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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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hatte. Nach langem Hin und Her war Faith dann einverstanden gewesen.
    Bei alledem mussten sie schließlich auch an Angelina denken. Wenn es an die Öffentlichkeit gelangte, dass sie doch noch lebte, würde sie als Merritt Marlowes Alleinerbin von denjenigen gejagt werden, die hinter der Verschwörung bei MMI steckten. Faith hatte eingesehen, dass Jim im Recht war. Sie mussten allein schon aus Rücksicht auf Angelina über das schweigen, was sie wussten und was sie vermuteten.
    Also hatten sie sie Leah genannt und so aufgezogen, als wäre sie ihre eigene Tochter, ohne ihr aber bislang die Wahrheit zu sagen. Solange sie noch jünger gewesen war, hatte sich das nie als ein Problem dargestellt.
    Nun jedoch sah Faith diese hübsche junge Frau vor sich und wusste, dass die Stunde der Wahrheit nicht mehr viel länger hinausgezögert werden konnte. Leah – Angelina – musste erfahren, wer sie wirklich war und warum sie “anders” war, warum sie niemals so sein würde wie andere junge Frauen, solange sie nicht die Wahrheit über ihre Familie und über MMI erfuhr.
    Dies war allerdings nicht der geeignete Augenblick, um ein so bedeutendes Thema anzusprechen. Stattdessen kämpfte Faith gegen ihre Tränen an und lächelte sanft.
    “Es tut mir Leid, Leah”, murmelte sie. “Ich schätze, ich bin so wie jede andere Mutter. Ich sehe dich immer als mein Baby, und ich will nicht wahrhaben, dass du längst zu einer jungen Frau geworden bist. Eines Tages, wenn du selbst Mutter bist, wirst du das verstehen. Die Zeit vergeht immer schneller, je älter man wird, aber in manchen Punkten scheint sie stillzustehen. Es kommt mir so vor, als hättest du erst gestern deinen ersten Zahn bekommen und den ersten Schritt gemacht und das erste Wort gesagt. Darum war es für mich ein solcher Schock, dich jetzt hier vor mir stehen zu sehen, als würdest du jeden Moment Besuch von einem jungen Mann erwarten. Ich weiß nicht, wo die Zeit geblieben ist. Ich fühle mich mit einem Mal alt. So, als wäre ich zu meiner eigenen Mutter geworden.”
    “Ach, Mom, du bist doch nicht alt”, widersprach Leah. Ihr anfänglich unverschämter Tonfall verschwand, stattdessen stockte ihr Herz als Reaktion auf die Worte ihrer Mutter auf eine sonderbar erschrockene Weise. Sie spürte, dass ihr plötzlich selbst Tränen in die Augen stiegen, und war mit wenigen Schritten bei Faith, um sie fest an sich zu drücken. “Ich wollte dich nicht verärgern”, sagte sie beschwichtigend. “Du und Dad, ihr seid die besten Eltern der ganzen Welt! Ich weiß doch, dass ihr für mich nur das Beste getan habt.”
    “Wir haben es jedenfalls versucht. Doch du hast Recht, Leah”, räumte Faith zögernd ein. “Du
musst
weniger arbeiten und dich mit Gleichaltrigen anfreunden. Und du musst mehr aus dem Haus kommen, um zu sehen, wie die Welt wirklich ist. Dein Dad und ich, wir sind einfach nur darauf aus, dich vor allem Unheil zu beschützen. Die Welt kann so schrecklich und so falsch sein, und wir wollten doch nur, dass dir nichts passiert. Darum haben wir versucht, dich vor allen Grausamkeiten und aller Ungerechtigkeit zu bewahren. Dabei haben wir dich anderen Dingen ausgesetzt, die nicht weniger schmerzhaft waren. Das wird mir jetzt deutlich. Aber ich verspreche dir, wir werden uns in Zukunft mehr Mühe geben.”
    “Ihr macht es doch genau richtig, Mom.”
    In dem Moment wurde die äußere, mit Fliegengitter bespannte Tür geöffnet, die auf die hintere Veranda führte, und Jim kam herein. “Seid ihr zwei bereit, in die Stadt zu fahren?” fragte er und musste noch einmal genauer hinsehen, als er seine Tochter erblickte. Er wollte etwas sagen, doch ein warnender Blick seiner Frau bedeutete ihm, das besser zu unterlassen. Nach kurzem Zögern meinte er schroff: “Na, meine Güte. Du siehst ja so erwachsen aus, Leah. Ich weiß nicht, ob ich dich wirklich in die Stadt mitnehmen soll. Könnte sein, dass ich den großen Knüppel einpacken muss, um die Jungs auf Abstand zu halten.”
    Leah wurde rot und grinste angesichts der neckenden Worte ihres Vaters. “Das bezweifle ich schwer.”
    “Ich nicht.” Jim zwinkerte ihr zu. “Aber eines muss ich schon sagen: Mag sein, dass deine anderen Verehrer diese Frisur bevorzugen, ich werde es jedenfalls vermissen, dir ab und zu an den Zöpfen zu ziehen.”
    “Ich habe keine anderen Verehrer, Dad”, erwiderte Leah, als sie gemeinsam zum Pick-up gingen, der vor der hinteren Veranda geparkt war. “Und du zählst nicht.”
    “Ich zähle

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