Toedliches Konto
davon?”, fragte Lena, als sie und Kurt wieder draußen waren.
“Die Betrugsgeschichten werden ihn sicher einholen. Da führt kein Weg dran vorbei. Aber wegen Mord?”
“Gut, das Alibi bis 18 Uhr konnten wir ja schon überprüfen, das im Restaurant wird sich auch bestätigen. Mir kommt es nur zu glatt vor, wie vorbereitet, um ja nicht auf den Gedanken zu kommen, er könnte was damit zu tun haben.”
“Die Spur zu dem Alex aus Miami müssen wir auch verfolgen. Möglicherweise floss das Geld vom Aumüller-Konto zu ihm. Und er ist just an dem Abend hier, an dem Bock und Ina ermordet werden. Uns fehlt zwar das Motiv bei ihm, aber er gehört mit auf die Liste.”
“Aber eher weiter hinten.”
“Was mich mehr irritiert, ist die Leugnung des Drohbriefs. In dem Tagebuch von Bock steht, dass laut Bartol sowohl Aumüller als auch Bartol Drohbriefe erhalten hatten. Aber Aumüller bestreitet das uns gegenüber. Mal gespannt was Bartol dazu sagt.”
“Noch etwas irritiert mich”, ergänzte Lena. “Aumüller wurde nervös bei der Frage, woher er wusste, dass Bock seine Kontodaten hatte. Angeblich hatte er das von seiner Bank erfahren. Wir sollten den Vorstand dort mal anrufen.”
“Fahren wir jetzt erst mal zu Bartol, doch bei ihm gehen wir anders vor. Wir geben wenig preis, was wir wissen, und lassen ihn kommen. Mal sehen, was er alles verschweigt.”
Die vornehmen Kanzleien, ob von Notaren oder Steuerberatern, sind oft in teuren Altstadthäusern untergebracht. Schon die Treppenhäuser haben eine Größe, die in modernen Bauten locker zwei 1-Zimmer-Wohnungen pro Stockwerk aufnehmen würden. Die Treppen sind - falls renoviert - aus Marmor, sonst aus dunklen, knarrenden Holzdielen. Die Räume haben ebenfalls die verschwenderische Größe des Treppenhauses, sind hoch und haben eine Stuckdecke. Das alles könnte dem Klienten die große Wertschätzung vor Augen halten, die man ihm entgegen bringt, doch oft flößt es nur Angst vor der Höhe des Honorars ein, obwohl das ja in einer Gebührenordnung verbindlich festgeschrieben ist.
Günther Bartol war mit seiner Steuerberater-Kanzlei nicht in die Innenstadt gezogen. Dann hätte er immer von seiner Wohnung aus in die Stadt fahren müssen. Und seinen Kunden, die meist größere Autos fahren, hätte er am besten im selben Haus einen Tiefgaragenplatz zur Verfügung stellen müssen. Doch die Tiefgaragen sind so gebaut, dass man gerade noch mit einem Mittelklassewagen einigermaßen um die Ecke kommt und auf der Stellfläche eben noch die Tür öffnen kann. Für die Autos seiner Kunden wären solche Tiefgaragen nichts. Sonst wären die Klienten schon verärgert, wenn sie nur zur Tür herein kommen. Das haben viele Kollegen von Günther nicht bedacht. Er schon.
Dort, wo Günther Bartol seine kleine Villa und seine Büroräume hatte, war viel Platz. In dieser Gegend haben die wohlhabenderen Bürger, die auf Grund ihres Einkommens viel Steuern zahlen müssen und durch einen guten Steuerberater auch viel einsparen können, auf parkähnlichen Grundstücken ihre Häuser. Sofern man an den hohen Hecken vorbei einen Blick auf die Villen werfen kann, offenbart sich einem Glanz und Elend architektonischen Bemühens. Neben ansehnlichen Bauten aus der Jugendstilzeit finden sich auch moderne Quader, die vor allem aus Glasflächen bestehen und den Schluss nahe legen, dass der Architekt von der Fensterfirma eine besonders hohe Provision erhalten hat. Allen Grundstücken gemeinsam ist ein alter Baumbestand, der - wie jetzt im Frühjahr - mit den noch jungen grünen Blättern ein hübsches Bild abgibt, aber die Häuser mit dunklen Schatten überzieht. Für die möglicherweise daraus resultierende depressive Stimmung ist ein teurer - und deshalb zwangsläufig guter - Psychiater in der Nähe.
Das Haus von Günther Bartol war vergleichsweise bescheiden, aber gemessen am Wohnstandard von Kurt und Lena immer noch Luxus pur. Günther bat sie mit geschäftsmäßiger Freundlichkeit in sein Büro und fragte, was er für die beiden tun könne.
“Wir haben Ihnen ja schon gesagt”, begann Kurt, “dass wir den Mord an Walter Bock untersuchen.”
“Eine schreckliche Geschichte. Haben Sie schon eine Spur?”
“Sie waren ja ein sehr guter Freund von Herr Bock. Haben Sie in letzter Zeit gemerkt, dass ihn irgendetwas bedrückte?”
“Nein, überhaupt nicht. Er war wie sonst, ein ruhiger Typ und seit Studienzeiten ein guter Kumpel.”
Kurt und Lena sahen sich kurz an. Der Kerl hat schon beim
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