Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
Vom Netzwerk:
Oberfläche des Umschlags.

    »Spürst du etwas?«, frage ich.
    Er schließt die Augen, um sich zu konzentrieren. Die Muskeln in seinen Unterarmen zucken. »Bald«, flüstert er und atmet tief aus.
    »Bald was?«
    Anstelle einer Antwort öffnet er den Umschlag und greift hinein. Er zieht einen Stapel zerschnittener Fotos hervor. Ich sehe sie mir genauer an, und mir fällt auf, dass sie Teile eines Ganzen sind. Ben blättert sie durch und fährt mit den Fingern über die Kanten.
    »Es ist ein Puzzle, oder?«, frage ich.
    Ben legt die Teile nebeneinander auf die marmorne Fläche und fängt an, die Teile zusammenzusetzen. Die leuchtenden Buchstaben, die über das Foto gekritzelt sind, erleichtern ihm die Arbeit. Es dauert nur ein paar Sekunden, bis die Nachricht klar zu erkennen ist.
    »Bald ist es so weit« , lese ich die Worte laut vor.
    Es ist ein Bild von mir, wie ich gerade auf die Uhr schaue. »Das ist heute aufgenommen«, sage ich, weil meine Kleidung und meine Frisur dieselben sind. »Auf dem Weg zu Earth & Fire .«
    Ben dreht sich zu mir. Eine Strähne seiner dunklen, welligen Haare fällt ihm in die Augen. »Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert«, sagt er.
    »Versprochen?«
    Er will meine Hand ergreifen, schreckt dann aber davor zurück. Seine Finger zittern, als würde er mich gerne berühren, es aber nicht kann.
    Bitte , schreie ich innerlich. Die Sehnsucht in mir ist so stark, dass mir plötzlich schwindelig wird.

    Ben streicht mit dem Finger über meinen Daumen. Ob er wohl meine Gedanken lesen kann - und dies das Äußerste ist, wozu er momentan fähig ist?
    »Versprochen«, sagt er. »Aber jetzt müssen wir uns erst einmal ganz darauf konzentrieren.«
    »Gut«, stimme ich zu und schaue wieder auf das Foto und die Nachricht. »Denn wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Und mein Leben hängt davon ab.

42
    Ben und ich verbringen die ganze nächste Stunde damit, über das Foto und den Anruf zu sprechen.
    »Er ist eindeutig nah dran.« Ben hält ein Teil des Fotos zwischen seinen Fingern und schaut zum Küchenfenster hinüber, aber das Rollo ist bereits heruntergezogen.
    »Ich glaube, es ist Zeit, dass wir die Polizei informieren«, sage ich.
    Ben schüttelt den Kopf und drückt die Finger noch fester zusammen, so als wolle er das Stück Papier zerquetschen. »Ich hab genug von der Polizei.«
    »Wegen früher?«, frage ich.
    »Nein, wegen jetzt.« Er lässt das Foto fallen und dreht sich mitsamt dem Hocker zu mir. »Sie haben mich verwarnt.«
    »Die Polizei?«
    Er nickt. »Diese Debbie hat ihnen erzählt, ich würde sie verfolgen.«
    »Und sie glauben ihr?«
    Ben zuckt die Schultern. »Ich weiß nicht, was sie glauben, aber sie haben angefangen, mir jede Menge Fragen
zu stellen - wo ich zu diesem oder jenem Zeitpunkt war und mit wem ich zusammen bin und was ich mache, wenn ich alleine bin.«
    »Und was hast du ihnen gesagt?«
    »Die Wahrheit. Was sonst hätte ich sagen sollen?«
    »Ich habe mit Debbie gesprochen«, sage ich, weil ich selbst gerne die Wahrheit erfahren möchte.
    Ben nickt. Es scheint ihn nicht zu überraschen.
    »Sie glaubt es wirklich«, fahre ich fort. »Sie glaubt wirklich, dass du ihr etwas antun willst.«
    »Ich weiß, ich habe es gehört.«
    Aber er leugnet es nicht.
    Eine Weile herrscht Schweigen zwischen uns - nur das Brummen des Kühlschranks und das Klacken des Minutenzeigers von unserer katzenförmigen Küchenuhr sind zu hören.
    »Und warum sollte sie das alles behaupten?«, frage ich und breche das Schweigen.
    Ben rückt ein Stück näher. Seine Kleider riechen wie verbrennendes Laub. »Ich weiß, es ist viel verlangt, aber du musst mir vertrauen.«
    »Sie sagte, ihr beide seid in Geschichte in einer Klasse.«
    »Na und, was beweist das? Ich bin nicht hinter Debbie her.«
    »Und hinter wem bist du her?«
    »Hinter niemandem.« Er schüttelt den Kopf.
    »Dann berühr mich noch einmal.« Ich schiebe meine Hand neben seine. »Und sag mir, wann das alles hier zu Ende ist.«

    Ben betrachtet meine Hand und ist offensichtlich versucht, aber dann dreht er sich zur Seite.
    »Was ist los?«
    »Es ist kompliziert.«
    »Was denn? Ich meine, das hatten wir doch alles schon. Du wirst mir nicht wehtun.«
    »Woher weißt du das?« Frustriert fährt er sich mit den Fingern durchs Haar.
    »Ich weiß es natürlich nicht«, seufze ich. »Aber wenn du es noch nicht einmal versuchst, warum hast du mir dann überhaupt von deinen Berührungskräften erzählt? Bald ist es so weit.« Ich deute

Weitere Kostenlose Bücher