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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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Sein Mund ist ein gerader, harter Strich. Er packt fester zu, sodass meine Gelenke schmerzen. Mein Körper wird ganz kalt. In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen.
    Bens Gesicht ist bleich und wütend - zweifellos weil er etwas spürt. Ich schaue wieder zu der Frau auf der Veranda hinüber. Sie steht von ihrer Schaukel auf und eilt nach drinnen. Vielleicht will sie Hilfe holen.
    Nach mehreren Augenblicken voller Bitten und Ziehen trete ich ihm mit dem hölzernen Absatz meines Schuhs gegen das Schienbein. Das trifft ihn unvorbereitet, und ich kann mich losreißen. Völlig außer Atem weiche ich mehrere Schritt zurück. Ein Ausdruck des Entsetzens ist auf meinem Gesicht festgefroren - ich kann ihn spüren. »Was ist passiert?«, frage ich.
    Ben zittert ebenfalls. Er beißt sich auf die Lippe, vielleicht, um das Zittern zu stoppen. »Ich habe die Kontrolle verloren«, flüstert er.
    »Aber mir geht es gut«, versichere ich ihm.
    »Vielleicht jetzt, aber was ist beim nächsten Mal? Ein einziger Ausrutscher genügt.«
    »Ja, aber hier gibt es keine Klippe«, sage ich und versuche,
die Situation herunterzuspielen, auch wenn mein Inneres vollkommen aufgewühlt ist.
    Ben schüttelt den Kopf, als wollte er nicht mehr hören, als könnte er mir nicht einmal mehr ins Gesicht sehen. »Du hast recht, dass du mir nicht vertraust.«
    »Aber ich will dir vertrauen. Deswegen bin ich ja hier. Deswegen habe ich mich entschlossen hierherzukommen, anstatt der Polizei alles zu erzählen.«
    Ich will seine Hand ergreifen, aber Ben zieht sie zurück, noch bevor ich ihn überhaupt berühren kann.
    »Ich brauche dich«, fahre ich fort. »Ich brauche dich, um das alles zu verstehen.«
    Er schüttelt noch immer den Kopf, wendet sich ab und geht zurück ins Haus.

47
    Es ist kurz nach vier , und da ich weiß, dass mein Vater noch nicht zu Hause ist und meine Mutter nicht ans Telefon geht, beschließe ich, zu Earth & Fire zu gehen.
    Spencer ist da. Er unterrichtet eine Gruppe aus dem Seniorenzentrum. Eine eher gebrechliche alte Dame mit rosa Haaren bemalt gerade einen riesigen Becher in Form einer Brust für ihren Freund - so eine, bei dem man tatsächlich aus dem Nippel trinkt. Ich weiß nicht, was komischer ist - die Tatsache, dass eine Achtzigjährige so etwas anmalt oder dass sie als Grundfarbe ein Knallblau gewählt hat mit roten und weißen Streifen zur Verzierung, als wäre es für irgendeinen amerikanischen Feiertag. Jedenfalls bringt es mich zum Lachen, und das ist genau, was ich im Moment brauche.
    Ich reibe mir das Handgelenk, das noch immer rot ist von Bens Griff, und packe dann meinen Ton aus seiner Plastikabdeckung aus. Ich kann es kaum erwarten, weiter zu arbeiten.
    »Ich freue mich, dass du noch weiter daran arbeitest«, sagt Spencer, der jetzt direkt vor mir steht.

    »Ich bin entschlossen, es hinzukriegen.«
    »Ich weiß, wie das ist. Manchmal hält mich so eine Arbeit die ganze Nacht wach, und ich habe ein schlechtes Gewissen, überhaupt zu schlafen, fast so als würde ich einen Freund in einer Krise im Stich lassen.«
    Ich nicke und bin gespannt, was aus meinem Werkstück wird - wenn ich mich der Kraft der Berührung überlasse, so ironisch das auch klingen mag.
    Spencer wartet noch ein Weilchen und sieht zu, wie ich die Oberfläche des Tons mit einem Schwamm befeuchte und dann die Öffnung für eine Tür aushöhle. »Ich habe das Gefühl, dass das dein faszinierendstes Stück werden wird oder zumindest das mit dem stärksten Puls.« Er lächelt.
    Ich lächele ebenfalls und fahre weiter mit den Fingern über die Oberfläche des Autos. Während er wieder zu seinem Kurs zurückkehrt, forme ich eine Stoßstange und modelliere einen Auspuff. Dann schließe ich die Augen und konzentriere mich ganz auf die Kraft der Berührung und darauf, wohin sie mich führt. Ich streiche mit den Fingern über den Ton und forme die Beifahrertür meiner Autoskulptur, die weit geöffnet ist. Ich verbringe mehrere Minuten damit, eine Beule in die Kühlerhaube zu modellieren und einen Riss in das Lüftungsgitter, und dann mache ich noch eine Reihe von Löchern in die Seite, einfach so, weil ich das Gefühl habe, dass sie dort hingehören.
    Mehr als zwei Stunden später, auch nachdem Spencer gegangen ist und das GESCHLOSSEN-Schild in Richtung Straße gedreht hat, arbeite ich weiter, obwohl ich
merke, dass mir die Zeit davonläuft und ich nach Hause muss. Mein Dad wird schon nach mir suchen. Als ich anfange aufzuräumen, fällt mein Blick auf die

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