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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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lümmelhafter Coroner, aber so tapfer wie ein Kampfhahn und so unschuldig wie ein Kind. Ein guter Vater, ein liebender Ehemann, ein Mann von tiefgehender Integrität. Er liebt den Wein und das Essen, aber es ist nicht ein Funken Bosheit in dieser mächtigen Gestalt. Aber sag mir, warum schickt Prior Anselm dich her?«
    »Er findet, daß du nun lange genug hier gearbeitet hast. Unser Haus in Oxford braucht einen Lehrer der Naturwissenschaften, einen Mann von deiner Logik und deiner Liebe zum Studieren...«
    »Unsinn!« unterbrach Athelstan. »Es ist der Regent, nicht wahr? John von Gaunt, der Herzog von Lancaster. Er mag mich nicht. Nicht seit dieser Sache in Westminster, als ich die Morde an den Rittern aus den Grafschaften untersuchte. Er weiß, daß mir seine verschlagenen Ränke und hinterhältigen Komplotte bekannt sind.«
    »Seine Gnaden bewundert dich über die Maßen.« Niall ließ das Messer sinken. »Aber ich kann dich nicht belügen, Bruder. Er fürchtet dich. Er befürchtet, daß du die Wahrheit kennst, aber vor allem fürchtet er die Art, wie man dich hier in Southwark liebt und achtet. Der Sommer geht dahin, der Herbst kommt, die Ernte steht bevor. Draußen in den Grafschaften rotten sich die Bauern zusammen und schmieden Komplotte. Gaunt fürchtet einen Aufstand. Armeen, die gegen London marschieren. Und da will er nicht, daß ein Ordensbruder den Pöbel von Southwark aufstachelt.«
    »Als ob ich das täte!«
    »Ich weiß, daß du es nicht tust. Du weißt es, und der Pater Prior weiß es. Aber John von Gaunt weiß es nicht.« Niall erhob sich und klopfte sich die Krumen vom Gewand. »Der Pater Prior möchte dich gern versetzen, und die Sache auf deinem Friedhof könnte der Tropfen sein, der das Faß zum Überlaufen bringt.«
    Athelstan stand seufzend auf. »Sag dem Pater Prior, ich bin ein gehorsamer Sohn des Ordens. Ich werde tun, was er sagt, aber wenn ich versetzt werde, wird mir das Herz brechen. Also leg ein Wort für mich ein, Niall.«
    Sie umarmten einander, und Niall öffnete die Tür und trat hinaus in die Dämmerung.
    Als er gegangen war, setzte Athelstan sich an den Tisch, barg das Gesicht in den Händen und weinte leise. Schließlich wischte er sich das Gesicht ab und atmete tief durch.
    »Ich werde jetzt einen Becher Wein trinken«, sagte er zu Bonaventura, aber der Kater war damit beschäftigt, die Überreste von Nialls Brot und Käse zu vertilgen, und zuckte nur mit dem Schwanz. Athelstan füllte seinen Becher und setzte sich an den Tisch; er konnte jetzt unmöglich schlafen. Er stellte den Weinbecher hin und schob ihn von sich, denn er kannte die Gefahren, die darin lagen: Zuviele Priester tranken und brüteten, wenn sie allein waren, und entfesselten damit die Dämonen ihrer Seele. Also holte er die Tasche mit seinem Schreibzeug, nahm ein Stück Pergament heraus und legte das Tintenhorn auf den Tisch.
    Dann zwang er sich dazu, sich auf die Ereignisse des Tages zu konzentrieren. Er warf eine grobe Zeichnung der Tür in Draytons Kammer auf das Blatt und versuchte sich vorzustellen, wie der alte Geizhals ermordet und sein Geld gestohlen worden war. Wenn er das Silber des Regenten wiederfinden könnte, überlegte er, vielleicht würde John von Gaunt sich dann überreden lassen, mit dem Pater Prior zu sprechen. Wie, so fragte er sich, war der Mann in einer verschlossenen und verriegelten Kammer ermordet worden? Er dachte an die Eisenbeschläge in der Tür und an die beiden Schreiber Flinstead und Stablegate. Waren sie beide schuldig? Oder nur einer? Wenn es einer gewesen war... Athelstan schloß die Augen und konzentrierte sich: Für eine einzelne Person wäre es ebenso schwierig, dieses Verbrechen zu begehen, wie für zwei. Athelstan starrte seine eigene Tür an.
    Stell es dir vor, dachte er. Stell es dir vor, du wärest Drayton. In diese Kammer kommt man nur herein, wenn du es erlaubst! Und wenn sie dann wieder gehen? Du hast einen Armbrustbolzen in der Brust; wie also willst du die Kraft aufbringen, die Tür hinter ihnen zu verschließen? Und warum so viel kostbare Kraft verschwenden, um den Stall zu verriegeln, wenn das Pferd schon weggelaufen ist? Er beugte sich zu Bonaventura hinüber und streichelte ihn. »Dabei fällt mir ein, daß ich unseren guten Freund Philomel besuchen muß.« Athelstan kehrte zu seinen Gedanken zurück. Ein Mörder oder zwei? War das überhaupt wichtig? Er lächelte und klatschte in die Hände, daß Bonaventura einen Satz machte.
    »Natürlich ist es wichtig!«

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