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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
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als wäre ich gehirnamputiert!«
    »Pause«, sagte ich abrupt und verließ mein Zimmer. Ich stand noch keine Minute hinter dem Haus in Frau Bergers Garten und atmete kontrolliert, als ich Schritte hinter mir hörte. Ich drehte mich nicht um, starrte auf die Hecke, die Frau Bergers Grundstück von meinem trennte.
    »Tut mir leid«, sagte Sam, allerdings nicht sonderlich inbrünstig, eher etwas genervt. »Ich habe das am Anfang nicht mit dieser Sache in Verbindung gebracht. Und dann ... Sie haben eben so viele Fragen gestellt, und da habe ich es vergessen. Sie schießen Fragen ab wie ein Maschinengewehr!«
    Er hatte es vergessen. Er hatte mir von Tobias durchwühlter Wohnung erzählt und vergessen zu erwähnen, dass das Gleiche mit seiner passiert war. Wie realistisch war das? Nicht sehr. Er rückte nur mit dem raus, was er unbedingt sagen musste, denn er vertraute mir nicht. Er wollte meine Hilfe, er wollte mir einreden, dass ich Angst haben sollte, aber er tat nichts, damit wir eine Lösung fanden, die mich und ihn rettete. Ja, so war es, und ich hatte keine Lust mehr, mit Sam zu kämpfen, keine Lust und keine Geduld mehr.
    »Gehen Sie wieder rein«, sagte ich. »Frau Berger? Frau Berger!«
    Ihre Schritte eilten heran.
    »Seit wann lassen Sie Kunden in Ihren Garten? Führen Sie den Herrn ins Konsultationszimmer. Sollte er sich weigern, zeigen Sie ihm doch bitte den Weg zur Haustür.«
    »Verdammt, können Sie nicht einmal normal ...«, setzt Sam an, ich hob die Hand und er verstummte.
    »Ich könnte einiges, wenn Sie mal die Karten auf den Tisch legen würden. Sie verschweigen mir wichtige Dinge. Sie glauben, Sie könnten mich benutzen, genau so wie diese Typen, die Sie zu mir geschickt haben. Und deswegen werden Sie jetzt gehen.«
    »Die bedrohen auch Sie!«
    »Benutzen ja, bedrohen nein. Ich bin nur Ihre Nachhilfelehrerin, und am Ende werden Sie durch die Prüfung fallen, nicht ich. Sie haben es in der Hand. Werden Sie sich darüber klar, was Sie wollen. Leben, sterben. Und kommen Sie wieder, wenn Sie das geschafft haben.«
    »Mit mehr Geld, nicht wahr?«
    »Nein. Nehmen Sie die paar Scheinchen wieder mit, kaufen Sie Ihrem Auto davon anständige Felgen und ein paar Liter Super.«
    Sam schwieg und ich spürte seinen wütenden Blick in meinem Rücken, dann entfernten sich seine weichen Turnschuhschritte durch den Flur. Die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss, sein Auto keuchte kurz darauf asthmatisch auf, und er schaffte es tatsächlich, mit quietschenden Reifen loszufahren.
    »Sie behandeln ihn nicht gut«, sagte Frau Berger traurig, Kasimir stand neben ihr, sah zu mir hoch und schien mit seinen feuchten Dackelaugen das gleiche bedeuten zu wollen.
    Ich straffte mich, als könnte ich den Vorwurf dadurch abschütteln. »Frau Berger, rufen Sie doch bitte den jungen Mann an, der sich um die Computer kümmert. Sagen Sie ihm, sein angeblich absolut wasserdichtes System sei völlig verseucht. Jemand hat meine Kundendaten ausgelesen. Und den Terminkalender. Er bekommt die einmalige Chance, das System zu säubern und zu verhindern, dass so etwas noch einmal vorkommt.«
     
    ***
     
    »Leben«, sagte Sam gegen halb elf am selben Abend, ich lächelte in den Telefonhörer.
    »Gute Wahl.«
    Ich stand in meiner Küche und packte ein Paket mit Büchern aus, die ich geordert hatte.
    »Interessiert Sie das wirklich? Ob ich lebe oder sterbe?«, schnappte Sam, ich legte den Hörer weg, holte mir ein Messer aus einer Schublade und ritzte vorsichtig die Folie von einem großformatigen Bildband auf.
    »Hallo? Hallo!«
    Ich schaltete Sam auf Lautsprecher. »Haben Sie nur darüber nachgedacht, ob Sie sich erschießen lassen möchten?«
    »Nein.« Ich hörte ein leises Klingeln: Eiswürfel in einem Glas.
    »Sie trinken nicht, oder?«
    »Nein. Doch. Keinen Alkohol. Cola. Cola mit Eis, okay? Es ist immer noch schweineheiß. Ich trinke so gut wie nie, gestern das war ... eine Ausnahme.«
    »Gut.«
    Ich blätterte durch die ersten Seiten des Bildbandes. Affen mit Schneeflocken auf dem Fell in einer heißen Quelle. Der Fujiyama im Morgenlicht. Ein Zen-Garten. Ich starrte auf den exakt gerechten Kies, die harmonischen Wellen, den in der Mitte ruhenden Stein. Sam trank einen Schluck. Als Geräusch war Trinken okay, fand ich, als das Glucksen in mein Ohr drang. Wenn man wusste, dass das Kohlensäurezeug in Sams sauberen Magen landete.
    »Ich habe über das nachgedacht, was dieser Typ mit der Knarre in der Wohnung da zu mir sagen wird. Dass er zu

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