Tödliches Lachen
hast sie doch nicht mein alle! Was gibt das hier, eine Schmierenkomödie?!«
»Könntest du bitte deine Stimme dämpfen«, zischte er. »Nein, kann ich nicht, denn ich hab die Schnauze voll, von Typen wie dir immer wieder wie ein Stück Dreck abserviert zu werden. Bin ich nicht gut genug im Bett, oder was ist es? Bin ich dir zu alt, stehst du etwa auch auf Zwanzigjährige?« Ihre Augen funkelten wütend. Am liebsten hätte sie ihm das Glas Wein ins Gesicht geschüttet, doch der Anstand verbot es ihr. auch wenn sie innerlich kochte und gleichzeitig kurz davorstand, laut loszuheulen. Aber diese Blöße wollte und würde sie sich nicht geben, er sollte nicht merken, wie verletzt sie war. »Na, keine Antwort parat? Es ist mit euch Arschlöchern doch immer das Gleiche! Ihr wollt euern Spaß, aber dann seid ihr wie die Bienen, euch zieht’s gleich wieder zu einer neuen Blüte, wenn ihr eine ausgelutscht habt. Du verdammter Dreckskerl, du verdammter! Wie alt ist sie, und was hat sie, was ich nicht habe? Komm, ich kann’s vertragen, ich kann heute alles vertragen. Ober!«, rief sie und drehte sich um, und als er nicht gleich reagierte, fuchtelte sie ein paarmal mit dem Arm und sagte, als er vor ihr stand: »Bringen Sie mir ein großes Pils und nehmen Sie mein Glas Wein mit, er schmeckt sauer.«
»Der Wein ist sauer?«, fragte der Kellner verwirrt. Georg sagte beschwichtigend: »Ist schon gut, bringen Sie der Dame das Bier.«
»Was ist bloß los mit dir? Du lügst sogar Nadine an … «
»Wieso lüg ich Nadine an?«
»Ich war gestern bei den Hellmers. Nadine hat mir gesagt, wie sehr du mich liebst, was für ein toller Mann du bist, na ja, eben all der Schmu, den du ihr erzählt hast. I’m not amused, würde die Queen sagen. Und jetzt raus mit der Sprache, wer ist es, und was hat sie … «
»Wir sind hier nicht bei dir im Präsidium«, erwiderte er kühl.
»Und wieso beantwortest du mir dann nicht wenigstens meine Frage? Oder hab ich nach zwei Jahren noch kein Recht darauf? Hab ich dich zu sehr eingeengt in deinem Freiheitsdrang? Oder steckst du in einer verspäteten Mid-life-Crisis? Bitte, ich kann’s wirklich vertragen, aber ich brauch eine ehrliche Antwort. Wer ist es, und wie alt ist sie?«
»Das ist unwichtig. Ich möchte nämlich nicht, dass du ihr eine Szene machst. Und das würdest du mit Sicherheit tun.«
»Dann waren die Seychellen also eine Art Abschiedsgeschenk. Wie lange geht das schon zwischen euch?« Er zögerte, fuhr sich mit der Zunge über die Innenseite der Wange, und als er nicht antwortete: »Hast du mit einem Mal die Sprache verloren, du Wortkünstler ? Wie lange geht das schon zwischen euch?«
»Ist das so wichtig?«
»]a, verdammt, es ist sogar sehr wichtig! Raus damit, wie lange?«
Er war dem Druck nicht länger gewachsen und gestand schließlich flüsternd: »Fünf Monate.«
»Wow, fünf ganze Monate! Du hast also ganze fünf Monate abwechselnd mit ihr gevögelt und mit mir. Ich hoffe, sie ist sauber, wenn du verstellst. Na ja, dann brauch ich mich wenigstens nicht mehr zu wundern, wenn du nicht ans Telefon gehst und … Ach hast du deshalb deinen Intendantenposten hingeworfen? Das war doch vor ziemlich genau fünf Monaten, wenn ich mich recht erinnere. Du hast sie kennengelernt, es hat sofort peng gemacht, na ja, halt das übliche Programm. Lass mich raten, sie ist nicht älter als fünfundzwanzig, ihr versteht euch natürlich blind, du kannst dich prima mit ihr unterhalten, im Bett ist sie sowieso eine Granate, die dir deine Jugend zurückgibt… Ha, so was Ähnliches hab ich heute doch schon mal gehört. Ein alter reicher Sack wie du, der sich eine einundzwanzig jährige Konkubine gehalten hat, nur leider ist diese Dame jetzt tot, und er muss sich nach einer neuen Gespielin umschauen. Die Einzige, um die es mir leid tut, ist dieses Mädchen. Sie hat es nicht verdient, so früh zu sterben.«
Georg sagte nichts. Er sah aus wie ein geprügelter Hund, der darauf wartete, den Todesstoß versetzt zu bekommen, schaute verdrossen in sein Glas Wein, nahm einen Schluck und schenkte sich nach, bis das Glas fast überlief. Das Essen wurde serviert. Durant hatte ihr Bier längst ausgetrunken und orderte gleich ein weiteres.
»Denk dran, du musst nachher noch Auto fahren«, sagte Georg und begann zu essen.
»Und? Du machst dir doch nicht etwa Sorgen um mich, oder? Ich weiß, was ich tu, im Gegensatz zu dir. Du wirst älter, deine Haare werden bald weiß sein, und dein kleiner Mann wird’s
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