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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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beobachten können. Der Mensch unterschied sich gar nicht so sehr vom Tier. Beide kämpften um die gleichen Dinge: die weiblichen Angehörigen ihrer Spezies, territoriale Ansprüche und Vorherrschaft.
    Bei ihm und Skeeter ging es um den ersten dieser Aspekte – in der Gestalt von Skeeters Frau. Ihr Name war Phoebe, und in der vergangenen Nacht war sie zu Hawk in den Trailer gekommen, nachdem Skeeter sie abermals verprügelt hatte. Hawk hatte nichts weiter gemacht, als ihre Platzwunden zu versorgen und ihr eine sichere Übernachtungsmöglichkeit zu geben. Und er hatte ihr geraten, sich von ihrem nutzlosen und trunksüchtigen Ehemann zu trennen. Skeeter glaubte natürlich von alledem kein Wort, denn wären ihre Rollen vertauscht gewesen, hätte er alles unternommen, um Hawk Hörner aufzusetzen.
    Hawk war zwar nicht verheiratet, so dass es gar nicht zu dieser Situation kommen konnte. Dennoch wusste er, zu welchen Überlegungen Skeeters Erbsenhirn fähig war. Er kannte die verdrehte Denkweise dieses Mannes, der einfach nicht verstehen konnte, dass nicht jeder so dachte und handelte wie er. Skeeter hätte es in dieser Nacht mit Hawks Frau getrieben, folglich musste Hawk es mit Skeeters Frau getrieben haben. In Wahrheit empfand Hawk mit Phoebe aber nur Mitleid, und in gewissem Maß war er auch wütend auf sie, weil sie immer wieder zu Skeeter zurückkehrte, obwohl sie wusste, wie schlecht er sie behandelte.
    Seit er an der Kolonialwarenhandlung angekommen war, hatte Hawk alles versucht, um diesem Streit aus dem Weg zu gehen. Doch Skeeter wollte es um jeden Preis zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung kommen lassen. Mittlerweile waren sie an einem Punkt angelangt, an dem es für Hawk nicht mehr möglich war, ohne Schaden für seinen Stolz und sein Ego davonzukommen, wenn er jetzt noch dem Kampf auswich. Ob er wollte oder nicht, er würde Skeeter zu Boden schicken müssen.
    Zwar missfiel ihm dieser Gedanke, doch wenn er ganz ehrlich mit sich war, dann musste er zugeben, dass ein heimtückisch eitler, arroganter Teil tief in seinem Inneren ein perverses Vergnügen bei dem Gedanken empfand,
ihr
gegenüber seinen Mut unter Beweis zu stellen – ihr, der jungen Frau, die ihn von der altmodischen hölzernen Veranda vor dem Geschäft aus beobachtete.
    Sie war ihm sofort aufgefallen, als sie mit ihren Eltern in einem schäbigen alten Pick-up in die Stadt gekommen war – vor allem, weil sie so fehl am Platz zu sein schien. Sie hatte etwas Großstädtisches an sich, was man in dieser Gegend normalerweise nicht zu Gesicht bekam. Es war mehr so, als würde sie in eine dieser eleganten schwarzen Limousinen aus Mafiafilmen gehören, nicht aber in einen Pick-up, den man schon vor mindestens zehn Jahren auf den Schrottplatz hätte bringen sollen.
    Hawk war einundzwanzig, und sie war sicher vier oder fünf Jahre jünger. Zu jung für ihn. So jung, dass sie seine Fahrkarte ins Gefängnis gewesen wäre, hätte er mit ihr etwas angefangen. Er wusste, es wäre eine Dummheit, wenn er sich für sie interessieren würde. Das hatte ihn allerdings nicht davon abgehalten, sie von Kopf bis Fuß zu betrachten. Die Art, wie sie seinen Blick erwiderte, hatte ihm den Atem geraubt.
    Etwas in ihren türkisblauen Augen hatte nicht nur eine sexuelle Reaktion in ihm hervorgerufen, sondern auch eine spirituelle – so, als hätte er in einen Spiegel geblickt und gesehen, wie die andere Hälfte seiner Seele ihn von dort anstarrte. Sein Großvater, ein Schamane der Apachen, hätte es als Schicksal bezeichnet. Hawk wusste nur, dass er augenblicklich einen Schauder spürte. Es hatte ihn große Mühe gekostet, sich wieder auf die Situation zu konzentrieren, in die Skeeter ihn manövriert hatte. Hawk fragte sich, was sie wohl dachte, während sie zusah, wie sie beide sich umkreisten. Würde sie sich so wie manch andere Frau begeistern können, wenn zwei Männer eine Schlägerei begannen? Oder würde der Anblick sie anwidern und entsetzen? Ein Instinkt sagte ihm, dass bei ihr sicher Letzteres der Fall sein würde.
    Ihr wunderschönes junges Gesicht wirkte unter der Bräune bleich, als sei ihr der Anblick einer gewalttätigen Auseinandersetzung fremd. Die Dose Cola in ihrer Hand hielt sie so krampfhaft fest wie eine Rettungsleine. Ihr Gesicht war vom Glanz zahlloser winziger Schweißperlen überzogen, die Hawk darüber spekulieren ließen, wie sie wohl aussah, nachdem ein Mann sie geliebt hatte. Am liebsten hätte er Skeeter stehen lassen, um zu ihr zu laufen,

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