Tödliches Lachen
mitbekommen. Sie war völlig von der Rolle, als sie von mir erfuhr, dass die Hentschel gestern Abend den Kleinen allein gelassen hat. Aber sie hat es getan, sie hat sich mit jemandem getroffen und das auch vermerkt. Nur mit wem, das weiß ich nicht. Aber ich gehe davon aus, dass es ihr Mörder war, den sie arglos mit nach Hause genommen hat. Und was noch ganz wichtig ist, die Hentschel kommt ursprünglich aus Düsse1dorf. Ich hab’s von ihrer Schwester erfahren, die erst vor anderthalb Jahren hergezogen ist. Ich kann’s drehen und wenden, wie ich will, diese beiden Herren Wimmer sind der Schlüssel zur Lösung des Falls. Ich muss sie nur noch ausfindig machen.«
»Das dürfte doch für Sie ein Leichtes sein.«
»Bis jetzt hatte ich keinen Erfolg, aber wir kriegen ihn schon. Ist Ihre Frau zu sprechen?«
»Nein, sie ist mit einer Freundin unterwegs und wird auch erst sehr spät wiederkommen. Warum fragen Sie?«
»Ich könnte mir vorstellen, dass sie diesen Wimmer kennt. Nicht, dass Sie mich jetzt falsch verstehen, aber sie war auch auf Festen bei diesem Kantauer, und wenn Rösner dort war, dann vielleicht auch Wimmer.«
»Klingt einleuchtend. Rufen Sie sie doch auf dem Handy an, ich geb Ihnen ihre Nummer Richter diktierte, Durant bedankte sich und legte auf. Sie ist also mit einer Freundin unterwegs. Ich hoffe, es ist wirklich nur eine Freundin und nicht Frank. Aber auch das werde ich noch erfahren. Sie wählte die Nummer, doch es sprang nur die Mailbox an. Als Nächstes rief sie bei Hellmer an.
»Stephanie Hellmer«, meldete sich Hellmers Tochter mit klarer, fester Stimme. »Hallo, Steffi, ich bin’s, Julia. Kann ich mal deinen Papa haben?«
»Der ist nicht da. Aber meine Mama ist hier. Warte mal.. Sie hörte Schritte näher kommen, Nadine. » Ja, Hellmer.«
»Julia hier. Ich wollte eigentlich Frank sprechen, aber … «
»Der ist noch unterwegs. Wo bist du?«
»Im Präsidium, hab ‘ne Menge zu erledigen. Dann versuch ich’s auf seinem Handy. Ich hab gedacht, er wär schon zu Hause. Übrigens, das mit heute Abend wird nichts, ich bin voll im Stress und komm bestimmt nicht vor Mitternacht hier weg.«
»Habt ihr so viel zu tun? Frank war letzte Nacht schon nicht daheim, und vorhin hat er mir gesagt, dass es auch heute sehr spät werden könnte«, erklärte Nadine in einem Ton, den Durant sehr wohl zu deuten wusste. Ein Ton, der die böse Ahnung einer Frau widerspiegelte, die Angst hatte. Angst, verlassen zu werden, Angst, dass da eine andere im Spiel sein könnte, eine Konkurrentin, mit der sie nicht mitzuhalten vermochte. Frei, ungebunden, keine Kinder. Und womöglich jünger. Durant hätte ihr am liebsten alles gesagt, was sie wusste, aber dies hätte ihre Freundschaft mit Hellmer endgültig zerstört. Sie würde sich nicht in die Eheangelegenheiten einmischen, es war eine Sache zwischen Frank und Nadine.
»Wir haben eine Soko gebildet, und es müssen unzählige Leute befragt werden und… «
»Ja, das hat Frank auch gesagt, aber ein bisschen merkwürdig ist das schon … «
»Mach dir keine Sorgen, bald ist alles vorbei, und du hast deinen Frank wieder«, versuchte Durant Nadine zu beruhigen.
»Hoffentlich. Ich hab schon Angst gehabt, er könnte eine andere haben. Ich weiß, ich bin blöd, aber…«
»Quatsch, ich kann dich verstehen. Aber Frank doch nicht. Ich muss Schluss machen, weil ich gleich jemanden erwarte. Tschüs.«
Sie legte schnell auf, froh, dieses Gespräch nicht weiterführen zu müssen. Rösner war eingetroffen, Durant holte ihn am Eingang ab.
Samstag, 18.00 Uhr
Melanie Köster hatte noch ein paar Einkäufe erledigt. Sie war erschöpft und wollte nur noch das Wochenende genießen. Seit fast drei Monaten bewohnte sie eine traumhafte Wohnung am Mainufer, die sie von ihrem Freund Robert zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte, und jedes Mal, wenn sie sie betrat, freute sie sich darüber. Ihr Freund war zwar etwas alt, dafür um so generöser, und all die Geschenke, die er ihr machte, kompensierten diesen Altersunterschied. Sie stellte ihre Taschen ab, zog die Jacke aus und hängte sie an die Garderobe, wusch sich im Bad die Hände und das Gesicht und setzte sich für einen Moment auf das Sofa.
Sie telefonierte mit ihrem Freund und verabredete sich mit ihm für den späteren Abend. Eigentlich wäre sie lieber allein geblieben, zumindest heute, aber sie konnte ihm nicht absagen, denn er würde womöglich auf dumme Gedanken kommen. Bisweilen führte er sich wie ein Pascha auf
Weitere Kostenlose Bücher