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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Crutched Friars einen Sarg gekauft. Er hat ihn auch hergebracht.«
    Sie trat zum Sarg und hob den Deckel auf. Athelstan half ihr dabei. Chapler sah jetzt nicht mehr so grausig aus; er war sogar gekämmt, und Alison hatte zu beiden Seiten des Leichnams zerdrückten Rosmarin in den Sarg gelegt. Sie faltete die Hände, und Benedicta stand hinter ihr. Athelstan begann mit der Totenandacht. Er spendete dem Leichnam die Letzte Ölung und salbte Stirn, Augen, Nase, Mund, Hände und Brust. Crim stahl sich mit einer brennenden Kerze in der Hand herein. Athelstan sprach die Worte der Seelenandacht und endete mit dem Requiem.
    »Herr, schenke ihm die ewige Ruhe.«
    Und Benedicta und Alison antworteten: »Und das ewige Licht leuchte ihm.«
    Nach dem Gebet schloß Athelstan den Deckel und schraubte ihn zu. »Jetzt kann er in die Kirche gebracht werden«, sagte er.
    »Nein, Pater, laßt ihn für die Nacht hier.« Ein Lächeln erhellte Alisons liebreizendes Gesicht. »Edwin liebte das Gras, die Einsamkeit, die Blumen. Es ist hübsch hier draußen.«
    »Seid Ihr sicher, daß Ihr ihn in St. Erconwald bestatten lassen wollt?« fragte Athelstan.
    »Oh ja, Pater.«
    »Dann lese ich morgen die Totenmesse, gleich wenn es hell wird.« Er drehte sich um. »Dies ist Benedicta.«
    Die beiden Frauen lächelten einander an.
    »Ihr könnt bei ihr wohnen. Ich lasse von Pike ein Grab ausheben.« Athelstan trat ins Freie und deutete quer über den Friedhof. »Vielleicht dort in der Ecke? Da scheint im Sommer die Sonne.«
    Unter Tränen nickte Alison. Athelstan nahm die Stola ab und gab sie Crim, damit er sie mit dem Öl ins Pfarrhaus zurückbrachte.
    »Wollt Ihr mein Angebot, hierzubleiben, annehmen, Mistress Alison?«
    »Ja, Pater, das will ich gern.«
    Benedicta kam herüber und hakte sich bei der jungen Frau unter. »Habt Ihr genug Geld?«
    »Oh ja«, sagte Alison. »Edwin war ein guter Bruder. Was er verdiente, schickte er mir.«
    »Wir haben jetzt Gemeinderatssitzung«, sagte Athelstan. »Ihr könnt hier warten oder auch mitkommen, wenn Ihr wollt...«
    Alison drückte Benedictas Hand. »Ich würde gern mitkommen, Pater.«
    Athelstan wandte sich ab, um vor ihnen den Weg entlangzugehen.
    »Bruder Athelstan.« Alison stand aufrecht da.
    Mit leisem Schrecken sah der Ordensbruder den Ausdruck in ihrem Gesicht und ihren Augen. Diese junge Frau hatte irgend etwas an sich. Unter dem samtenen Äußeren verbarg sich Stahl.
    »Was ist denn, Mistress?«
    »Die Mörder meines Bruders. Werdet Ihr sie fangen? Werden sie hängen für das, was sie getan haben?«
    »Sie?« Athelstan kam zurück. »Mistress Alison, wieso glaubt Ihr, daß es mehr als einer ist?«
    »Oh.« Alison verzog das Gesicht. »Edwin war ein kräftiger junger Mann. Er wird sein Leben kaum so leicht aufgegeben haben.«
    »Habt Ihr jemanden im Verdacht?« fragte Athelstan.
    »Diese Schreiber«, antwortete sie. »Vor allem diesen arroganten Alcest. Edwin hat oft von ihm gesprochen. Er mochte ihn nicht, und Alcest mochte ihn bestimmt auch nicht.«
    »Aber Mord...! Manchmal mag ich den einen oder anderen aus meiner Pfarrgemeinde auch nicht, aber das ist doch kein Grund für das schrecklichste Verbrechen von allen!«
    »Es ist ja nur ein Gefühl.« Alison strich sich mit dem Zeigefinger über die Unterlippe. »Etwas in der Seele, Pater.«
    Athelstan wußte, daß die junge Frau recht hatte. Die Schreiber vom Grünen Wachs waren ohne Zweifel schuldig. Aber worin bestand ihre Schuld? In einem Mord? Wie denn, wenn sie die Nacht von Chaplers Tod ausgelassen in einer Schenke verbracht hatten? Athelstan ging den Friedhofspfad entlang. Benedicta tröstete hinter ihm Alison, ließ sich die Einzelheiten des Mordes schildern und versicherte der Frau, daß Sir John Cranston bei all seiner Liebe zum Rotwein immer noch einen messerscharfen Verstand und eine große Leidenschaft für Gerechtigkeit besitze.
    Sie gingen um die Kirche herum nach vorn, und Athelstan begrüßte lächelnd seinen Gemeinderat.
    »Wir haben schon gewartet, Pater. Ihr kommt zu spät!« rief Hig, der Schweinebauer, und ein Stirnrunzeln ließ sein dunkles Gesicht noch häßlicher erscheinen.
    »Ich hatte noch eine Leichensalbung vorzunehmen«, sagte Athelstan und stellte Alison vor.
    »Halte du unserem Pfarrer keine Vorträge.« Watkin, der Mistsammler, kam die Kirchentreppe herunter und hätte den Schweinbauern beinahe zu Boden gestoßen. Watkins birnenförmiges Gesicht war rot, und die Augen quollen ihm aus den Höhlen; schon aus einiger

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