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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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und dass wir wahrscheinlich ohnehin nur ein paar Minuten bleiben.
    Meine Finger zittern, als ich versuche, den Schlüssel ins Loch zu stecken. Schließlich klickt es, und ich öffne die Tür.
    »Ist das Terpentin?«, fragt er, als er den Geruch bemerkt.
    Ich nicke und schalte das Licht ein, bevor ich ihn überall herumführe. Ich zeige ihm die Regale voller Farben, Glasuren und ungebrannter Ware, Eimer voller missglückter Stücke, Werkzeuge und Dekorbildchen. Vermutlich erkläre ich viel mehr, als ihn wirklich interessiert.
Ich bin einfach so total nervös, hier zu sein. Alleine mit ihm.
    »Bist du sicher, dass du keinen Ärger kriegst?«, fragt er.
    »Ganz sicher«, sage ich und führe ihn in die Werkstatt. Der Fußboden knarrt unter unseren Schritten.
    »Na dann, kann ich mal deine Sachen sehen?«
    Ich zeige auf mehrere Schalen, die ich als Modelle für die Kurse gemacht habe. Dabei wird mir plötzlich klar, wie ähnlich sie alle aussehen - alles Variationen derselben Sache.
    »Und an was arbeitest du momentan?«, fragt er.
    Ich schaue zu dem mit der Plastikfolie abgedeckten Stück in der Ecke.
    Ben folgt meinem Blick und geht dann hinüber, um es genauer in Augenschein zu nehmen. »Dies hier?«, fragt er und versucht, einen Blick zu erhaschen.
    Ich nicke und zögere, es ihm zu zeigen, aber dann hebe ich die Plastikfolie hoch und nehme die Papiertücher weg. Das autoförmige Ding sitzt fest auf dem Brett und sieht noch genau so traurig aus wie am ersten Tag, als ich es geformt habe. »Das ist work in progress «, erkläre ich ihm.
    »Cool.«
    »Vielleicht. Ich weiß noch nicht so genau, was es wird. Ich bin irgendwie nur meinen Eingebungen gefolgt - wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich verstehe es sehr gut.« Er verbringt einige Zeit damit, es aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, als könnte er etwas sehen, was ich nicht sehe. »Das ist schon etwas«, sagt er schließlich.

    »Etwas.« Ich lächele. »Ja, ich glaube, das ist eine durchaus richtige Einschätzung.«
    »So meinte ich das nicht.«
    Ich wage einen Blick in sein Gesicht und bin mir bewusst, dass es hier um weit mehr geht als um meine alberne Skulptur.
    Ben schaut mich ebenfalls an. Sein Kiefer spannt sich, und er presst die Lippen zusammen. »Kann ich dich was fragen?«
    »Klar«, erwidere ich möglichst lässig.
    »Warum wolltest du, dass ich dich abhole? Ich meine, ich freue mich ja darüber, versteh mich nicht falsch. Ich bin nur neugierig.«
    Ich decke mein Werkstück wieder ab und weiß nicht, was ich ihm antworten soll.
    »Hat es etwas mit deiner Mutter zu tun?«, fragt er.
    »Was soll mit ihr sein?«
    »Ich hab sie doch berührt.«
    Viele Gedanken schießen mir durch den Kopf, während ich mir vorstelle, was er alles gespürt haben könnte.
    »Da gab es einen Unfall«, fährt er fort. »Daran war jemand beteiligt, der deiner Mom sehr nahe steht, so wie eine Schwester oder eine gute Freundin.«
    »Das konntest du bei dem kurzen Händeschütteln spüren?«
    »Hab ich recht? Geht es ihr gut?«
    »Meiner Mom oder meiner Tante?«
    »Beiden.«
    Ich schaue auf meine abgedeckte Skulptur hinunter und denke an das letzte Mal, als meine Mutter depressiv war.
»Anscheinend wird meine Tante wieder gesund. Was mit meiner Mutter ist, das weiß ich ganz ehrlich nicht.«
    »Sie muss aufhören, sich für das, was geschehen ist, verantwortlich zu fühlen. Es war nicht ihre Schuld.«
    »Vielleicht solltest du diesen Rat selber mal befolgen«, schlage ich vor und schaue ihn an.
    »Wer sagt, dass ich mir die Schuld gebe?«
    »Ich sage das. Und ich brauche dich noch nicht einmal zu berühren, um das zu wissen.«
    »Vielleicht wünsche ich mir einfach, ich könnte zurückgehen und alles in Ordnung bringen.«
    »Wird es etwas in Ordnung bringen, wenn du mir hilfst? Wird das einen Teil der Schuld tilgen?«
    »Das ist nicht der einzige Grund, warum ich dir helfen will. Ich meine, vielleicht hat es so angefangen, aber nachdem ich dich jetzt kennengelernt habe, muss ich dir einfach helfen.«
    »Wirklich?« Meine Stimme zittert.
    »Wirklich«, sagt er und kommt näher. Unsere Gesichter sind gerade mal einen Kuss voneinander entfernt.
    Ich versuche, seine Narbe zu berühren, aber er zieht den Arm zurück.
    »Tut mir leid«, sagt er und dreht sich zur Seite, damit ich sein Gesicht nicht sehen kann und auch nicht die Tränen in seinen Augen.
    »Nicht jede Berührung ist schlecht, weißt du?« Ich mache eine Packung mit frischem, rotem Ton auf und schneide eine

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