Tödliches Labyrinth
im Geist, wie er sie wild küsste, wie seine Hände fieberhaft über ihren Körper wanderten, wie er sie Besitz ergreifend mit seinem Gewicht nach unten drückte. Sie fand, dass er in diesem Augenblick wie ein Mann aussah, der kein Nein akzeptierte. Wieder erschauderte sie, doch diesmal verspürte sie Angst vor dem Unbekannten – und mit einem Mal fühlte sie sich gar nicht mehr so reif und erwachsen.
3. KAPITEL
A uf dem Heimweg
“Leah, wir müssen los”, rief Faith ihr zu, als sie und Jim mit mehreren Papiertüten aus der Kolonialwarenhandlung kamen.
Die Stimme ihrer Mutter riss sie so abrupt aus ihrer Träumerei, dass Leah heftig zusammenzuckte. Sie war so sehr auf Hawk und auf die brutale Schlägerei konzentriert gewesen, dass sie ihre Eltern ebenso vergessen hatte wie die Lebensmittel, wegen denen sie eigentlich nur hergefahren waren.
“Tut … tut mir Leid, Mom. Ich … ich war wohl in Gedanken versunken”, erwiderte sie, um irgendwie zu erklären, warum sie sich nicht weiter um die Einkäufe gekümmert hatte. Sie fühlte, dass sie rot anlief.
Faith wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, als ihr Blick auf den großen, attraktiven jungen Mann fiel, der ganz offensichtlich auf ihre Tochter eine so magische Anziehung ausgeübt hatte. Sie war voller Hoffnung gewesen, sie und Jim hätten noch ein paar Jahre Ruhe, ehe sie Leah an die Welt und alle mit ihr verbundenen Gefahren verlieren würden. Doch der heutige Tag hatte Faith sehr deutlich vor Augen geführt, wie trügerisch diese Hoffnung war. Mit einem Seufzer rang sie sich zu einem sarkastischen Lächeln durch.
“Ja, das sehe ich. Drinnen auf der Theke stehen noch ein paar Tüten.”
“Ich hole sie sofort”, bot sich Leah hastig an, froh darüber, dem viel zu aufmerksamen Blick ihrer Mutter entkommen zu können.
Es war ihr ausgesprochen peinlich, zu wissen, dass ihre Mutter ihre Fantasien, die sich um den attraktiven jungen Mann drehten, durchschaut hatte. Sie hätte nicht dort stehen und ihn so direkt anstarren sollen. Erschrocken fragte sie sich, ob etwa allen anderen Anwesenden ebenfalls aufgefallen war, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte. Doch vermutlich waren sie alle zu sehr auf die Schlägerei konzentriert gewesen, als dass sie irgendetwas anderes um sich herum wahrgenommen hätten.
Im Geschäft war es nach der Hitze und dem grellen Sonnenschein auf der Veranda angenehm kühl und relativ düster. Leahs Augen benötigten einen Moment, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse in der Kolonialwarenhandlung anzupassen. Dann sah sie die Papiertüten, von denen ihre Mutter gesprochen hatte. Sie klemmte sie sich unter den Arm und drehte sich zur Tür um, bis sie mitten in ihrer Bewegung erstarrte, während ihr Herz zu rasen begann: Vor sich sah sie die Konturen von Hawks atemberaubendem Körper.
Einige Sekunden lang, die wie eine Ewigkeit wirkten, sahen sie sich nur an, so wie sie es draußen gemacht hatten, bevor die Schlägerei losgegangen war. Leah begriff, dass sie ihn schon wieder anstarrte, und senkte ihren Blick, da sie spürte, wie ihr Gesicht erneut rot anlief. Sie wagte es nicht, Hawk noch einmal anzusehen, als sie sich auf den Weg zur Tür machte. Nervös fragte sie sich, ob er vorhatte, dort stehen zu bleiben und ihr den Weg zu versperren, um eine Konfrontation zwischen ihnen beiden zu erzwingen.
Auch wenn die Taschen nicht allzu schwer waren, würde er sich vielleicht anbieten, ihr beim Tragen zu helfen. Ihr gefiel dieser Gedanke, gleichzeitig fürchtete sie sich aber auch davor. Ihre Eltern sahen es ungern, wenn sie sich mit Fremden unterhielt. Ihre Mutter würde sich aufregen, und ihr Vater würde später ein ernstes Wort mit ihr reden.
Daher nahm sie es mit gemischten Gefühlen auf, dass Hawk zur Seite ging, um sie durchzulassen. Dennoch herrschte in der Kolonialwarenhandlung eine solche Enge, die Leah auch so kaum genügend Platz ließ, um mit genügendem Abstand an ihm vorbeizugehen. Sie musste sich zur Seite drehen, um weiterzukommen. Damit befand sie sich nach dem ersten Schritt unmittelbar vor seinem breiten, nackten Oberkörper.
Noch nie war sie einem jungen Mann so nah gewesen, erst recht keinem, der sein Hemd nicht zugeknöpft trug. Sein Körper wirkte hart und muskulös kraftvoll, er war von einem dünnen Schweißfilm überzogen, der seine Brust glänzen ließ. Um den Hals hing das indianische Amulett, das ihr bereits zuvor aufgefallen war. Jetzt konnte Leah sehen, dass es aus Riemen, Federn,
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