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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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nicht?” Jim täuschte Bestürzung vor, als er die Beifahrertür öffnete und Faith und Leah in den Wagen half. “Jetzt
weiß
ich ganz sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich dich zum Altar führe und du irgendeinen jungen Dummkopf heiratest, der dich nur einen Bruchteil von dem schätzen wird, wie deine Mutter und ich das machen.”
    Angesichts dieser Vorstellung leise etwas vor sich hin murmelnd, marschierte Jim um den Wagen herum und stieg ebenfalls ein. Er griff nach dem Zündschlüssel und drehte ihn im Schloss. Der Motor sprang an, und Jim trat leicht auf das Gaspedal, um von dem sandigen Flecken Wüste, der ihnen als Hof diente, auf einen festgefahrenen Weg zu gelangen, der zu der staubigen Straße führte.
    “Hast du die Kühltasche mitgenommen?” fragte Faith. Leah konnte sich nicht daran erinnern, dass ihre Mutter diese Frage beim samstäglichen Einkauf ein einziges Mal nicht gestellt hatte.
    Jim nickte. Noch nie hatte er sie vergessen, dennoch fragte Faith jedes Mal, um sicher zu sein. Sie brauchten die Kühltasche, um die tiefgekühlten Lebensmittel durch die Hitze der Wüste zurückzubringen, ohne dass irgendetwas davon auftaute. Das war nur eine von vielen Kleinigkeiten, die Leah schon als kleines Mädchen von ihren Eltern gelernt hatte.
    Als ihr das bewusst wurde, begann sie sich dafür zu schämen, wie sie sich vorhin ihrer Mutter gegenüber benommen hatte. Natürlich wusste sie, dass Jim und Faith sie liebten. Es musste auch einen guten Grund dafür geben, warum sie so zurückgezogen lebten und warum sie so sehr darauf bedacht waren, sie zu beschützen. Dass die Welt im Allgemeinen gefährlich war, erschien ihr aber nicht als ein ausreichender Grund. Es musste noch irgendetwas anderes dahinter stecken.
    Dennoch wollte Leah ihre Mutter an diesem Morgen nicht noch mehr verärgern. Es würde sich ganz sicher irgendwann eine bessere Gelegenheit ergeben, um die Fragen zu stellen, die ihr auf der Seele brannten. Also sagte sie weiter nichts, was ihre Eltern auch nur im Entferntesten hätte verärgern können.
    Stattdessen sah sie aus dem Seitenfenster auf die vorbeiziehende Landschaft und genoss die Brise, die von den Bergen herüberkam und der Wüste etwas Abkühlung verschaffen würde. Die karge Landschaft war so trocken, dass Regen, wenn er fiel, irreal wirkte. Die Klimaanlage des Pick-up war seit Tagen defekt, und ihr Vater wartete auf ein Ersatzteil, damit er sie endlich reparieren konnte. Dieses Ersatzteil stand mit auf der Liste der Dinge, die sie in der Stadt besorgen würden.
    Hoch über ihnen strahlte die blassgelbe Sonne am türkisfarbenen Himmel, der sich über eine relative Einöde erstreckte: lila-blaue Berge, überzogen mit Buschwerk und vereinzelten Bäumen. Rötlich-goldene Felsformationen, enge Täler und Schluchten, durch die sich kleine Rinnsale wanden, die im Frühjahr zu reißenden Strömen anschwollen, wenn in den höheren Lagen die Schneeschmelze einsetzte. Endlose Weiten honigfarbener Wüste, von Kakteen und anderen hier heimischen Pflanzen gesprenkelt. Doch so karg diese Landschaft auch war, besaß der Anblick eine seltsame, wilde Schönheit, von der sich Leah schon immer angesprochen gefühlt hatte.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, woanders als im Südwesten zu leben. Sie war froh, dass ihre Eltern trotz der zahlreichen Umzüge immer in diesem Teil der Vereinigten Staaten geblieben waren, ausgenommen die kurzen Vorstöße auf mexikanisches Territorium. Das lag natürlich auch daran, dass sie hier ihre Wurzeln hatte, in diesem Indianerreservat, das nur noch einen Bruchteil des Landes umfasste, das die Ureinwohner Amerikas früher einmal besessen hatten.
    Die Indianer, die es bewohnten, lebten in mancher Hinsicht in einer anderen Welt als ihre Eltern. Sie waren von einem anderen Schlag, sie hielten an den alten Traditionen fest, sie wollten sich nicht von der herrschenden Kultur der Weißen vereinnahmen lassen. Hin und wieder hatte Leah einige zumeist junge Männer gesehen, die am Wochenende in die Stadt fuhren und ihr schwer verdientes Geld zum Fenster hinauswarfen, um sich zu betrinken, bis sie nicht mal mehr ihren eigenen Namen wussten, und um dann Schlägereien vom Zaun zu brechen. Trotzdem fand Leah, dass sie sich nicht allzu sehr von den stolzen, wilden Kriegern früherer Tage unterschieden, und immer wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken, wenn sie diese Männer sah. Hitzig und ungestüm, wie sie waren, besaßen sie etwas Aufregendes und

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