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Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Spielplatz. Er fühlte sich oft ausgeschlossen. Es war ein Zustand, den er anfangs auf die Geburt von Marie-Therese zurückführte, doch als dieser Zustand nicht endete, begann er sich zu fragen, was in ihrem Leben falsch gelaufen war.
    Er traute sich nicht, Nadine darauf anzusprechen, denn er hatte Angst vor ihrer Reaktion. Außerdem hatte sie die Mädchen den ganzen Tag um sich, musste sich um das Haus kümmern, obwohl sie sich leicht eine Putzfrau und sogar eine Köchin hätte leisten können, aber sie meinte abfällig, das würde sie den blasierten und gelangweilten Frauen einer gewissen Schicht überlassen, sie sei mit Leib und Seele Hausfrau und Mutter. Ja, dachte Hellmer, Hausfrau und Mutter, aber schon lange keine Ehefrau mehr.
    Hellmer jedenfalls kam seit mindestens einem Jahr mit der Situation nicht mein zurecht. Er kehrte längst nicht mein so gerne nach Hause zurück wie früher, alles war eingefahren, die Wege ausgetreten. Nadine und er hatten sich eigentlich nichts mein zu sagen. Nadines ganze Fürsorge galt Marie- Therese und direkt danach Stephanie, doch für ihn hatte sie so gut wie nichts mein übrig, wie er fand. Und er fragte sich, wie es sein konnte, dass eine anfängliche Bilderbuchehe wie ihre schon nach so kurzer Zeit in einer Sackgasse endete.
    Nur wenn Besuch kam, wie gestern Julia, wurde Nadine wieder zu der Frau, die er liebte. Dann war sie wieder lebendig, aufgeschlossen, interessiert. Und sie lachte wieder dieses Lachen, bei dem sich diese bezaubernden Grübchen um die Mundwinkel bildeten ein Lachen das er so liebte und so vermisste. Und auch gestern Abend keimte wieder die Hoffnung in ihm auf, dass es so bleiben würde. Doch sobald der Besuch weg war, war wieder alles beim Alten. Julia hatte sich verabschiedet, sie und Nadine hatten noch einmal Küsschen ausgetauscht, sie hatte in der Tür gestanden und Julia nachgewunken, war ins Haus gekommen, hatte gegähnt und gemeint, sie sei sein müde und müsse dringend ins Bett. Die übliche Tristesse hatte von einer Sekunde zur andern wieder Einzug gehalten. Tristesse, Langeweile und Schweigen, dumpfes, hämmerndes, lautes Schweigen. Selbst in den Arm wollte sie sich kaum noch nehmen lassen, und wenn sie sich eine Umarmung gefallen ließ, so kam es ihm doch vor, als würde sie ihn am liebsten wegstoßen. Das Schlimme jedoch war, dass sie sich noch nie gestritten hatten, obwohl er ihn gerne mal in klaren Worten gesagt hätte, was ihm an ihrer Ehe nicht gefiel. Aber er konnte mit Nadine nicht streiten, er hatte Angst, sie zu verletzen, und er hatte Angst, dass dadurch endgültig alles in die Brüche ging.
    »Hi, Schatz, ich bin’s. Du, es wird heute später, ich kann dir nicht mal sagen wann ich komme. Ich versuch mich aber zu beeilen.«
    »Ich hab sowieso zu tun«, erwiderte sie. »Liegt es an dem Fall?«
    »Ja, ich muss noch ein paar Akten wälzen, die uns von Düsseldorf rübergeschickt wurden. Sollte was sein, ruf mich auf dem Handy an, weil ich im Besprechungszimmer bin.«
    »Was soll schon sein. Bis nachher.«
    »Bis nachher.«
    Er legte die Stirn auf das Lenkrad und schloss die Augen. Julia, wenn du nur wüsstest! Du machst mir Vorwürfe und hast keine Ahnung, was bei uns zu Hause abläuft. Egal, ich werde mit Viola essen gehen, und danach schauen wir weiter. Nein, nur essen und keine Dummheiten machen. Auch wenn ich gerne mal wieder Dummheiten machen würde.
    Dieser Tag war nicht sein Tag, nein, die letzten Wochen und Monate waren nicht seine Wochen und Monate, und es gab kaum einen Abend, an dem er ins Bett gegangen war und nicht dachte, er wäre lieber woanders. Auch die Arbeit machte ihm keinen Spaß mein. Er war zwar Kriminalhauptkommissar, aber doch nichts anderes als der Handlanger für Berger und Durant. Er kam sich so nutzlos vor, sein Leben hatte keinen Sinn. Das Geld, das er verdiente, ging zum größten Teil an seine Ex und die Kinder, das Geld aber, wovon er lebte, das hatte Nadine mit in die Ehe gebracht. Im Sommer, als Nadine für eine Woche mit Marie-Therese in einer Spezialklinik in England war, hatte er sich die Mühe gemacht, die Vermögensverhältnisse zu überprüfen, und war auf die stolze Summe von knapp fünfzig Millionen Euro gekommen, wovon allein zehn Millionen Barvermögen waren, das sie nie im normalen Leben würden ausgeben können. Der Rest steckte in Immobilien, Wertpapieren, Schmuck und Kunst. Egal, was auch passierte, Geldsorgen würden sie nie haben. Dennoch war er frustriert, denn er lebte auf ihre

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