Tödliches Labyrinth
verhalten, als ich so alt war wie du.”
“Danke, dass du so verständnisvoll bist, Mom.” Leah lächelte reumütig, da ihr klar wurde, dass sie ihrer Mutter hinsichtlich des Make-ups offenbar nie etwas hatte vormachen können. “Es tut mir Leid, was da draußen passiert ist.”
“Zerbrich dir darüber nicht den Kopf. So benehmen sich junge Männer nun mal – und ältere auch, obwohl sie es besser wissen sollten. Du musst dich nicht dafür schämen, dass du ein schönes Mädchen bist, aus dem eine noch schönere Frau werden wird, Leah. Und wenn ich ganz ehrlich sein soll, bin ich wirklich stolz auf dich.” Liebevoll lächelte Faith sie an und strich ihr mit einer Hand zärtlich über die Wange. “Du hast alles, was sich eine Mutter für ihr Kind wünschen kann. So, und nun geh und hol dein Make-up.”
Leahs Herz war mit einem Mal voller Liebe für ihre Mutter, während sie sich abwandte und zu dem Regal ging, in dem die Kosmetika standen.
Der Fußboden der alten Kolonialwarenhandlung bestand aus dunklen Holzbohlen, und die Gänge waren extrem schmal, und doch konnte man trotz des beengten Raums aus einer fast erdrückenden Fülle von Produkten wählen. Bislang war Leah immer von Schuldgefühlen heimgesucht worden, wenn sie klammheimlich etwas, das gut aussah, aus dem Kosmetikregal genommen und es bezahlt hatte, bevor jemand sie beobachten konnte, der ihren Eltern gegenüber etwas von ihrem Kauf verlauten lassen könnte. Heute war es für sie das erste Mal, dass sie sich in aller Ruhe und ohne Heimlichkeiten das gesamte Angebot ansehen konnte.
Obwohl sie immer das Gefühl hatte, in dieser Stadt befinde sie sich mitten im Nichts, standen in den Regalen Markenprodukte dicht an dicht. Leah nutzte die Proben der verschiedenen Hersteller, um zu sehen, welche Grundierung, welcher Lidschatten und welcher Lippenstift am besten zu ihr passten. Der ihr eigene gute Geschmack bewahrte sie vor allzu grellen Farben, sie konzentrierte sich lieber auf dezentere und natürlicher wirkende Farbtöne.
Schließlich hatte Leah ihre Wahl getroffen. Sie rechnete alles zusammen, um sicher zu sein, dass sie genug Geld mitgenommen hatte. Make-up war teuer, außerdem wollte sie eine Kosmetiktasche kaufen, in der sie alles aufbewahren konnte. In Erwartung dieses Tages hatte sie in den letzten Monaten fast jeden Cent ihres Taschengelds zurückgelegt. Allein ein Kompaktpuder kostete über zehn Dollar. Dennoch war sie sicher, genug gespart zu haben, um den Betrag aufbringen zu können.
Sie legte alles in einen Einkaufskorb und ging zur Kasse, wo ein gelangweilt dreinblickender Kassierer die Beträge eintippte und alles in eine kleine Tüte packte. Leah sah, dass ihre Eltern noch mit dem wöchentlichen Einkauf der Lebensmittel beschäftigt waren, für den sie sie nicht wirklich brauchten. Es war heiß, und sie hatte noch genug Geld für eine Cola übrig, also verließ sie das Geschäft und ging zum Getränkeautomaten auf der Veranda.
Sie nahm ein paar Quarter aus ihrer Geldbörse und warf sie in den Automaten. Dabei tat sie so, als würde sie die Gruppe junger Männer nicht bemerken, die sich noch immer vor dem Geschäft aufhielt. Einige von ihnen warfen ihr abermals abschätzende Blicke zu, doch die meisten konzentrierten sich auf einen sich anbahnenden Kampf. Mit lautem Poltern fiel eine Dose in den Ausgabeschacht, sie nahm sie, öffnete den Verschluss und trank dann einen Schluck eiskalte Cola. Erst dann wurde auch sie auf die angespannte Szene aufmerksam, die sich ein Stück von ihr entfernt abspielte.
Von einigen Zuschauern umringt, standen sich zwei der jungen Männer auf dem Parkplatz gegenüber und beschimpften sich laut und aufgebracht. Nach dem zu urteilen, was Leah hören konnte, schien sich der Streit um eine Frau zu drehen. Einer der Männer war klein und stämmig, mit pockennarbigem Gesicht und einem gehässigen Grinsen. Ihm war seine Trunkenheit an den fahrigen Bewegungen und seinem leicht glasigen Blick anzusehen, und allem Anschein nach hatte er den Streit auch angefangen.
Es war aber der andere Mann, der Leahs Atem stocken ließ.
Was ihr an ihm sofort auffiel, war seine Größe. Er musste zwischen 1,85 und 1,90 Meter groß sein, sein Körper war muskulös und sportlich, und er strahlte Kraft und Eleganz aus. Er war vielleicht vier oder fünf Jahre älter als sie, und so wie er aussah, würde er noch einiges an Muskeln zulegen. Doch schon jetzt wirkte sein ganzer Körper ungeheuer stark und männlich.
Seine Haut
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