Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
Vom Netzwerk:
Außenwand angebracht waren. Crinkler hatte sich halb schlafend oder betrunken auf das Latrinenbrett fallen lassen, das Brett war durchgebrochen, und Crinkler war in den Tod gestürzt.
    »Der Himmel sei gepriesen!« flüsterte Cranston. »Wir müssen ja alle einmal sterben, aber der liebe Gott ruft uns doch auf die wunderlichsten Arten zu sich.«
    Er schrak auf, als die Glocke von St. Mary Le Bow zu läuten begann — das Zeichen, daß die nächtlichen Ruhestunden vorüber waren. Rasch legte er den Federkiel in seinen Kasten und blies die Kerze aus. Dann raffte er Schwertgurt und Mantel an sich und eilte hinaus in die Cheapside. Noch lag die breite Hauptstraße verlassen da. Bettler, nächtliche Streuner oder Huren, die in den Einmündungen der Gassen lauerten, verschwanden im Handumdrehen, als sie hörten, daß der Lord Coroner unterwegs war. Cranston marschierte auf St. Mary’s zu. Im Turm brannte das Leuchtfeuer noch. Der Coroner betrachtete das weite Portal der Kirche und lächelte, als er Henry Flaxwith und daneben seinen stets wachsamen Samson erblickte.
    »Guten Morgen, Sir John«, rief der Büttel und packte Samsons Leine fester.
    »Ist alles bereit?« fragte Cranston und machte ein überraschtes Gesicht, als eine kleine Seitentür aufging und Athelstan herauskam. »Du lieber Gott, Bruder, was machst du denn hier?«
    »Beten, Sir John. Ich habe gebetet.«
    Athelstan hatte sich gewaschen und rasiert und trug eine saubere Kutte, aber seine Augen sahen aus, als habe er schlecht oder gar nicht geschlafen.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Alles, Sir John. Ich habe kurz nach Mitternacht die Frühmesse gelesen, als der Tumult auf dem Friedhof sich gelegt hatte. Ich bin so wütend auf meine Pfarrkinder, daß ich sie nicht sehen will.« Athelstan seufzte. »Sie können einen Tag ohne ihren Pfarrer verbringen.«
    »Urteile nicht zu hart über sie.« Cranston klopfte Athelstan auf die Schulter. »Gott weiß, warum sie so was tun.«
    »Habt Ihr meine Nachricht bekommen?« fragte Athelstan und wechselte unvermittelt das Thema.
    »Ja«, sagte Sir John. »Ich war bei Master Lesures. Scheu wie ein Karnickel hockte er in seinem Kämmerchen. Er sagt, Alcest habe sich manchmal stutzerhaft aufgeführt und unbedingt Sporen an den Stiefeln tragen müssen.« Cranston pfiff durch die Zähne. »Und ich möchte Alcest noch weiter befragen. Es hat nämlich wieder einen Toten gegeben. Napham.«
    »Das dachte ich mir. Wie ist er gestorben?«
    »In den Binsen auf dem Boden seiner Kammer war eine Fußangel verborgen, ein mächtiges, zackenbewehrtes Ding...«
    »Eine Fußangel, Sir John?«
    »Man setzte sie gegen gepanzerte Ritter ein«, erklärte Cranston, als er Athelstans verständnisloses Gesicht sah. »Stählerne Fallen, die oft auf die Straße gelegt werden, wenn man einen Hinterhalt plant, oder mit denen man bei einer Belagerung einen Graben sichert. Einfach, aber schrecklich, wie eine Rattenfalle. Ein Pferd oder ein Mann setzt den Fuß hinein, und das Ding schnappt zu.«
    »Aber davon stirbt man doch nicht?« wandte Athelstan erstaunt ein.
    »Das Ding hat Napham den Fuß fast abgetrennt«, fuhr Cranston fort. »In seiner Qual muß er eine Kerze umgeworfen haben. Binsen und Bettstatt in seiner Kammer gingen in Flammen auf, und der Arme ist verbrannt. Ein Hausbewohner bemerkte das Feuer, und man konnte es löschen. Seine Kammer liegt im Erdgeschoß und hat einen Steinboden, deshalb hat das Feuer sich nicht gar so rasch ausbreiten können. Ich habe mir Naphams Leiche angeschaut.« Cranston schüttelte den Kopf. »Nur noch verbranntes Fleisch, und das schreckliche Eisen hing noch an seinem Fuß.«
    »Und der Mörder?«
    »Ist wahrscheinlich durch ein Fenster eingestiegen, um das Fußeisen auszulegen. Kaufen kann man so etwas bei jedem Eisenwaren- und Waffenhändler.«
    »Gab es auch ein Rätsel?«
    »Oh ja. Napham hat es nicht gesehen, als er seine Kammer betrat. Es hing an der Wand über der Tür. >Mein nächster ist wie der Schwanz am Ende des Borstenviehs<.« Er öffnete die Augen wieder. »Das Borstenvieh heißt Schwein, und der Schwanz ist das N. Es sieht ja auch aus wie ein Schweineschwanz.«
    Flaxwith platzte dazwischen. »Sir John, wir müssen los. Die Winzlinge werden warten.«
    »Wer?« fragte Athelstan.
    »Die Winzlinge.« Cranston grinste. »Meine entzückenden kleinen Jungen aus Rat’s Castle. Ich werde den Vikar der Hölle fangen.«
    »Wenn das so ist«, sagte Athelstan, »können wir uns unterwegs unterhalten.«
    Und

Weitere Kostenlose Bücher