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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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Badezimmer zu kontrollieren. Mein Dad hat das zerbrochene Fenster mit Plastik zugetackert, aber jemand könnte das leicht durchbrechen.
    Ich schnappe mir einen Rasierer vom Regal und schaue mich um. In diesem Augenblick huscht ein Schatten über die Wand. Ich schrecke zusammen und schaue in beide Richtungen den Flur entlang. Keiner da. Das Telefon klingelt immer weiter. Es ist, als würde jemand immer wieder anrufen, weil er weiß, dass ich zu Hause bin.
    Allein.
    Ich gehe in die Küche und schaue auf den Anrufbeantworter, aber keiner hat eine Nachricht hinterlassen.
    Ich halte es nicht mehr aus, lege den Rasierer auf die Arbeitsfläche und nehme das Telefon ab. Ich hoffe, es sind meine Eltern. Ich drücke auf den Knopf und murmele
ein Hallo, aber keiner antwortet. Alles still am anderen Ende, als würde dort jemand horchen.
    »Hallo?«, wiederhole ich, diesmal ein wenig lauter.
    Immer noch nichts. Ich drücke auf Aus und bekomme eine Gänsehaut.
    Ich schalte das Telefon wieder ein, um die Leitung besetzt zu halten, und hole mein Handy aus der Tasche, aber dummerweise habe ich kein Netz.
    Ich gehe näher ans Fenster in der Hoffnung, dass das hilft. Da fällt mir ein Zettel auf, der am Kühlschrank klebt. Er ist von meiner Mutter zusammen mit einem Zwanzig-Dollar-Schein, ich soll mir eine vegane Pizza von Raw bestellen. Scheinbar werden sie und mein Dad erst spät nach Hause kommen.
    Immer noch ohne Netz hole ich tief Luft und setze mich auf einen Hocker, wo ich buchstäblich bis zehn zähle und versuche, mir selbst einzureden, dass alles in Ordnung ist, auch wenn aus dem Telefon ein penetrantes Summen ertönt und mein Puls rast.
    Ich schaffe es, mich zu beruhigen, aber mein Magen knurrt, und mein Kopf fühlt sich an wie benebelt. Zögernd nehme ich das Telefon und schaue auf die Liste von verschiedenen Pizzaservices an der Seite des Kühlschranks. Mir fällt ein, dass ich seit dem Frühstück nichts gegessen habe. Die Nummer von Raw ist in Knallpink unterstrichen, aber stattdessen bestelle ich eine leckere, ganz herkömmliche Champignon-Käse-Pizza bei einer Pizzeria in der Stadt und setze mich dann kerzengerade aufs Wohnzimmersofa, um darauf zu warten.
    Ich halte noch das Telefon in der Hand und überlege,
ob ich Kimmie anrufen soll. Im nächsten Augenblick klingelt es - das Geräusch dringt mir bis in die Knochen. Ich nehme ab und halte den Hörer ans Ohr.
    »Camelia?«, sagt eine männliche Stimme, noch bevor ich etwas sagen kann.
    »Wer ist da?«
    »Ich bin’s.« Die Stimme wird heller. »Ben.«
    Mein Herz zieht sich zusammen, und mir dreht sich der Magen um.
    »Hast du vorhin schon angerufen?«, frage ich.
    »Ja, aber es war besetzt. Ich hätte auch auf deinem Handy angerufen, aber du hast mir die Nummer nicht gegeben.«
    »Woher wusstest du, dass ich zu Hause bin?«
    »Wusste ich nicht. Ich dachte, ich probier’s einfach mal.«
    »Aber ich bin eben erst nach Hause gekommen«, sage ich. »Woher wusstest du so genau, wann du mich erreichen kannst?«
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragt er.
    »Vielleicht sollte ich dich dasselbe fragen. Du bist gar nicht mehr in die Schule gekommen heute.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen.«
    »Wir müssen wirklich reden«, sage ich mutig.
    »Worüber?«
    »Nicht am Telefon.«
    »Bist du allein?«
    »Nein«, lüge ich.
    »Gut. Deine Eltern sind da?«
    Ich schaue aus dem Wohnzimmerfenster und stelle fest,
dass die Straßenlaterne vor unserem Haus noch immer kaputt ist. Wie es scheint, sind auch die Nachbarn nicht da. Die Lichter auf der gegenüberliegenden Straßenseite und nebenan sind alle aus.
    »Camelia?«
    »Ich bin noch dran.«
    »Was ist los?«, fragt er.
    Ich schnappe mir eine Wolldecke vom anderen Ende des Sofas und wickele mich hinein, um das Frösteln abzuwehren.
    »Du bist allein, oder?«, sagt er, und seine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern.
    Ich strecke die Hand aus, um den Vorhang zuzuziehen, und schaue mich dann im Zimmer um, weil ich sichergehen will, dass man mich durch keines der anderen Fenster sehen kann.
    »Ich komme jetzt rüber«, sagt er. »Du klingst nicht gut.«
    »Mir geht’s gut«, versuche ich ihm zu versichern.
    Am anderen Ende herrscht Stille für eine Weile, aber dann meint er, dass er jetzt trotzdem rüberkommt. »Ich bin gleich da«, sagt er.
    Ich lege auf, weil ich es ihm nicht ausreden will, sondern meinem Instinkt folge, vor allem, weil es so vieles gibt, was ich ihn fragen muss.
    Ein paar Sekunden später klingelt das Telefon schon

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