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Tödliches Labyrinth

Tödliches Labyrinth

Titel: Tödliches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Brandewyne
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betrunken Auto gefahren war. Dann fuhr er fort:
    “Es war eine sehr warme Nacht, ich hatte das Verdeck meines Thunderbird zurückgeklappt, das Radio war so laut, dass ich es heute bestimmt als ohrenbetäubend empfinden würde. Ich schätze, ich fuhr so wie alle wilden jungen Männer etwas schneller als erlaubt über den Highway. Das wäre unter normalen Umständen natürlich kein Problem gewesen, verstehen Sie?"
    “Voll und ganz”, antwortete Leah leicht sarkastisch und erntete von ihm ein erneutes zerknirschtes Grinsen.
    “Na ja, jenseits der Stadtgrenze gibt es praktisch nur Wüste.” Hawk machte auf diese Tatsache mit einem leicht abwehrenden Tonfall aufmerksam. “Man kann quasi meilenweit sehen, ob es auf der Straße irgendein Hindernis gibt. Das war zu der Zeit, als unsere ehrenwerten Senatoren und Kongressabgeordneten beschlossen, ein Tempolimit von 55 Meilen pro Stunde einzuführen, obwohl sie nicht die mindeste Ahnung davon hatten, wie lange es dauert, um im Südwesten von einer Stadt zur nächsten zu gelangen. Die meisten Menschen westlich des Mississippi wussten, dass so ein Limit völliger Unsinn ist.”
    “Da haben Sie allerdings Recht”, erwiderte Leah und unternahm nicht einmal den Versuch, das wissende Lächeln zu unterdrücken, das sich auf ihren Lippen abzeichnete, als ihr Chef versuchte, seine Geschwindigkeitsübertretung zu rechtfertigen. “Also … Sie waren wild und jung, und Sie hatten getrunken und fuhren viel zu schnell. Mich wundert, dass Sie nicht von einer Highway Patrol angehalten wurden.”
    Hawk musste auflachen. “
Damit
hätte ich ja wenigstens noch gerechnet, auch wenn ich darüber nicht erfreut gewesen wäre. Stattdessen tauchte vor mir wie aus dem Nichts ein alter Mann auf, der mitten auf der Straße stand. Ich gebe ehrlich zu, dass ich zu Tode erschrocken war – nicht nur, weil ich zuerst dachte, ich würde einen Geist sehen, sondern weil ich meinen Wagen gerade noch anhalten konnte, ohne den Mann zu überfahren. Wenn die Strecke inzwischen nicht längst neu geteert worden wäre, dann würde ich wetten, dass man die Bremsspur heute noch sehen kann.”
    “Meine Güte!” rief Leah erschrocken aus. “Und Sie konnten wirklich noch vor ihm zum Stehen kommen?"
    “Ja, aber nur um Haaresbreite. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass ich zu Tode erschrocken war und am ganzen Leib zitterte. Dann überkam mich Wut, und ich stürmte aus dem Wagen, um den alten Trottel anzubrüllen. Er trug nur einen weißen Krankenhauskittel, weshalb ich ihn zunächst auch für einen Geist gehalten hatte. Als ich mich ihm näherte, fing er an zu tanzen und zu jubeln, er sei frei, er sei entkommen. In dem Moment war mir klar, dieser Mann konnte im Kopf nicht ganz richtig sein. Er hatte überhaupt keine Ahnung, dass ich ihn beinahe überfahren hätte. Ich weiß bis heute nicht, woher er gekommen war und wie er es so weit in die Wüste geschafft hatte. Ich konnte ihn natürlich unter keinen Umständen da draußen zurücklassen.”
    “Natürlich nicht”, stimmte Leah ihm zu. Ihr Herz pochte wie wild. Konnte es sein, dass der alte Mann, den Hawk um ein Haar überfahren hätte,
wirklich
ihr Großvater gewesen war? “Und was haben Sie mit ihm gemacht?"
    “Na ja, es gelang mir, ihn in meinen Wagen zu lotsen, was nicht so einfach war, weil er sich zuerst ausgesprochen misstrauisch verhielt. Er wollte mir auch nicht seinen Namen sagen. Erst allmählich, als er mir anvertraute, er suche seine Villa und seine Frau, wurde mir klar, dass der arme Teufel sich tatsächlich für Merritt Marlowe hielt!” Hawk musste lachen, als er das sagte. “Können Sie sich das vorstellen?"
    “Wenn ich ehrlich sein soll, nein”, erwiderte Leah und zwang sich, in sein Gelächter einzustimmen, während sie innerlich von Erschrecken und hoffnungsvoller Begeisterung zerrissen wurde. Sie konnte kaum glauben, dass sie so schnell den Schlüssel eines Geheimnisses gefunden haben sollte.
    Wenn ihr Großvater
wirklich
lebte und gefangen gehalten wurde, dann würde er in all den Jahren zweifellos mehr als einen Ausbruchsversuch unternommen haben! Was, wenn es ihm wenigstens dieses eine Mal gelungen war? Was, wenn er tatsächlich der Mann war, dem Hawk auf dem Highway begegnet war?
    “Und wissen Sie, was aus ihm geworden ist?” fragte sie. Die Hände hielt sie dabei unter dem Tisch verborgen, weil sie sie wegen der in ihr tobenden widerstreitenden Emotionen zu Fäusten geballt hatte.
    “Nein.” Hawk schüttelte den Kopf.

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