Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Lachen

Tödliches Lachen

Titel: Tödliches Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
und ängstlich zugleich an.
    »Tut mir leid, aber das hat er sich selbst zuzuschreiben. Ich hatte ihn nur gebeten, die Musik leiser zu stellen. Reden Sie mit ihm, auf mich will er ja nicht hören.«
    »Doch, verdammt noch mal, ich mach die verdammte Musik auch aus, wenn du willst, aber lass mich endlich los!«
    »Ich heiße übrigens Mike, und wir können uns ruhig weiter duzen. Ich glaube, wir könnten noch richtig gute Freunde werden.«
    Mike ließ ihn los, der andere fasste sich an die Seite und krümmte sich vor Schmerzen.
    »Und damit du’s nicht vergisst, ich habe nicht nur den schwarzen Gürtel in Karate. Leg dich also bitte nie wieder mit mir an. Ist nur ein gut gemeinter Rat. Schönen Abend noch, und seid in Zukunft auch beim Ficken ein bisschen leiser.«
    Mike drehte sich um. Er war selbst verwundert über sein ungewohnt aggressives Verhalten und gleichzeitig stolz, so ruhig und gelassen geblieben zu sein. Am meisten jedoch wunderte er sich über seinen Mut, es mit einem Kerl aufgenommen zu haben, der sich bestimmt schon oft geprügelt hatte. Ich bin doch stark, dachte er und ging zurück in seine Wohnung. Die Musik war ausgemacht worden, das Pärchen unterhielt sich mit gedämpfter Stimme. Er legte sein Ohr an die Wand und hörte sie keifen: »Ich hab dir immer gesagt, dass du mehr Rücksicht auf andere nehmen sollst. Aber nein, auf mich wird ja nicht gehört. Das hast du jetzt davon.«
    »Halt’s Maul, halt verdammt noch mal dein Maul! Woher soll ich denn wissen, dass diese Brillenschlange so was drauf hat?!«
    »Du darfst nicht immer nach dem Äußeren gehen. Er sieht vielleicht komisch aus, aber du hast ja gemerkt, dass er … «
    Mike löste sich von der Wand. Es reichte ihm, was er gehört hatte. Ja, ich seh komisch aus, aber nicht immer. Gleich würdet ihr mich nicht wiedererkennen, ich bin nämlich wandelbar wie ein Chamäleon. Er brauchte zehn Minuten, bis er tatsächlich kaum noch etwas mit dem Mike gemein hatte, der er sonst war. Ein paar Spritzer Givenchy Eau de Toilette, etwas  Gel  in die Haare, die Brille legte er ins Etui und setzte die Kontaktlinsen ein.  
    Er packte seinen Koffer, löschte das Licht und verließ die Wohnung. Es wird bestimmt ein prickelnder Abend, dachte er, während er auf den Lift wartete. Sehr prickelnd.

Freitag, 17.40Uhr
    Julia Durant hatte sich vor der Gerichtsmedizin von Hellmer verabschiedet,’ der noch einen Abstecher ins Nordwestzentrum machen wollte, und war nach Hause gefahren. Im Briefkasten steckte das neue Geo, zwei Rechnungen, die von ihrem Konto abgebucht wurden, und ein Brief ohne Absender, abgestempelt gestern in Frankfurt. Sie riss ihn noch im Treppenhaus auf und war erleichtert, dass es sich nur um ein Werbeschreiben handelte. Du siehst schon Gespenster, dachte sie und spürte ihr Herz bis zum Hals klopfen. Sie kickte die Eingangstür mit dem Absatz zu, hängte ihre Jacke über einen Stuhl und setzte sich aufs Sofa. Es roch muffig und nach Rauch in der Wohnung. Sie stand wieder auf und öffnete die Fenster im Wohn- und im Schlafzimmer und ließ zehn Minuten lang die kalte Luft hereinwehen.
    Währenddessen hielt sie sich im Bad auf, ließ Wasser einlaufen und dachte über den hinter ihr liegenden Tag nach. Es war einer dieser Tage, die sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis gestrichen hätte. Und sie glaubte nicht, jemals den Anblick der toten Carolina Fischer vergessen zu können, der aufgeschnittene Leib, die herumliegenden Organe, das unnatürlich grell geschminkte Gesicht, das viele Blut an den Wänden, der Decke, auf dem Boden und auf dem Bett, wo ihr Mörder sie wie in der Pathologie seziert hatte.
    Sie hatte schon viele Thriller gelesen und im Fernsehen oder Kino gesehen, aber das gestern und vor allem heute hatte alles in den Schatten gestellt, was sich Autoren oder Regisseure bisher ausgedacht hatten. Sie schloss die Fenster, als es zu kalt wurde, drehte die Heizung höher, wirbelte für ein paar Minuten durch die Wohnung, machte das Bett, warf die Schmutzwäsche in den Korb (sie würde sie morgen sortieren und waschen), leerte die beiden Aschenbecher, spülte das wenige Geschirr und hörte dabei laut eine alte CD von Guns ‘N Roses. Bei »Knockin on Heavens Door« sang sie laut mit, obwohl sie kaum die Hälfte vom Text verstand. Nach nicht einmal zwanzig Minuten war ihre Aufräumaktion beendet. Sie leimte sich an die Spüle, stemmte die Hände in die Hüften, ließ ihren Blick durch die Küche mit dem angrenzenden Wohnbereich schweifen

Weitere Kostenlose Bücher