der Beschreibung augenblicklich erkennen, wenn
sie sie überhaupt kannte.«
    »Und sie kannte sie?«
    »Ja. Sie erzählte mir, daß die Lampe
damals verschwand, als der alte Wintringham umgebracht worden war. Sie war ganz
außer sich. Ich nahm ihr das Versprechen ab, daß sie mit keinem Menschen über
die Geschichte reden würde, obwohl ich im Grund gar keine Sorge hatte, daß sie
was verlauten lassen würde. Sie hat ihre eigenen Gründe, sich aus der Sache
rauszuhalten.«
    »Und die wären?«
    Prinz Albert schüttelte den Kopf.
»Jedenfalls — da wurde mir erst richtig mulmig, und ich beschloß, die Dinger
verschwinden zu lassen, ob sie nun wertvoll waren oder nicht. Und das hab ich
auch getan, nur...« Er sah mich halb zornig, halb vorwurfsvoll an.
    »Woher hatten Sie das Original?«
    »Das stöberte ich bei einem Trödler
auf. Vor ungefähr sechs Monaten.«
    Das deckte sich mit Charmaines Bericht.
Aber vielleicht hatte sie Prinz Albert angerufen und auf meinen Besuch
vorbereitet. Ich mußte ihm genauer auf den Zahn fühlen. »Wo, bei wem?«
    »In einem Laden in der Salem Street.
Ich suchte einen Ofen, man stelle sich das vor, und statt dessen stieß ich auf
die Lampe. Der alte Knabe, dem der Laden gehört, wußte vermutlich nicht, daß
sie wertvoll war. Oder vielleicht war es ihm auch einfach schnuppe. Ich kaufte
sie für hundert Dollar. Jetzt wünschte ich, ich hätte das verdammte Ding nie
gesehen.«
    In der Salem Street. Die kannte ich
gut. »Wie heißt der Laden?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht
mehr. Der Inhaber ist so’n großer, kräftiger, schon älterer Mann. Mit langem
grauen Haar.«
    »Hatte er wohl einen Armee-Overall und
eine Lammfelljacke an?«
    »Ja. Kennen Sie ihn?«
    »Sehr gut sogar.« Es war mein Freund
Charlie Cornish. Bei ihm konnte ich mich darauf verlassen, daß ich klare
Auskünfte bekommen würde. Er führt Buch über jedes Stück, das er kauft und
verkauft.
    Prinz Albert sah mich begierig an.
»Dann können Sie das ja nachprüfen. Vielleicht erinnert er sich an mich.«
    Das war nicht die Reaktion eines
Lügners. Ich betrachtete Prinz Albert forschend. So verdächtig er sich
verhalten hatte, seine Geschichte schien mir wahr zu sein.
    »Ja«, sagte ich, »ich werd’s
nachprüfen. Wenn alles stimmt, gut. Wenn nicht, geh ich zur Polizei. Sie
brauchen gar nicht erst zu versuchen zu türmen, das würde Ihnen doch nichts
helfen.«
    Prinz Albert grinste leicht verlegen.
»Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
    »Wieso nicht?«
    »Na, Sie haben doch meine alte Kiste
gesehen. Mit der käm ich nicht mal über die Brücke.«
     
     
     

17
     
    Auf meinen Anruf bei Charlie Cornish
erfuhr ich, daß seine Nummer sich geändert hatte. Er war also schon aus der
Salem Street weggezogen. Das ganze Viertel, bis vor kurzem eine Domäne der
Antiquitätenhändler und der Trödler, sollte

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