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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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Mund, zweifellos, um mir erneut zu widersprechen, aber ich schnitt ihm das Wort ab.
    »Ja, ich könnte neben Ihnen sitzen. Aber wenn ich Sie ansehe, dann sehe ich nur, was sein wird. Dann höre ich kaum, was Sie sagen, dann bekomme ich nicht mit, was passiert. Ich werde heute erneut Ihre Zukunft schauen, aber wenn wir reden, dann so.«
    »Sie könnten hier sitzen und mich nicht ansehen.«
    »Sam, lassen Sie es gut sein. Hier mache ich die Regeln, und ich habe die Erfahrung.«
    Ich würde nicht mit gesenktem Kopf neben ihm hocken und seinem Blick ausweichen, ganz gewiss nicht. Das machte mich klein und unterlegen, das passte nicht zu der Rolle, die ich hier zu spielen hatte: Einem Kunden den Weg aus seinem Problem zu weisen.
    Sam verschränkte nach dieser erneuten Absage die Arme vor der Brust, als wäre er beleidigt. Was war mit ihm los? Ich ahnte, dass er gerade etwas neben der Spur war, aber immerhin hatte er doch jetzt, was er wollte: einen schnellen Termin, eine bevorzugte Behandlung. Ich beschloss, die Zügel straffer anzuziehen, denn ich musste Sam loswerden, und zwar so schnell wie möglich. Und das ging am ehesten, wenn wir uns endlich der Sache zuwandten.
    »Wie viel Zeit haben Sie mitgebracht?«, fragte ich, er nahm als Antwort seine Uhr ab und steckte Sie in die Tasche. Sein Gesichtsausdruck war immer noch säuerlich.
    »Gut, fangen wir an. Erzählen Sie mir von Tobias. Woher kennen Sie beide sich?«
    Sam sah mich überrascht an. »Tobias? Wieso Tobias?«
    »Irgendwo müssen wir anfangen. Entweder bei Ihnen oder eben bei ihrem Freund. Und ich würde gern bei Tobias beginnen, weil ich nichts von ihm weiß. Obwohl er verprügelt, erschossen und in meinen Pool geworfen wurde.«
    Sam presste sie Lippen zusammen, sagte aber nichts.
    »Was haben Sie eigentlich mit der Leiche gemacht?«
    Die Lippen wurden noch schmaler. »Das möchten Sie nicht wissen.«
    Ich überdachte das. Stellte fest, dass Sam recht hatte. Und ließ das Thema fallen.
    »Also: Woher kennen Sie beide sich?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    »Finden Sie Tobias nicht wichtig? Glauben Sie, er ist da nur zufällig reingerutscht, weil Sie ihn nach meiner Telefonnummer haben suchen lassen? Gut, kann sein«, lenkte ich ein. »Dann reden wir stattdessen über Sie. Ihre Feinde. Ihre Familie. Ihre noch lebenden Freunde. Ihre Freundin.«
    »Ganz bestimmt nicht. Und ich habe keine Freundin.«
    »Wenn Sie nicht darüber sprechen möchten, war das schon eine Information zu viel.«
    Sam sah an die Decke, mein Geduldsfaden dröselte sich allmählich auf und wurde bedenklich dünn. Sam war nicht der erste Kunde, der bei einer 'Wie'-Frage mauerte und glaubte, eine Lösung finden zu können, ohne viel von sich verraten zu müssen. Aber bei den anderen Kunden war es auch nicht um Leben und Tod gegangen.
    »Sam, Sie müssen mit mir reden. Von sich erzählen. Irgendwo in Ihrem Leben gibt es den Grund für diese Karte, die Sie zu mir geführt hat. Für die Schüsse, die Sie töten werden. Für den Tod von Tobias. Und ich opfere meinen freien Tag, um Ihnen zu helfen.«
    »Ach so. Moment.«
    Sam stand auf, griff in seine Hosentasche und holte ein schmales Bündel Papier heraus: Geld. Er ließ es aus der ausgestreckten Hand vor dem Monitor auf den Tisch rieseln, als wäre es Konfetti.
    »Bitte. Ihre sogenannte 'Gebühr'. Ich bekäme dann noch einen Euro raus, wenn Sie wechseln können. Oder behalten Sie's. Als Trinkgeld.«
    »Sam, lassen Sie das.«
    »Was? Sie haben doch jetzt, was Sie wollen. Geld. Motiviert Sie das?«
    »Ich bin motiviert. Und scheinbar um einiges mehr als Sie. Ich habe Ihnen anvertraut, dass ich kotzen muss, wenn ich Menschen ansehe – und sie wollen mir nicht mal erzählen, woher Sie Tobias kennen?«
    Sam ließ sich wieder in das Polster sinken, und für ein paar Minuten war es still. Ich ließ ihn schweigen, sah ihn tief ein- und ausatmen. Es schien zu helfen, denn als er sich wieder vorbeugte, hatte er immerhin ein Wort für mich, das als Information durchgehen konnte.
    »Uni«, sagte er.
    »Okay. Sie haben sich an der Uni kennengelernt. Waren Sie eng befreundet?«
    »Geht so.«
    »Aber immerhin so gut, dass Sie ihn anrufen und um einen kleinen Gefallen bitten können. Einen illegalen Gefallen.«
    »Ja.«
    »Haben Sie sich oft mit ihm getroffen?«
    »Nein.«
    Mein Geduldsfaden riss mit einem scharfen, sirrenden Geräusch, das mir fast Kopfschmerzen machte: Herrgott, war dieser Kerl kompliziert! Verstockt, anstrengend und kompliziert!
    »Sam,

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