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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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Nachdruck. Innerlich war sie erleichtert, dass seine Fragen in diese Richtung gingen. In ihrer unbeherrschten Fantasie hatte sie längst befürchtet, er würde ihr Singledasein und ihre Kinderlosigkeit darauf zurückführen, dass sie ihre gesamte Zeit damit ausgefüllt hatte, sich für den Tag vorzubereiten, an dem sie das Konsortium bei MMI aushob. “Zudem bin ich ziemlich sicher, dass es gesetzwidrig ist, wenn Sie als mein Arbeitgeber sich für solche Dinge interessieren.”
    Weder ihr Vorwurf noch ihre indirekte Drohung konnten ihn beeindrucken. Stattdessen lächelte er sie breit an. Trotz der Tatsache, dass diesem Lächeln Überheblichkeit beigemischt war, verspürte Leah im gleichen Augenblick das Gefühl, ihr Herz würde einen Purzelbaum machen. Es war das wunderbarste Lächeln, das sie je gesehen hatte, als er sie mit seinen strahlend weißen, ebenmäßigen Zähnen anlächelte, die sein düsteres Gesicht förmlich aufzuhellen schienen – so, als wäre an einem regnerischen Tag auf einmal die Sonne aufgegangen.
    “Das ist es auch. Aber woher wissen Sie, ob ich Sie das als Ihr Arbeitgeber frage, Ms. Tallcloud?” fragte er mit spöttischem Tonfall.
    Mit einer solchen Frage hatte sie nicht gerechnet. Sie wusste nicht, was sie entgegnen sollte. Und zu ihrem Ärger merkte sie, dass sie vor Verlegenheit rote Wangen bekam.
    “Sie werden ja rot”, stellte Hawk fest. Seiner Stimme hörte sie Triumph und Belustigung an. “Habe ich denn gerade etwas Verkehrtes gesagt?"
    Hawk fand, dass Leah außerordentlich gelassen und gefasst war. Bis zu diesem Augenblick war er nicht sicher gewesen, ob es ihm gelingen würde, sie aus der Reserve zu locken, um zu sehen, ob sie wirklich ein Mensch war. Etwas an ihrem Verhalten hatte ihn bis dahin an einen futuristischen Androiden erinnert, dem man zwar ein makelloses Äußeres gegeben hatte, dem es aber an jeglichen Gefühlen fehlte.
    Bis auf die Augen.
    Hinter dem modischen Brillengestell versuchte Leah Tallcloud die bemerkenswertesten Augen zu verstecken, die er seit langer Zeit gesehen hatte. Sie waren groß und ausdrucksstark und exakt von der Farbe eines Türkises. Und seit der Begrüßung in ihrem Büro ließ ihr Anblick ihn nicht mehr zur Ruhe kommen. Sie hatte vor ihm gestanden wie ein eleganter Schwan, dessen Augen ein Stück vom Himmel waren.
    Er war überzeugt davon, dass er schon einmal solche Augen gesehen hatte, aber er konnte sich nicht erinnern. Wo war das gewesen? Dann fiel es ihm auf einmal ein. Sie war die junge Frau, die damals an jenem Tag im Sommer vor der Kolonialwarenhandlung auf der Veranda gestanden und seinem Kampf mit Skeeter Greywolf zugesehen hatte.
    Ja, das musste sie sein, da war Hawk ganz sicher. Es waren diese Augen gewesen. Und auch damals hatte sie ihr glänzendes schwarzes Haar hochgesteckt. Er konnte sich ganz genau an diesen Tag vor so vielen Jahren erinnern.
    Ihm fiel auch ein, dass er schon damals mit ihr hatte schlafen wollen. Er hatte sie irgendwohin mitnehmen wollen, wo sie ungestört waren, um ihr beizubringen, was es hieß, einen Mann in ihrem Bett zu haben. Wenn er sich selbst gegenüber ganz ehrlich war – und das war Hawk immer –, dann musste er gestehen, dass er sich auch jetzt wieder wünschte, mit ihr zu schlafen. Als er sie heute Morgen gesehen hatte, fühlte er sich sofort zu ihr hingezogen. Ihm war die Hitze in seinen Lenden nicht entgangen, die von plötzlicher, aufwallender Begierde ausgelöst worden war.
    Es gab nur wenige Frauen, über die ein Mann niemals hinwegkommen konnte. Ihm schien es so, als würde Leah Tallcloud dazugehören. Es war zwar nicht so, dass er all die Jahre unablässig an sie hatte denken müssen, doch sie war ihm immer wieder mal durch den Kopf gegangen. Jedes Mal hatte er sich mit einer gewissen Sehnsucht und mit Bedauern gefragt, was wohl aus ihr geworden sein mochte.
    Er hatte aber nie erwartet, sie jemals wiederzusehen. Dass sie unerwartet in sein Leben zurückgekommen war, hätte sein Großvater, der Schamane, als Schicksal bezeichnet.
    Hawk hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, mit den Frauen aus seiner Abteilung nichts anzufangen. Er wusste aus Erfahrung, dass so etwas nur Probleme nach sich zog. Er konnte aber nicht leugnen, dass er den Gedanken, mit Leah Tallcloud ins Bett zu gehen, als verlockend genug empfand, um mit dieser Regel zu brechen.
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie immer noch Jungfrau war. Also würde er nicht ihr erster Liebhaber sein, was vor vielen Jahren sicher noch

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