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Tödliches Rätsel

Tödliches Rätsel

Titel: Tödliches Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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den Tower begleiten, denn wir gehen dorthin, um Master Alcest zu verhören. Er weiß es noch nicht; am besten halten wir es also geheim.«
    Tibault holte tief Luft. »Vor zwei Jahren«, sagte er und setzte sich, »fand Alcest mein kleines Geheimnis heraus. Es gibt da ein Haus in der Cross Street, einen Pfeilschuß von der Priorei von St. John von Jerusalem entfernt.« Er lächelte Cranston düster an. »Es liegt außerhalb der Stadt. Dort trinkt man mit...«
    »Mit jungen Männern?« ergänzte Athelstan.
    »Ja, Bruder. Sehr taktvoll ausgedrückt.«
    »Und das hat Alcest erfahren?«
    »Ja, Alcest hat es erfahren. Er hat mir nicht gedroht, sagte nur, es sei jetzt unser kleines Geheimnis.«
    »Und dafür habt Ihr...?«
    »Dafür habe ich gar nichts getan, Bruder.« Tibault ergriff Athelstans Hand. »Ich schwöre es«, beteuerte er mit rauher Stimme. »Und ich weiß nicht, was sie getan haben.«
    »Aber Ihr hattet einen Verdacht.«
    »Oh ja. Ab und zu ging Alcest tagsüber fort. Er traf sich mit verschiedenen Leuten in dieser oder jener Schenke.«
    »Woher wißt Ihr das?«
    »Einmal bin ich ihm gefolgt. Manchmal, wenn die Schreiber glaubten, ich sei nicht da, habe ich ihr Geplauder belauscht. Sie flüsterten miteinander«, plapperte Lesures. »Und einmal hörte ich, wie Alcest und Peslep wütend mit Chapler redeten, der über irgend etwas empört war. Danach hielten sie sich fern von ihm. Und bei anderer Gelegenheit, die Türen standen einen Spaltbreit offen, ging ich in Pantoffeln die Treppe hinauf. Chapler fehlte, weil er Magenschmerzen hatte. Die Schreiber hatten sich am hinteren Ende des Raumes versammelt. Sie redeten über Geld. Alcest schien sich zu verteidigen.«
    »Mehr habt Ihr nicht erfahren?«
    »Es hörte sich an, als bezichtigten sie Alcest, er habe Geld behalten, das ihnen zukam. Aber die Sache scheint sich geklärt zu haben.«
    »Wurden Namen erwähnt?«
    Lesures schloß die Augen.
    »Los, Sir!« herrschte Cranston ihn an.
    »Einmal hörte ich sie vom Vikar der Hölle reden.«
    »Und Ihr« — Cranston stieß ihm den Finger vor die . Brust — , »Ihr wißt, wer der Vikar der Hölle ist. Ein wohlbekannter Verbrecher.«
    Tibaults Gesicht wurde wachsbleich.
    »Am besten, Ihr gesteht gleich alles«, sagte Athelstan leise.
    »Ich habe sie auch von dem Geldverleiher sprechen hören, der ermordet wurde.«
    »Von Drayton?«
    »Ja. Alcest kannte einen seiner Schreiber, einen Mann namens Stablegate.«
     

 
     
    Sir John und Athelstan standen in Draytons Wohnstube. Der Coroner sah sich immer wieder um; er wartete auf Flaxwith.
    »Lesures verheimlicht uns nach wie vor etwas«, meinte Athelstan.
    »Oh, da bin ich ganz sicher, Bruder«, sagte Cranston. »Wohin er sich auch wendet, er kommt in Schwierigkeiten. Als Dokumentenmeister sollte er seine Schreiber besser im Griff haben. Aber er ist korrupt«, sagte er. »Weich und unaufrichtig. Er möchte sich waschen, ohne sich den Pelz naßzumachen. Ich habe die Absicht, mich der Angelegenheit beizeiten noch einmal zuzuwenden. Aber was diesen Fall hier betrifft, Bruder — du hast eine Lösung gefunden?«
    »Ich glaube ja, Sir John. Aber ich brauche die Unterstützung der beiden Schreiber. Welchen von beiden haltet Ihr für zugänglicher?«
    Cranston verzog das Gesicht. »Stablegate ist hart wie Stahl.«
    »Dann kann der Vorhang aufgehen«, sagte Athelstan. »Kommt, Sir John, betreten wir die Bühne.«
    Sie gingen durch den düsteren Korridor. Der Geruch von Schimmel und Verderbnis war stärker denn je. Athelstan blieb stehen und spähte in die Dunkelheit.
    »Ein kaltes, trostloses Haus, Sir John. Es riecht nach Bösem. Was wird damit geschehen, wenn wir fertig sind?«
    »Es fällt an die Krone«, sagte Cranston. »Der Regent wird es gewinnbringend verkaufen.«
    »Es braucht einen Exorzismus und einen Segen«, sagte Athelstan. »Hier spuken Geister.«
    Die Tür des Kontors war wieder eingehängt worden, aber Athelstan sah, daß ein eiserner Nagel unter dem Gitter gelockert worden war. Die Schraube an der Innenseite war lose und leicht zu drehen. Er winkte Sir John herein und schloß die Tür. Dann klappte er das Gitter herunter und spähte hindurch, als suche er etwas.
    Cranston hörte ein Geräusch und seufzte. »Da kommt Flaxwith mit meinem wunderbaren Weinschlauch. Und unsere Gäste hat er auch mitgebracht.«
    Athelstan öffnete die Tür. Flaxwith reichte Sir John seinen Weinschlauch. Er sah erhitzt aus. Hinter ihm standen die beiden Schreiber mit mürrischen Mienen.

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