Tödliches Lachen
hohen Übereinstimmung tendiere ich zu Vater und Sohn oder Bruder und Bruder, eher zu Ersterem.«
»Moment«, sagte Durant und hob die Hand. »Könnte es auch sein, dass der Mörder von damals auch der Mörder von heute ist?«
»Möglich ist alles. Aber warum sollte jemand siebzehn Jahre verstreichen lassen, bevor er wieder mordet? Außerdem hab ich mich schnell kundig gemacht, dieses Mädchen gehört in die Kategorie klassischer Sexualmord. Sie wurde vergewaltigt und anschließend erdrosselt. Vom Täter fehlt bis heute jede Spur. Er hat kein Messer benutzt und auch sonst auf die Grausamkeiten verzichtet, die jetzt an den Tag gelegt werden. Sicher ist jedenfalls, dass es sich um eine Familienangelegenheit handelt. Welche Schlüsse ihr daraus zieht, bleibt euch überlassen.«
Durant erhob sich, presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf.
Der Informationsfluss, dem sie den ganzen Tag über schon ausgesetzt war, überforderte sie. Sie wollte nur noch weg, nach Hause, ein wenig Ordnung machen und sich später mit Georg Meister treffen.
»Wie sicher bist du, dass es sich um Vater und Sohn handelt?«
»Wie sicher kann man schon sein, für mich ist es jedoch die wahrscheinlichste Variante. Der Vater hat einen Mord begangen, der Sohn macht’s ihm jetzt nach.«
»Gibt es ein Mördergen?«, fragte Hellmer.
»Nein, aber vielleicht findet man eines Tages eins. Bis jetzt gibt es dazu keine Informationen. Aber die menschliche DNA ist derart komplex und zum größten Teil noch unerforscht, da halte ich nichts für unmöglich. Wenn man bedenkt, dass die DNA bis noch vor dreißig Jahren praktisch ein weißer Fleck auf der Landkarte der Humangenetiker war, sind wir inzwischen doch geradezu sensationell weit. Klar, man wusste um die Struktur, man konnte schon 1953 die Doppelhelix in einem Modell nachbauen, aber was sich im Innern der Chromosomen abspielte, war fast völlig unbekannt. Mittlerweile wissen wir so unglaublich viel, und irgendwann wird jemand kommen und sagen, dass er den Schlüssel zur ewigen Jugend gefunden hat.« Nachdem Sievers sich erkundigt hatte, ob sie noch etwas für sie tun könne, ließ Durant sich den Namen des Opfers geben.
»Was ist mit der Fischer?«, fragte Durant dann.
»So weit das noch feststellbar war, hatte sie am Tag ihres Ablebens keinen Geschlechtsverkehr. Das mit der Niere beschäftigt mich.«
»Da kann ich dich beruhigen. Vorhin wurde mir ein Umschlag zugestellt, in dem sich ein Brief und eine halbe Niere befanden. Die andere Hälfte hat er angeblich gebraten und gegessen. «
»Diese alte Drecksau«, entfuhr es Sievers, die sich eine Zigarette anzündete.
»Schade, dass er nicht dran erstickt ist. Ich hätte mir gerne sein Hirn vorgenommen und es auf Abnormitäten untersucht.«
»Vielleicht kriegst du’s ja noch. Wir hauen ab, du willst doch auch nach Hause. Ciao und vielen Dank. Aber viel weiter hat uns das auch nicht gebracht.«
»Das würd ich so nicht sagen. Es muss doch damals Tatverdächtige gegeben haben… «
»Mit Sicherheit gab’s die, nur was ist, wenn sie von jemandem umgebracht wurde, der eben nicht zu den Verdächtigen zählte? Ich kenne die Akte nicht, aber wie häufig geschehen Morde, wo sich Täter und Opfer zum ersten und auch einzigen Mal begegnen? Viel zu oft. Aber wir können uns ja den Fall mal schicken lassen. Ich werd gleich Berger informieren, es wird ihn sehr interessieren. Und danke für deine Mühe.«
»Da nicht für. Kommt gut heim.« Draußen rief Durant im Präsidium an. wo Berger gleich nach dem ersten Läuten abnahm. Sie schilderte ihm den neuen Sachverhalt.
Berger erklärte mit Nachdruck, nachdem sie geendet hatte: »Es müssen zwei Täter sein. Keiner begeht einen Mord und hält siebzehn Jahre still. Die Frage ist, weiß oder wusste der Sohn oder der Bruder von diesem Mord r Ich setze mich gleich mit den Kollegen in Düsseldorf in Verbindung. die sollen mir noch heute sämtliche Unterlagen zu dem Fall mailen oder faxen.«
Freitag, 17.55 Uhr
Mike war eine halbe Stunde früher gegangen, war noch in einem Supermarkt einkaufen gewesen, nur ein paar Kleinigkeiten, Wurst, Käse, Brot, Margarine und ein paar Joghurts. Zu Hause packte er die Sachen in den Kühlschrank, begrüßte Louise und stellte sich anschließend unter die Dusche. Während er sich abtrocknete, hörte er, wie das Pärchen nebenan die Wohnung betrat. Sie unterhielten sich wieder laut, sie schienen sich wieder anzuschreien, aber dies gehörte zu ihrem ganz
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