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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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gewesen oder in Männerbegleitung. Wo kam das Kind her? Sie hatte doch kein eigenes Kind, und adoptiert konnte es auch nicht sein. Ihre Schwester? Sie war etwas jünger, womöglich gehörte er zu ihr, und vielleicht hatte der Junge nur bei der Tante übernachtet.
    Mike überlegte angestrengt, was zu tun war. Ich werde gar nichts tun, er schläft schließlich, dachte er dann, machte die Tür leise wieder zu, fand das Arbeitszimmer, durchwühlte den Schreibtisch und setzte sich an den Computer.
    Um halb elf zog er die Tür ins Schloss, ging zu seinem Wagen, wendete und fuhr nach Hause. Er brauchte genau sieben Minuten.
    Aus der Nachbarwohnung war ausnahmsweise kein Geräusch zu hören, obwohl er schon von unten Licht gesehen hatte. Kein Stöhnen, kein Schreien, keine laute Musik, keine Stimmen aus dem Fernseher.
    Mike schaltete mit der Fernbedienung den Fernseher ein, zog sich aus, holte eine Flasche Wasser und eine Tüte Chips aus der Küche und setzte sich in Unterwäsche aufs Sofa. Er legte die Beine hoch, aß ein paar Chips, nahm hin und wieder einen Schluck aus der Flasche und hörte den Gästen der Talkshow zu.
    Bevor er zu Bett ging, dachte er an Julia Durant und sagte leise: »Julia, auf dein Gesicht morgen bin ich gespannt. Ich wäre zu gerne dabei, wenn du deine Mail öffnest. Na ja, wenigstens das kannst du. Und du bist eine fast perfekte Ermittlerin. Aber an mich wirst du nie rankommen, denn ich weiß alles über dich, aber du nicht das Geringste über mich. Schlaf gut, liebe Julia. Und du auch, Louise.« Er schaute auf das große Bild an der Wand und warf ihr mit verklärtem Blick einen Kuss zu.
    Er legte sich ins Bett, die Hände über dem Bauch gefaltet, und starrte an die Decke, bis ihm die Augen zufielen. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich.

Freitag, 17.55 Uhr
    Frank Hellmer parkte unweit von Richters Haus und wählte die Nummer von Violas Handy. Sie hatte sie ihm am Vormittag gegeben, ihn dabei mit diesem ganz eigenen Blick angesehen und ihm gesagt, wie sehr sie sich über seinen Anruf freuen würde.
    »Hallo, ich bin’s noch mal, ich musste vorhin schnell auflegen«, sagte er, nachdem sie sich gemeldet hatte.
    »Ich hatte ehrlich gesagt nicht so schnell wieder mit deinem Anruf gerechnet. Hast du Zeit?«
    »Ich weiß nicht, was ich meiner Frau sagen soll… «
    »Dir wird doch bestimmt was einfallen. Wir könnten essen gehen und uns völlig zwanglos unterhalten. Was hältst du davon?«
    »Wann?«
    »Sagen wir um acht… «
    »Geht’s auch schon um sieben? Ich weiß nicht, was ich die ganze Zeit machen soll.«
    »Natürlich, ich stelle mich voll und ganz auf dich ein. Komm zu dem Restaurant, von dem ich dir heute Vormittag erzählt habe. Ich werde auf jeden Fall da sein. Bis nachher.« Sie legte auf, ohne eine Erwiderung abzuwarten.
    Hellmers Herz schlug schneller, er war aufgeregt, und er wusste nicht, wie er Nadine beibringen sollte, dass er womöglich erst sehr spät nach Hause kommen würde, ohne dass sie Verdacht schöpfte. Du machst einen Riesenfehler, dachte er und überlegte, wie er sich verhalten sollte. Er konnte genauso gut nach Hause fahren und es einen Abend wie jeden andern Abend werden lassen: Die Beine hochlegen, eine Flasche Bier in der Hand, während Nadine sich um die Kinder kümmerte, den Tisch deckte und wieder abräumte, nachdem sie gegessen hatten; und sie würden fernsehen, und Nadine würde, wie so oft in letzter Zeit, einmal mehr auf der Couch einschlafen. Er würde sie sanft wecken, sie einen knurrenden Laut von sich geben und im Halbschlaf nach oben ins Bad gehen, duschen und sich hinlegen.
    Es war schon lange her, seit sie zuletzt in seinem Arm eingeschlafen war. Meist rollte sie sich in ihre Decke und rutschte bis zur äußersten Bettkante, als wollte sie so weit wie möglich von ihm entfernt sein. Ihre Gespräche drehten sich in letzter Zeit fast nur noch um Marie- Therese oder um Belanglosigkeiten, die ihn nicht interessierten. Das Feuer, das in den ersten sieben Jahren ihrer Ehe manchmal wie wild gelodert hatte, war nur noch eine winzige Flamme, die keine Wärme und auch kaum noch Licht spendete und, wenn es so weiterging, bald verlöschen würde.
    Hellmer liebte Nadine, er würde sie immer lieben, aber es gab etwas, das sie ganz allmählich voneinander trennte. Sie schliefen kaum noch miteinander, in diesem Jahr waren es ganze drei Mal gewesen. Sie gingen nicht mehr spazieren, Nadine schnappte sich einfach die Kinder und ging mit ihnen zum nahe gelegenen

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