Tödliches Labyrinth
ausholenden Schritten über den Teppich ging. Zwar hatte er sie aus der Ruhe bringen können, doch sie hatte sich rasch wieder gefasst. Wenn sie alles andere genauso erfolgreich erledigte, dann würde sie eine mehr als geeignete Assistentin für ihn sein – und er wäre ein Trottel, wenn er das zunichte machen würde, nur weil er sich sexuell von ihr angezogen fühlte.
Dennoch stachelten ihre Haltung und ihre Intelligenz sein Interesse genauso an wie ihr Gesicht und ihr ganzer Körper. Sie erinnerte ihn in vieler Hinsicht an eine von diesen russischen Puppen. Öffnete man die erste, fand man darin weitere Puppen verborgen, und es dauerte, bis man den Kern erreicht hatte.
Nach ihrem Gespräch an diesem Morgen war Hawk überzeugt, dass unter dem schönen, aber reservierten Äußeren von Leah Tallcloud viele Dinge verborgen lagen und dass sie eine höchst komplexe Frau war, deren Wesen nicht leicht zu fassen – und erst recht nicht zu erobern – sein würde.
Wieder fühlte er sich von der Herausforderung versucht, die sie ihm bot. Es würde sehr interessant sein, zu sehen, ob und was sich zwischen ihnen entwickeln würde. Innerlich musste er lächeln.
7. KAPITEL
K ennen lernen
Sie war zwar eine Frau mit einer Mission, aber eindeutig ohne einen Plan. Leah musste sich das zu ihrem Bedauern eingestehen, als sie nachdenklich vor der breiten Fensterfront ihres Büros bei Marlowe Micronics, Incorporated, stand und nach draußen sah.
Ihr ursprüngliches Ziel war es gewesen, im Konzern ihres Großvaters eine Stelle zu bekommen. Nachdem ihr das tatsächlich gelungen war, hatte sie nun jedoch nicht die geringste Ahnung, wie sie es anstellen sollte, die Machenschaften des Konsortiums aufzudecken.
Es kam ihr so vor, als hätte sie in den letzten Wochen nichts anderes getan, als sich unentwegt im Kreis zu drehen – auch wenn ihr bewusst war, dass sie in Wahrheit damit beschäftigt gewesen war, sich mit den Abläufen bei MMI vertraut zu machen, ihre Kollegen kennen zu lernen und alle Feinheiten ihres neuen Postens zu erlernen.
Die Warnung des Personalleiters hatte sich inzwischen bestätigt, denn es war tatsächlich keine leichte Aufgabe, für Hawk Bladehunter zu arbeiten. Doch wie er selbst an ihrem ersten Tag gesagt hatte, stellte er nicht nur hohe Ansprüche an seine Mitarbeiter, sondern verhielt sich ihnen gegenüber auch fair. Wenn sie etwas besonders gut erledigte, sparte er wirklich nicht mit Lob. Leah wusste aber auch ohne eine Bestätigung durch ihn, dass sie gute Arbeit leistete und ihr Chef keinen Grund zur Klage haben konnte.
Dennoch hatte er sie seit dem ersten Tag so unablässig auf Trab gehalten, dass kaum Zeit genug war, um durchzuatmen, geschweige denn irgendeinen Plan zu entwickeln, der die Männer, auf die sie es abgesehen hatte, der Gerechtigkeit zuführte.
Nachdem sie seit Wochen morgens früher zum Dienst erschienen und bis spät abends geblieben war und zudem jeden Tag Arbeit mit nach Hause genommen hatte, war es ihr gelungen, heute endlich einmal dem Zeitplan ein Stück weit voraus zu sein. Leah hoffte nur, ihrem Vorgesetzten würde das nicht auffallen. Er würde sicher glauben, sie sei unterbeschäftigt. Unwillkürlich musste sie bei diesem Gedanken lächeln, wenn auch nur flüchtig.
Wenn sie ehrlich mit sich war, dann musste sie zugeben, dass sie Hawk Bladehunter wesentlich besser leiden konnte, als es ihr recht war. Er war nicht nur der attraktivste Mann, dem sie je begegnet war, er besaß auch viele andere Eigenschaften, die sie ganz besonders schätzte – Intelligenz, Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Selbstsicherheit waren nur einige davon. Leah dachte zynisch darüber nach, dass dies zusammen mit der nicht zu leugnenden und schrecklich sinnlichen Anziehungskraft, die er fast greifbar ausstrahlte, eine lebensgefährliche Kombination ergab.
Was ihn anging, musste sie ständig auf der Hut sein, da sie ansonsten Gefahr lief, sich zum Narren zu machen. Immerhin wäre es keine Schwierigkeit gewesen, seinetwegen den Verstand zu verlieren – und sicherlich auch ihren Job. Genau das konnte sie sich nicht erlauben. Selbst wenn Hawk Bladehunter
nicht
zu ihren Gegnern zählte, was sie aber bislang noch nicht herausgefunden hatte, konnte sie ihre Stelle bei MMI nicht aufs Spiel setzen.
Wenn man sie feuerte, würde man sie wohl kaum je wieder einstellen, ganz gleich, in welcher Position. Damit könnte sie alle Hoffnungen begraben, jemals ihre Widersacher für die Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen,
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