Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
sich über die Theke, flüsterte ihm etwas ins Ohr, deutete vorsichtig in Sarahs Richtung. Chris schüttelte den Kopf, antwortete und kam zurück. » Du bist geschäftsschädigend, Schwesterherz. Die Mädels glauben, du wärst meine Freundin.«
» Kannst mir ja ein T-Shirt schenken, auf dem steht: Ich bin nur seine Schwester.«
» Gute Idee!«
Sie spürte, wie ihr der Alkohol zu Kopf stieg. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Bestellte Toast.
Eine kastanienfärbige Mähne tauchte unmittelbar neben ihr auf. » So ein Zufall aber auch«, zirpte die Löwin in höchsten Tönen. » Sarah, was machst du denn hier?«
Ich trinke etwas, und gleich werde ich auch noch was essen.
» Nichts.«
» Find ich ja großartig, dich hier zu sehen.« Conny setzte sich, ohne zu fragen, auf den leeren Barhocker neben sie. Sarah schaute sich um. » Wo ist Sissi?«
» Im Auto. Ist sicherer so. Hier werden gleich jede Menge Leute auftauchen, und ich will nicht, dass ihr irgendwer drauftritt. Die sind ja so unvorsichtig.« Sie sah in Chris’ Richtung, rückte ihren Busen zurecht und flötete. » Chriiis. Das Übliche bitte.«
Das Übliche, dachte Sarah. Conny war also Stammgast im Panorama.
» Und wer kommt jetzt?«, fragte Sarah.
» Ach, einige Leute aus der Filmbranche. Schauspieler, Regisseure, Produzenten. Im Gartenbau war Premiere des neuen Films von Michael Wondrak. Kennst du wahrscheinlich nicht. Du hast ja bis jetzt nicht in meinem Ressort gearbeitet.«
Sie sah sie von der Seite an. » Ist schon schlimm, das mit Hilde, was?«
Chris kam. » Sarah, dein Toast. Conny, ein Campari Orange.« Er stellte beides auf der Bar ab. Die Löwin sah Sarah mit gerunzelter Stirn an. » Du kennst Chris? Ich hab dich hier aber noch nie gesehen.« Sie grinste. » Sag nicht, dass du eine von diesen Hasen bist, die sich dem armen Kerl an den Hals werfen.«
Armer Kerl? Hasen? An den Hals werfen? Es war immer wieder erstaunlich, welch einwandfreien Ruf ihr Bruder genoss. Würde eine Frau das Gleiche tun wie er, wären Nutte und Schlampe wohl noch die harmlosesten Betitelungen. Das 21. Jahrhundert mochte draußen auf der Straße bereits angebrochen sein, aber wenn es um Moralvorstellungen ging, herrschte in den Köpfen mancher Menschen tiefstes Mittelalter. Sogar bei Frauen wie Conny.
» Schwester«, sagte Sarah kauend, » ich bin seine Schwester.« Sie tauchte den Toast in das Ketchup und biss ab. Schinken-Käse-Toast hatte sie schon lange nicht mehr gegessen. Ab und zu schmeckte ihr Fast-Food-Küche.
» Schwester«, wiederholte Conny. Sie schien enttäuscht.
Sarah zuckte mit den Achseln. » Tut mir leid. Ich kann dir leider keine Story bieten.«
» Weißt du schon etwas über Hilde? David hält uns ganz schön hin. Auf meiner Seite wird morgen nicht viel stehen, hab kaum was gefunden. Sie war mal auf dem Juristenball. No na«, posaunte Conny. » Die musste sich Hilde doch alle warmhalten. Obwohl …« Sie tat verschwörerisch, blickte nach rechts und links. » Ich hätte da schon so Fotos … aber die darf ich ja nicht veröffentlichen.« Sie nahm einen kräftigen Schluck Campari Orange. » Wenn ich wollte, sag ich dir, könnte ich einigen Leuten den Arsch aufreißen.«
» Die Politikerhände auf fremden Ärschen?«, fragte Sarah in Andeutung auf die Fotos in Connys Büro.
» Genau die. Aber will ich das?« Die Löwin zuckte gleichgültig mit den Achseln. » Ist nicht mein Stil. Das sollen andere tun.«
Klar doch, dachte Sarah. Nicht dein Stil.
» Was für Fotos?«, fragte sie die Löwin.
Ein Mann betrat das Lokal. Conny sah ihn sofort, obwohl sie mit dem Rücken zur Tür saßen. Die Rückwand der Bar war ein einziger großer Spiegel. » Michi, mein Schatz!«, rief sie, während sie sich vom Hocker schwang. » Der Regisseur«, raunte sie Sarah zu, bevor sie sich in die Arme eines blonden Hünen warf, ihn auf die Wange küsste und wieder freigab. Die Show hatte begonnen. Sarah würde wohl keine Antwort mehr auf ihre Frage bekommen.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, allein sein zu wollen. Alles um sie herum kam ihr auf einmal oberflächlich und bedeutungslos vor. Sie rutschte ebenfalls von ihrem Barhocker.
» Chris, zahlst du für mich?«, rief sie ihrem Bruder zu. Er hob die Hand als Zeichen, verstanden zu haben, und wandte sich wieder einer dunkelhaarigen Schönheit zu. Sarah war sich sicher, sie – wie immer sie heißen mochte – beim Frühstück zu treffen.
In dieser Nacht schlief sie
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