Tödliches Labyrinth
Perlen und einem großen, glatt polierten Türkis bestand. Die amerikanischen Ureinwohner nannten diese Steine “ein Stück vom Himmel”, weil ihre Farbe die des Firmaments war, das sich über die Berge und die Wüsten des Südwestens erstreckte.
Das Amulett glänzte auf Hawks Brust. Leah verspürte das seltsame Verlangen, es zu berühren, ihre Hände über seine Haut gleiten zu lassen, ihre Lippen auf seinen nackten Oberkörper zu drücken. Er roch nach Sandelholz, Moschus, Schweiß und Rauch, maskuline Aromen, die ihr fremd waren und die ihre Sinne berauschten.
Ihre Kehle war trocken, weil sie so nervös war und weil diese Begierde, ihn zu kosten, von ihr Besitz ergriffen hatte. Sie wollte einfach nur weiter dastehen und seinen Duft in sich aufnehmen. Doch das Gewicht der Papiertüten begann, sich bemerkbar zu machen, und sie musste weitergehen, wenn sie sie nicht fallen lassen wollte.
Nachdem Leah das Geschäft verlassen hatte, ging sie langsam zum Pick-up ihrer Eltern, den ihr Vater rückwärts vor den Eingang gefahren hatte, um ihn leichter beladen zu können. Die Heckklappe war geöffnet, und Jim und Faith stellten die Einkäufe auf die Ladefläche. Während Faith das Tiefgekühlte in der Kühltasche verstaute, reichte Leah ihrem Vater die übrigen Taschen.
Dann stiegen die Tallclouds ein, Jim startete den Wagen. Als sie abfuhren, konnte Leah nicht anders und warf aus dem offenen Seitenfenster einen Blick zurück. Ihr Herz schien einen Satz zu machen, begleitet von einem sonderbaren Gefühl, das Aufregung und Sehnsucht zugleich vermittelte, als sie sah, dass Hawk auf der Veranda der Kolonialwarenhandlung stand und ihr nachsah.
Er war der jungen Frau, die fast noch ein Mädchen war, so nahe gewesen, dass er sie mit der kleinsten Bewegung hätte berühren können. Selbst jetzt konnte Hawk noch immer den süßlichen, verlockenden Duft riechen, der in der Luft hing.
Wüstenrose, dachte er. Sie hatte nach Wüstenrose gerochen, nach Sonnenschein, frischer Seife und einer reinen Weiblichkeit, wie er sie noch niemals zuvor mit einer Frau in Verbindung gebracht hatte, fast so, als hätte sie in einem reinen und klaren Gebirgsbach gebadet, ehe sie in die Stadt gekommen war.
Sie war groß und schlank, und sie war so anmutig wie ein Reh.
Ihre Augen kamen ihm vor wie die Oberfläche eines Sees, der den Himmel widerspiegelte. Sie besaßen die gleiche Farbe wie der Türkis, den er um den Hals trug. Hawk konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine solche Augenfarbe gesehen zu haben. Ihr Bild hielt sich vor seinem geistigen Auge fest und wollte ihn nicht wieder loslassen. Das waren nicht die Augen einer Indianerin.
Diese Frau musste mindestens zu einem Teil Blut von Weißen in sich haben. Der Verdacht bestätigte sich, als er sich an ihre fast goldene Haut erinnerte, die eine blassere Farbe hatte, als er es von den Frauen aus dem Reservat gewöhnt war, in dem er lebte.
Er war sicher, sie noch nie in der Stadt gesehen zu haben. Folglich lebte sie weder in der Stadt noch im Reservat. Vielleicht war sie mit ihren Eltern nur auf der Durchreise. Jetzt war sie weg, und er würde sie wohl niemals wiedersehen. Hawk empfand Bedauern bei dem Gedanken, so als hätte man ihm einen kurzen Blick auf etwas gewährt, nach dem er sein Leben lang gesucht hatte, um es ihm dann zu entreißen, bevor er die Gelegenheit nutzen und es festhalten konnte.
Doch es gab nichts, was er daran hätte ändern können. Er kannte sie nicht, er wusste nicht, wie sie hieß. Letzterem hätte er abhelfen können, wenn er sich vorgestellt und ihr angeboten hätte, ihr beim Tragen der Taschen zu helfen. Doch es war sein Stolz gewesen, der ihn hatte schweigen lassen.
Was hätte er einer Frau wie ihr auch schon bieten können? Sein gutes Aussehen, seinen athletischen Körper? Das war kein Ausgleich dafür, dass er in einem heruntergekommenen Trailer in einem Indianerreservat lebte und von seinem wöchentlichen Gehaltsscheck kaum die Ausgaben decken konnte. An den meisten Abenden war er nicht mal zu Hause, sondern besuchte an der Universität Abendkurse, damit er einen Abschluss machen und in einem Unternehmen wenigstens auf der untersten Stufe der Karriereleiter Fuß fassen konnte. Er wollte nicht sein Leben lang im Reservat bleiben, wo er doch nur entweder im ewigen Gestern leben oder sich Abend für Abend um den Verstand saufen konnte, wie es die meisten seiner Freunde taten.
Eine junge Frau wie die, die soeben wieder aus seinem Leben verschwunden
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