Tödliches Lachen
Currywurst oder ein saftiger Rinderbraten. Na ja, jeder hat seinen eigenen Geschmack. Nun wünsche ich Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Arbeit, vielleicht laufen wir uns ja mal wieder über den Weg. Bis dahin alles erdenklich Liebe und Gute
Ihr F. R.
PS: Haben Sie schon eine Idee, was F. R. heißt?«
»Wann ist das gekommen? «, fragte sie mit heiserer Stimme.
»Vor einer halben Stunde. Ein Fahrradkurier hat’s am Eingang abgegeben. Wir haben ihn schon kontaktiert. Er sagt, dass ihn heute Morgen jemand angesprochen und gesagt hat, dieser Umschlag müsse heute Nachmittag um Punkt halb drei im Polizeipräsidium abgegeben werden. Er hat hundert Euro bekommen und sich nichts weiter dabei gedacht … «
»Hat er keine Quittung ausgestellt?«
»Doch, und zwar auf einen Friedrich Richard, Stiftstraße 36, Frankfurt. Die Adresse steht auch auf dem Umschlag.«
Berger machte eine Pause und beobachtete Durants Reaktion, doch da war nichts als ein fragender und nachdenklicher Blick.
»Sie können mit der Adresse nichts anfangen?«
»Nein, was ist in der Stiftstraße 36?«, fragte sie ungehalten zurück, während Hellmer nur still vor sich hin grinste.
»Dort hat sich 1957 ein Mord ereignet, der auch heute noch für Schlagzeilen gut ist. Klingelt’s jetzt?« .
»Hören Sie, ich hab keine Lust auf Rätselraten. Was war 1957 in der Stiftstraße 36? Ich war damals noch nicht geboren und bin auch erst vor zwölf Jahren nach Frankfurt gekommen.«
Sie wurde zunehmend ärgerlicher und ließ es Berger und Hellmer auch spüren.
»Also gut. Dort hat Rosemarie Nitribitt gewohnt, und dort ist sie auch gestorben. Eine Hure. Unser Mann hat jedenfalls Humor.«
»Ich fall gleich tot um vor Lachen! Friedrich Richard, aus dem Buchstabieralphabet. Kann der Kurier den Mann wenigstens beschreiben?«
»Er erinnert sich nur, dass er zwischen einsfünfundsiebzig und einsachtzig und eher schlank war und einen Vollbart und eine Hornbrille trug. Zum Alter konnte er nichts sagen. Er hatte auch keine Zeit, weil er einen dringenden Auftrag zu erledigen hatte.«
»Wurde er einfach auf der Straße von diesem Friedrich Richard angesprochen?«
»Er sagt ja, und ich glaub’s ihm. Er musste sogar kräftig bremsen, um ihn nicht umzufahren. Ein harmloser Kurier, dem ein paar Euro in die Hand gedrückt wurden, damit er diesen Umschlag zu uns bringt…«
Durant hatte nicht weiter zugehört. Sie zündete sich eine Zigarette an und sagte gedankenverloren: »Woher kennt er meine Lieblingsgerichte?«
»Sind das wirklich Ihre Lieblingsgerichte?«, fragte Berger zweifelnd.
»Rinderbraten kann ich ja noch verstehen, aber Currywurst?«
»Nein, nur wenn ich in Eile bin, hol ich mir ‘ne Currywurst. In der Kantine nehm ich schon mal Rinder- oder Schweinebraten«, rechtfertigte sie sich.
»Und was heißt ER.? Ganz sicher nicht Friedrich Richard.«
»Frau Richter «, sagte Hellmer mit bierernster Miene. »Haha. Mir ist nicht nach Scherzen zumute, falls du das noch nicht kapiert hast. Nicht dir werden diese Sachen geschickt, sondern mir. Und ich kann so was nicht leiden, weil ich damit nichts anfangen kann. Was macht die Auswertung der Adressbücher und der Telefonliste? Und was ist mit den Computern?«, fragte sie geschäftsmäßig kühl und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz, ohne eine Antwort abzuwarten. Sie fuhr den PC hoch, zwei neue Mails. Eine von Susanne Tomlin, die sich nur mal melden wollte und Durant um einen gelegentlichen Anruf bat, weil sie schon seit einer halben Ewigkeit nichts mehr von ihr gehört hatte. Die zweite war vor zehn Minuten eingegangen.
» Liebe Frau Durant,
ich wollte Ihnen nur ein schönes Wochenende wünschen, auch wenn ich Ihnen leider mitteilen muss, dass wieder Arbeit auf Sie und Ihre geschätzten Kollegen wartet. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob heute oder morgen, aber vielleicht werfen Sie morgen Vormittag mal einen Blick in Ihren Posteingang. Alles liebe Ihr F. R.«
Sie lehnte sich zurück, legte die Beine hoch und rief nach Hellmer. Ihr Gesicht sprach Bände. Er las die Mail, ohne jedoch einen Kommentar dazu abzugeben. »Frank, tust du mir einen Gefallen und bringst mir einen Kaffee? Ich bin ziemlich fertig. Wo sind eigentlich Peter und Doris?«
»Keine Ahnung, frag den Chef.«
Hellmer holte seiner Kollegin einen Becher Kaffee, schwarz und ohne Zucker, stellte ihm auf den Schreibtisch und ging in sein Büro. Sie nahm den Becher und wärmte sich die Hände, dachte für einen
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