Toedliches Geheimnis
stellt den Motor ab und dreht sich dann zu mir. Ein erleichtertes Lächeln huscht über sein Gesicht. »Hast du Angst?«
Mein Kiefer spannt sich an. Ich spüre, wie mein Auge zuckt. Ich versuche, ganz lässig mit der Hand über meine Jackentasche zu fahren und nach meinem Handy zu suchen. Aber Matt bemerkt es, schnappt sich das Handy und wirft es aus dem Fenster.
»Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt zum Telefonieren«, sagt er und rutscht näher.
»Was tust du da?«
»Entspann dich«, sagt er wieder. »Ich will nur reden.«
»Das mit Ben war gelogen.«
Er nickt und starrt mich an. Seine blaugrünen Augen sind weit aufgerissen. »Es ging nicht anders. Du wärst sonst nicht mit mir mitgekommen... Stimmt’s?«
Ich schaue zu seiner Tür und stelle fest, dass sein Griff noch dran ist. »Worüber willst du reden?«, frage ich und versuche so zu tun, als würde ich auf ihn eingehen.
»Über uns«, flüstert er und nimmt meine Hand.
Ich widerstehe dem Drang, sie gleich wieder wegzureißen. Stattdessen beuge ich mich zu ihm und überlege, ob es mir gelingen könnte, die Autoschlüssel aus dem Schloss zu ziehen - vielleicht kann ich sie in einem Kampf benutzen.
»Ich mag dich noch immer, weißt du.« Er fährt mit den Fingerspitzen über meine Handfläche.
»Ich mag dich auch«, stoße ich mit Mühe hervor.
»Nein«, sagt er und blickt zu mir auf. »Ich mag dich wirklich sehr. Ich wünschte, wir hätten nie Schluss gemacht. Warum haben wir das getan?«
Mein Hirn läuft auf Hochtouren auf der Suche nach der perfekten Antwort. »Wir dachten, dass wir als Freunde besser zusammenpassen.«
»Nein«, fährt er mich an. »Das hast du gedacht. Du hast gesagt, du wolltest keine Beziehung, aber jetzt sieht es ganz so aus, als wolltest du doch eine - so wie du dich an diesen Ben ranwirfst.«
»Ich interessiere mich nicht für Ben«, lüge ich.
»Und warum bist du dann mit mir gekommen? Warum hat es dich so aufgeregt, als ich seinen Namen genannt habe... als ich gesagt habe, er hätte einen Motorradunfall gehabt?«
Ich bewege meine freie Hand an meinem Bein hinunter in der Hoffnung, mir die Schlüssel schnappen zu können. In der Zwischenzeit schimpft Matt weiter mit mir und
erklärt mir, er sei es leid, mich mit anderen Jungs flirten zu sehen, und ich würde überhaupt immer nur an mich denken, ich wäre eine egoistische Schlampe.
»Mein Dad wird nach mir suchen«, sage ich, weil ich vermute, dass es weit nach sieben sein muss.
»Na, dann soll er mal schön nach Ben suchen.« Er grinst schadenfroh. »Dem werden sie nämlich die Schuld geben, wenn sie dich nicht finden können.«
»Sie werden mich finden«, flüstere ich und spüre, wie ein Knoten in meiner Brust entsteht.
»Es hätte wirklich nicht besser kommen können«, fährt er fort. »Bens dubiose Vergangenheit, deine ekelhafte Begeisterung für ihn...«
»Hast du Debbie was angetan?«
Er schüttelt den Kopf und rückt noch näher. Sein Gesicht ist jetzt nur noch wenige Zentimeter entfernt. »Ich habe Debbie nicht verfolgt«, flüstert er. »Ich habe dich verfolgt.« Er fährt mir mit dem Finger über die Wange und streichelt dann mein Kinn. »Wir haben uns nie viel geküsst, was?«
»Ein paar Mal«, murmele ich und denke an unseren letzten gemeinsamen Abend, der mir mehr wie ein Zahnarzttermin als wie ein richtiges Date erschienen war. Ihn an dem Abend zum Reden zu bringen war, als würde man Zähne ziehen. Er konnte sich einfach nicht entspannen, aber er hatte dennoch versucht, mich zu küssen, bevor wir uns trennten. Ich hatte gerade noch rechtzeitig den Kopf zur Seite gedreht - kurz bevor seine Lippen auf meinen Mundwinkel trafen.
Matt fährt die Kontur meiner Unterlippe mit dem
Daumen nach, als wollte er gleich noch einmal probieren, mich zu küssen. »Du bist so schön, weißt du das?«
Ich konzentriere mich weiter auf die Schlüssel, rücke näher und drücke meinen Mund auf seinen. Matt schließt die Augen. Währenddessen greife ich hinter ihn und versuche, die Schlüssel aus dem Zündschloss zu ziehen. Sie rutschen mir aus der Hand und machen ein klimperndes Geräusch. Matt bemerkt es und packt mich am Handgelenk, dreht mir den Arm auf den Rücken und hält ihn dort fest.
»Du alte Schlampe!«, brüllt er.
»Bitte«, flehe ich. »Mir ist kalt. Dreh die Heizung an.« Damit deute ich auf das Zündschloss.
Matt entspannt sich für einen kleinen Augenblick, so als würde er sogar glauben, was ich sage, aber dann greift er in das Handschuhfach
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