Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Sabalat
Vom Netzwerk:
Westen – so weit, wie du kannst. Du brauchst kein Flugzeug, um dich von mir fernzuhalten.«
    Er seufzte, blickte auf seine feuchten Füße. »Ja, ich weiß. Das ist mir nach dieser bescheuerten Flugbuchung auch eingefallen. Aber ich will nicht gehen. Weil ...«
    Er hielt inne, und ich registrierte mit einem pfeilschnellen Blick auf sein Gesicht, ob er mich ansah. Tat er, und zwar prüfend. Aber auch sanft.
    »Ich will diese Sache beenden, für uns beide. Ich weiß, dass das alles meine Schuld ist. Meinetwegen die von Tobias, weil er mir diese CD untergeschoben hat, aber nicht deine. Du bist da völlig unschuldig reingerutscht. Und jetzt kriegst du es ab. Du wirst sterben.«
    Ich lachte auf, was in dem sparsam möblierten Flur zu laut klang.
    »Du glaubst also mittlerweile, dass ich das kann? In die Zukunft sehen?«
    Nun war Sams Blick erstaunt. »Ja. Natürlich.«
    »Aber ich habe bis jetzt nichts gesagt, was tatsächlich eingetreten ist«, konstatierte ich.
    Sam zögerte. Und antwortete mit deutlichem Widerwillen in der Stimme.
    »Nein.«
    »Wir haben nur über Sachen gesprochen, die erst in ein paar Tagen passieren werden. Du hast also keinen einzigen Beweis. Das alles könnte immer noch eine große Verarsche sein. Abzocke. Wie auch immer du es nennen möchtest.«
    Sam dachte nach, dann hellte seine Miene sich auf.
    »Du hast meine Schwester gesehen. Sie wäre gekommen, wenn ich ihr nicht abgesagt hätte. Das hast du richtig vorhergesagt.«
    »Was aber kein Geheimnis war.«
    »Nein, das nicht. Aber wie hättest du das rausfinden können?«
    Das war offensichtlich, wie ich fand.
    »Vielleicht stecke ich mit den Leuten unter einer Decke, die deine Wohnung durchsucht haben«, bot ich an. »Du könntest dir in einem Kalender notiert haben, dass deine Schwester kommt. Und du hast bestimmt ein Foto von ihr, sodass ich auch wüsste, wie sie aussieht.«
    Sam legte seine Stirn in Falten, ich musste lächeln, weil diese Situation völlig absurd war: Der Skeptiker suchte nach Gründen, um mir glauben zu müssen, wo er vorher verzweifelt versucht hatte, mir nicht glauben zu können.
    »Du hast Tobias erkannt. Als er in deinem Pool lag. Du bist ihm nie begegnet, aber du wusstest, dass er zu mir gehört.«
    »Ja. Aber das stimmt nur unter der Bedingung, dass ich die Wahrheit gesagt habe und in diese ganze Sache genauso reingeschlittert bin wie du. Wenn ich mit den Bösen unter einer Decke stecken würde, hätte ich ihn schon vorher sehen können. Als wir ihn verprügelt, erschossen oder seine Wohnung durchsucht haben.«
    Sam haderte mit einer Antwort und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn noch ein wenig mehr zu verunsichern.
    »Wir beide haben also nur über Dinge gesprochen, die ich angeblich gesehen habe, die dann aber doch nicht eingetreten sind«, bekräftigte ich. »Deine Schwester, die nicht gekommen ist, weil du ihr abgesagt hast. Deine Arbeit, die du nicht machst, weil du Urlaub hast.«
    »Ja.« Eine widerwillige Antwort.
    »Oder wir haben über Dinge gesprochen, die mit dieser CD zu tun haben.«
    »Ja.«
    »Okay. Daraus kannst du nun entweder ableiten, dass ich tatsächlich in die Zukunft sehen kann – oder aber, dass ich eine von den Bösen bin.«
    Sam kaute auf seiner Unterlippe, die Stirn immer noch gerunzelt, die Haut weiterhin gänsehautig.
    »Geh jetzt duschen«, sagte ich, »und denk darüber nach: Du hast keine Beweise dafür, dass stimmt, was ich sage. Damit musst du nicht an meinen Tod glauben. Oder an deinen. Also kannst du gehen und tun, was auch immer du an einem stürmischen Abend gern tun würdest.«
     
    ***
     
    »Zwei Sachen als Antwort«, verkündete Sam, als er zurück in die Küche kam, pfefferminzfrisch und scheinbar durch die heiße Dusche auch geistig beflügelt.
    »Erstens: Ich muss nicht daran glauben, dass du in die Zukunft sehen kannst. Tobias ist erschossen worden, vorher wurde er gequält. Und er war wahrscheinlich schon tot, als ich zu dir gekommen bin. Sie hätten mir einfach in die Karte schreiben können, dass ich sterbe, und sie hätten Tobias in meinen Hausflur schmeißen können. Haben sie aber nicht. Der, der das geplant hat, glaubt an dich, hat vielleicht schon den Beweis dafür bekommen, dass du wirklich die Zukunft sehen kannst. Weil du ihm etwas geweissagt hast, was dann eingetreten ist. Oder jemandem, den er kennt. Und er hat mich zu dir geschickt, damit du mir hilfst, diese CD zu finden. Das hätte er anders nicht hingekriegt.«
    »Und zweitens?« »Zweitens

Weitere Kostenlose Bücher