Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
Vom Netzwerk:
wir mit der Geschichte anfangen, will ich nur noch mal kurz die Spielregeln festhalten.”
    “Okay, ich weiß, du hilfst mir, und dafür bekommst du die Exklusivrechte.”
    Vera kannte Jim schon lange von ihrer PR-Agentur her. Vor acht Jahren war er bei der Morgenpost Beilagen-Redakteur, und Vera hatte mit PR-Veröffentlichungen in bestimmten Themenbeilagen öfters mit ihm zu tun. Seit fünf Jahren allerdings war Jim bei der Morgenpost Chefreporter. Die Bezahlung des Verlags war grundsätzlich bescheiden, und so konnte sich der Chefredakteur keine Idealbesetzung auf dem Posten des Chefreporters leisten. Jim konnte zwar gut recherchieren, aber seine Schreibe war sachlich-langweilig, bisweilen mit einem Hang zum Bürokratischen. Gerade bei längeren Berichten und Features fehlte der Spannungsbogen, der einen Text lesenswert macht. Aber auch in seiner neuen Aufgabe blieb der Kontakt zu Vera bestehen, doch hatte er sich zum Privaten hin verlagert. Sie trafen sich so alle zwei bis drei Monate mal zum Cappuccino oder auch zum Abendessen, aber es war nie mehr als eine lose Freundschaft.
    Jim war zum ersten Mal in Veras Wohnung, der ehemaligen Wohnung von Walter und Vera. Alles war sehr ordentlich, die Möbel gutbürgerlich aus einem besseren Möbelhaus, kein Vergleich mit der unordentlichen Junggesellenwohnung von Jim, die er nur mal notdürftig aufräumte, wenn er Damenbesuch mitbringen wollte.
    “Gut, Vera, du darfst niemandem etwas sagen, wenn ich etwas Besonderes herausfinde. Auch wenn es für die Polizei eine wichtige Information wäre, müssen wir beide das abstimmen. Und jetzt erzähl mal der Reihe nach.”
    Vera begann von hinten: “Am Samstag Nachmittag hatte die Lebensgefährtin von Walter, Evelin, ihn tot vorgefunden, als sie von einer Dienstreise zurückkam. Der Arzt stellte bei Walter, der Diabetiker war und sich jeden Tag Insulin spritzen musste, eine tödliche Unterzuckerung fest. Das passiert, wenn der Körper zu viel Insulin hat, wenn er sich also zu viel gespritzt hätte. Das kann man als Versehen abtun, aber nicht bei Walter. Er spritzt sich seit über 30 Jahren jeden Tag, er weiß, wie man vorher den Blutzucker misst und wie viel dann zu spritzen ist. Das hatte er immer ganz penibel gemacht.”
    “Trotzdem könnte er so abgelenkt gewesen sein, dass er zu viel erwischt oder sich zweimal spritzt.”
    “Ich sagte ja, extrem unwahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen.”
    “Oder dass er sich vorsätzlich umgebracht hat. Selbstmord mit Insulin.”
    “Walter wollte sich am Freitagabend mit einer neuen Freundin treffen und bis zum nächsten Tag mit ihr zusammenbleiben. Er war mal wieder total verliebt, und da war er völlig durch den Wind.”
    “Das könnte doch den Fehler ausgelöst haben.”
    “Ich will damit nur sagen, dass er bestimmt nicht an Selbstmord gedacht hat. Aber vor allem war da etwas anderes vorher, was sogar zu einem Drohbrief geführt hatte.”
    Vera erzählte die Geschichte mit dem Bankkonto und der Kopie davon. “Diese Kopie hatte Walter hier in seinem alten Schreibtisch aufgehoben, weil er sie hier sicher glaubte. Und auffällig war, dass sein Freund Günther, der ihn um Einblick in dieses Konto gebeten hatte, ihn unentwegt gedrängt hatte, ihm die Kopie mit den Kontodaten zu übergeben. Erst als auch Walter einen Drohbrief erhalten hatte, war er bereit, ihm die Kopie auszuhändigen.”
    Vera erwähnte noch die anderen Drohbriefe an Günther und den Kontobesitzer, sowie den zeitlichen Ablauf. “Durch den Unfall meiner Mutter konnte Walter erst am Freitagnachmittag bei mir die Kopie abholen, und am nächsten Tag war er tot.”
    Jim überlegte eine Weile. “Hast du schon mit der Polizei gesprochen?”
    “Das ist gar nicht nötig. Die Kripo muss nämlich gestern eine Mail bekommen haben, und daraufhin werden sie sich ohnehin bei mir melden. Denn da ist noch etwas, was ich dir sagen muss. Nachdem mir Evelin - Walters Lebensgefährtin - am Telefon von seinem Tod erzählt hatte, habe ich später versucht, in Walters Mail-Account zu schauen. Und wirklich, er hatte noch dieselben Zugangsdaten wie vor fünf Jahren. Ich hatte nie davon Gebrauch gemacht, aber jetzt suchte ich nach irgendeinem Anhaltspunkt. Mir erschien von Anfang an die Sache mit dem falsch gespritzten Insulin seltsam.”
    “Und hast du was gefunden?”
    “Allerdings, und ich gebe dir eine Kopie davon. Er hat in den letzten Wochen eine Art Tagebuch geführt, über sein Privatleben, aber auch über die

Weitere Kostenlose Bücher