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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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Wunder. Jawohl, ich bin zornig. Ich bin auch ratlos, aber die Sache wird warten müssen, und mehr werde ich darüber nicht sagen.«
    Moleskin schaute ihn düster an, legte sich in die Riemen und steuerte das Boot hinüber nach Dowgate beim Steelyard, wo Cranston und Athelstan ausstiegen. Der Ordensbruder sah, daß es klug von Sir John gewesen war, das Pferd zurückzulassen, denn in den Straßen herrschte großes Gedränge. Händler, Höker und Hausierer nutzten das gute Wetter und schrien und brüllten, während die Menge sich wie Schwärme von Fischen von einem Stand zum anderen bewegte. Sie wanderten in die Cheapside hinauf, wo sich die Menschen um einen unternehmungslustigen Koch drängten, der mitten auf dem Marktplatz einen Stand eröffnet hatte, wo er gebackenen Käse und Wein verkaufte. Kinder wimmelten im Gedränge umher. Bettler, Betrüger und Taschendiebe lungerten herum und suchten nach Beute, und Gaukler und Quacksalber warteten mit scharfem Auge auf »Gimpel«, die sie umgarnen und um ihren Reichtum erleichtern könnten.
    Auf den Stufen von St. Mary Le Bow stand ein Mönch von zerlumptem Äußeren und predigte mit rauher Stimme, stieß mit der erhobenen Faust in die Luft und prophezeite das bevorstehende Ende der Welt und die Ankunft des Antichrist. Weil das Gedränge zu dicht war, sahen Athelstan und Cranston sich gezwungen, stehenzubleiben und seiner Predigt zu lauschen: Ein gottloses Weib in einer Provinz von Babylon habe den Antichrist kürzlich zur Welt gebracht. Das Kind, so behauptete der Lumpenmönch, habe Zähne wie eine Katze und sei abscheulich behaart, und bei seiner Geburt habe es gräßliche Schlangen und andere Ungeheuer vom Himmel geregnet, und schon nach acht Tagen habe das Kind sprechen können.
    »Du lieber Himmel!« zischte Cranston. »Wenn man solche Gauner hört, wird der Vikar der Hölle gleich zu einem Engel des Lichts.«
    Sie durchquerten die Cheapside und gelangten durch ein Gewirr von engen Gassen zu Draytons Haus. Ein Stadtbüttel, der davor Wache stand, erbrach das Siegel, schloß die Tür auf und ließ sie eintreten. Cranston und Athelstan gingen durch enge Korridore hinunter zum Kontor. Die mächtige, eisenbeschlagene Tür lehnte immer noch an der Wand. Als erstes nahmen sie sich die Bücher des toten Geldverleihers vor und überprüften die Transaktionen der letzten Tage vor dem Mord. Cranston fuhr mit einem stumpfen Finger an der Seite herunter, und plötzlich stieß er einen Triumphschrei aus und rief Athelstan zu sich. Athelstan kam, wobei er behutsam über die dunkelroten Blutflecken auf dem Boden hinwegstieg.
    »Schau!« rief Cranston.
    Er stieß mit dem Finger auf eine Eintragung, und Athelstan las.
    »Alcest war hier!« rief der Ordensbruder dann aus. »Zwei Tage vor seinem großen Bankett im >Tanzenden Schwein< — aber nicht wegen eines Darlehens, sondern um Gold gegen Silber zu tauschen. Warum wohl, hm?« Athelstan starrte auf die Tür. »Sir John, haltet Ihr es für möglich, daß Drayton von unseren Schreibern ermordet wurde? Könnte dies der Quell ihres neuerworbenen Reichtums sein?«
    »Möglich ist es«, sagte Cranston. »Aber die Morde unter ihnen wären damit nicht erklärt.«
    »Und wenn sie eine große Diebesbande sind?« meinte Athelstan. »Und das, was wir jetzt erleben, ein Streit unter ihnen ist?«
    Cranston kratzte sich am Kinn. »Ich würde den Vikar der Hölle gern in die Finger bekommen«, sagte er. »In London macht kein Mäuschen ohne seine Erlaubnis Dummheiten. Er könnte sicher ein wenig Licht in diese Sache bringen. Aber jetzt wollen wir unsere feinen Schreiber besuchen und hören, was Master Alcest zu sagen hat.«
     

 
    Athelstan und Cranston wollten das Kontor verlassen, als der Ordensbruder in der Tür noch einmal stehenblieb und zu den Deckenbalken hinaufstarrte, zu den weißgekälkten Wänden zu beiden Seiten und am anderen Ende.
    »Was ist denn, Bruder?«
    »Es macht mich nachdenklich, Sir John. Ich bin schon in allen möglichen Zimmern und Häusern in dieser Stadt gewesen, und Ihr ebenfalls. Aber habt Ihr je einen solchen Raum gesehen, ein perfektes Quadrat? Die Wände stehen so rechteckig zueinander, daß man denken könnte, die Kammer sei von einem Mathematiker entworfen worden.«
    »Und?«
    »Nun, wenn man sich das restliche Haus ansieht, so ist es schäbig und schmutzig. Die Räume sind lang und schmal, die Decken biegen sich durch, die Bodendielen wölben sich hoch. Hier aber ist es anders: ein Steinboden, eine makellose Form.

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